Gute Werbung, schlechte Werbung: So erreicht ihr Adblocker-Nutzer trotzdem

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Am Donnerstag und Freitag treffen sich Marketingexperten wieder bei den Online Marketing Rockstars in Hamburg. Auch eyeo-CEO Till Faida wird als Anbieter von Adblock Plus Speaker einer Masterclass sein. Vorab haben wir ihn im Interview gefragt, wie man mit Background in der Werbebranche auf diese Gründungsidee kommt - und wie ihr Adblocker-Nutzer dennoch erreichen könnt.

 

Für-Gründer.de: Hallo Till, als eyeo-CEO bist du Betreiber von Adblock Plus, einem der populärsten Werbeblocker weltweit. Ganz prinzipiell: Wie kamst du darauf, dieses Produkt 2011 ins Leben zu rufen? Du hast selbst einen Background in der Marketingbranche.

Till Faida von eyeo: Ich war in der Online-Werbebranche tätig, als ich mich mehr mit dem schlechten Image der Anzeigen auseinandersetzte. Ich stieß auf Wladimirs Extension und fand seinen Ansatz, Nutzern mehr Kontrolle über ihre Online-Erfahrung zu geben, sehr interessant. Als wir uns kennenlernten, war er gerade auf der Suche nach Möglichkeiten, wie Webseitenbetreiber trotz Adblocking nicht komplett auf Webeeinnahmen verzichten mussten.

Nach zahlreichen Nutzerbefragungen, in denen uns auffiel, dass den meisten Nutzern bewusst war, dass Webseiten, um zu existieren irgendwie Geld verdienen mussten, riefen wir die Acceptable Ads Initiative ins Leben. Gemeinsam entschieden wir uns unser Vorhaben zu professionalisieren und so gründeten wir im Jahr 2011 eyeo als Firma hinter Adblock Plus und Acceptable Ads.

Adblocker - Till Faida Till Faida ist der CEO von eyeo (Foto: eyeo)

Für-Gründer.de: Kurz zum Hintergrund für unsere Leser: An welcher Stelle verdient ihr mit Adblock Plus Geld?

Till Faida von eyeo: Wir verdienen Geld, indem sehr große Unternehmen, die an Acceptable Ads teilnehmen möchten, eine Lizenzgebühr erbringen.

Für-Gründer.de: Du sprichst dich dafür aus, dass ihr nicht gegen die digitale Werbebranche kämpft, sondern mit eurem Produkt zwischen akzeptabler und nicht akzeptabler Werbung unterscheidet. Was ist in deinen Augen ein Beispiel für akzeptable Werbung?

Till Faida von eyeo: Ich glaube, das Hauptproblem in der heutigen Werbelandschaft sind die niedrigen Preise für Online-Anzeigen. Viele Publisher kleistern ihre Seiten mit Werbung zu, bedenken aber dabei nicht, dass diese gar nicht den gewünschten Effekt erzielt, sondern vielmehr das Gegenteil bewirkt. Nutzer sind genervt von der ganzen Werbung und sie installieren Adblocker, um wieder in Ruhe surfen zu können.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Nutzer möchten in erster Linie respektvoll behandelt werden und darauf beruhen auch die Kriterien für Acceptable Ads. Sie dürfen den Nutzer nicht stören, dürfen nicht den Lesefluss unterbrechen, dürfen also nicht zu groß sein oder den Text unterbrechen und müssen klar als Werbung gekennzeichnet sein.

Ein gutes Beispiel für akzeptable Werbeformate sind unaufdringliche Suchanzeigen. 

Für-Gründer.de: ...und eines für nicht akzeptable Werbung?

Till Faida von eyeo: Werbeformate, die wir als nicht akzeptabel einstufen, sind beispielsweise blinkende Banner, Pop-Ups oder Videos, die automatisch Ton abspielen. Als nicht akzeptabel gelten auch Interstitials, die oftmals den Content einer Seite überdecken.

Für-Gründer.de: Bei den diesjährigen Online Marketing Rockstars bist du Speaker einer Masterclass zum Thema „Adblock Nutzer erreichen“. Welchen Tipp hast du diesbezüglich vorab für unsere Leser, also wie erreicht man die Adblock Nutzer?

Till Faida von eyeo: Adblocker Nutzer sind eine sehr wertvolle Zielgruppe, die am besten mit ansprechender, qualitativ hochwertiger Werbung erreicht wird.

Für-Gründer.de: Ist es nicht paradox, ein Produkt anzubieten, das vor Werbung schützt, und sich zugleich dafür auszusprechen, dass man die Zielgruppe dennoch erreichen kann?

Till Faida von eyeo: Nein. Den Nutzern ist schließlich bewusst, dass Webseiten Werbung brauchen, um zu existieren. Die meisten Adblocker Nutzer installieren Adblocker, um ungestört surfen zu können, weil sie aufdringliche Werbeformate verweigern. Nicht jedoch, weil sie jegliche Werbung ablehnen.

Für-Gründer.de: Die Zielgruppe, die man trotz Adblocker mit Werbung erreicht, stufst du als besonders wertvoll ein. Wie lässt sich diese beschreiben?

Till Faida von eyeo: In unserer Masterclass erfahren Teilnehmer z.B., dass Adblocker Nutzer eine sehr gebildete Zielgruppe sind und, dass Adblocker Nutzer im Durchschnitt mehr Geld online ausgeben, als Nicht-Adblocker Nutzer.

Außerdem - und das hat auch uns gewundert - kaufen Adblocker-Nutzer eher Produkte, nachdem sie eine Werbeanzeige gesehen haben, als Nicht-Adblocker Nutzer.

Für-Gründer.de: Geld verdienen damit, dass man genau das anderen erschwert. Hierfür hast du bereits eine Menge Kritik geerntet und dich auch mehrfach vor Gericht behaupten müssen. Ein hartes Fell musstest du dir schon angelegt haben – gibt es aber nicht doch Momente, in denen du dein Unternehmen sehr kritisch hinterfragt hast?

Till Faida von eyeo: Ich diskutiere sehr gerne und es gehört dazu, dass man bei disruptiver Herangehensweise an einen Markt, einigen Leuten auf die Füße tritt.

Ich habe gelernt, dass du nicht disruptiv sein kannst, ohne zugleich auch kontrovers zu sein. Und dafür braucht es in der Tat manchmal ein dickes Fell.

Für-Gründer.de: Die Online Marketing Rockstars rücken näher – Worauf freust du dich neben deiner eigenen Masterclass am meisten?

Till Faida von eyeo: Ich freue mich auf die spannenden Konversationen mit Partnern, Kritikern und Interessierten, die sich an unserem Stand ergeben werden. Und nach getaner Arbeit freue ich mich auch darauf, mit dem Team einen Abstecher auf die After-Show-Party zu machen.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!

Online Marketing Rockstars 40.000 Teilnehmer werden bei den Online Marketing Rockstars 2018 erwartet (Foto: Julian Huke Photography / Online Marketing Rockstars)

  • Bereits zum 8. Mal findet das OMR Festival in Hamburg statt. Am 22. und 23. März 2018 trifft sich die internationale Online-Marketing-Szene in den Hallen der Hamburg Messe für die Expo sowie die Konferenz. In sieben Jahren sind aus 200 Besuchern 40.000 geworden – und auch das Programm gewachsen, das ihr hier einsehen könnt.
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