Alleine zum Ziel: Diese Gründer blieben ihrer Idee treu und ernteten Erfolg

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Zum modernen Arbeitsleben gehört auch, sich an anstehende Veränderungen anzupassen. Gerade im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung gilt es, up to date zu bleiben. Andrea Fischer und Oliver Herbig hatten das erkannt, konnten aber weder beim Arbeitgeber noch bei Investoren genug Verständnis für ihre Idee finden. So gründeten sie selbst ein Unternehmen für Online-Weiterbildungen: karriere tutor. Gründerin Andrea Fischer berichtet im Gespräch, warum es manchmal besser ist, einen Alleingang zu wagen.

 

GründerDaily: Hallo Andrea, stelle unseren Lesern bitte kurz dein Unternehmen vor.

Andrea von karriere tutor: Wir sind Experten auf dem Feld der Online-Weiterbildung. Unsere Kurse drehen sich um die neuesten IT- und Digital-Inhalte. In ein „Klassenzimmer“ von karriere tutor kann prinzipiell jeder weltweit eintreten, dessen Internetanschluss funktioniert. Teilnehmer, Lehrkräfte, Programmierer und Geschäftsführer kommunizieren nur über das Netz.

GründerDaily: Du hast das Unternehmen zusammen mit Oliver Herbig gegründet. Marc Bachmann wirkt als dritter Geschäftsführer. Welchen Hintergrund habt ihr?

Andrea von karriere tutor: Oliver saß als Franchisenehmer 15 Jahre im Vorstand eines internationalen Weiterbildungskonzerns. Ich habe 17 Jahre Sales- und Marketing-Erfahrung in der Bildungsbranche. Marc ist der IT-Kopf, der Typ Programmierer, der schon als Schüler für Unternehmen Software schrieb.

karriere tutor Von Beginn an auf Erfolgskurs: die Geschäftsführung von karriere tutor um Co-Founderin Andrea Fischer. (Foto: karriere tutor)

GründerDaily: Wie kam es zur Idee für karriere tutor?

Andrea von karriere tutor: Aus der schöpferischen Not heraus. Oliver konzipierte in seinem alten Unternehmen Online-Formate. Es ging um den flexiblen Zuschnitt auf die Bedürfnisse des Kunden. Jeder sollte nicht nur bekommen, was er will, sondern auch wo und wann er es braucht.

Damals arbeitete ich extern an Olivers Projekt. Aber wir rannten im Gesamtunternehmen mit der Idee keine offenen Türen ein. Wenn du das merkst, musst du dich entscheiden: Entweder du trittst deine Idee in die Tonne, setzt dich ins Eck und schmollst, oder du überlegst, wie du deine Strategie veränderst, um ans Ziel zu gelangen. Und weil es zwischen Oliver und mir passte, entschlossen wir uns, karriere tutor zu gründen.

GründerDaily: Ihr habt nach nur einem halben Jahr den Break-Even erreicht, ungewöhnlich schnell. Wie habt ihr das geschafft?

Andrea von karriere tutor: Ich fang mal woanders an. Es gibt Studenten, die kommen nach 14 Semestern Lateinamerikanistik auf die Idee, mit der Erbschaft der Oma eine Kneipe zu eröffnen. Dann verstehen sie die Welt nicht mehr, wenn nach zwei Jahren das Geld weg ist und die Gäste immer noch auf sich warten lassen. Der Grund ist in der Regel simpel: Sie haben keine Ahnung von Gastronomie. Oliver und ich wussten, was wir anbieten, wir wussten, was den Kunden schmeckt, um im Bild zu bleiben. Sicher konnten wir nicht wissen, dass wir den Break-Even nach sechs Monaten knacken, aber genau damit hatten wir gerechnet, im wahrsten Sinne des Wortes.

GründerDaily: Euer Angebot richtet sich verstärkt auch an Soldaten und Arbeitssuchende. Ihr arbeitet deshalb eng mit der Arbeitsagentur zusammen. Wie groß ist der Anteil dieser Personengruppen an euren Kunden?

Andrea von karriere tutor: Die Zielgruppe der Soldaten und Arbeitssuchenden macht circa 70 Prozent unserer momentanen Teilnehmer aus. Jedoch befindet sich der Bereich der Selbstzahler und Unternehmenskunden im Ausbau.

GründerDaily: Ihr habt auf Investoren verzichtet und euch lediglich einen Kredit mit staatlicher Förderung von 100.000 Euro geben lassen. Habt ihr euch bewusst gegen Investoren entschieden?

Andrea von karriere tutor: Ja. Ich glaube aber auch nicht, dass potenzielle Investoren bei uns Schlange gestanden hätten. Wenn jemand ein Restaurant oder eine Galerie eröffnen will, kann sich jeder vorstellen, was gemeint ist. Bei Weiterbildung sieht das anders aus. Erst recht, wenn sich der Fokus komplett auf ein digitales Angebot richtet.

Uns verweigerten Banker Kredite mit dem Hinweis: „Ich kapiere ihr Geschäft nicht."

Ein Investor hätte bedeutet, jemanden ins Boot zu nehmen, der von der Materie weniger versteht als wir. Außerdem mussten wir kein Bürogebäude bauen, keine 1000 Quadratmeter mieten, wir brauchten keinen Investor.

GründerDaily: Wie sieht ein Kurs bei karriere tutor aus? Auf welche Technologien greift ihr zurück?

Andrea von karriere tutor: Unsere Kurse laufen alle in der Cloud, also in einem virtuellen Raum im Internet. Das ermöglicht jedem, von wo auch immer, an der Weiterbildung teilzunehmen.

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GründerDaily: Auch die Prüfungen erfolgen online. Wie stellt ihr sicher, dass niemand betrügt?

Andrea von karriere tutor: Etwa durch Livebetreuung während der Prüfung, Abnahme via Screen- und Videoshare, sehr enge zeitliche Vorgaben bei den Multiple Choice Tests. Da bleibt keine Zeit, heimlich in irgendwelchen Ordnern nach dem Quell der Erkenntnis zu graben.

GründerDaily: Ist ein Nutzer auch zeitlich flexibel? Oder haben die Kurse feste Termine, zu denen man verbindlich teilnehmen muss?

Andrea von karriere tutor: Die Kurse sind in Präsenz- und Eigenlern-Einheiten aufgeteilt. Die Pflicht-Tutorien ergänzen wir durch aufgezeichnetes Videomaterial und Übungsmaterialien.

GründerDaily: Flexibilität steht bei euch auch für eure Mitarbeiter hoch im Kurs. Ihr sprecht von der New Work-Methode. Warum habt ihr euch dafür entschieden? Was sind ihre Vorteile?

Andrea von karriere tutor: Im Auto morgens im Stau zu stehen oder neben ungeduschten Zeitgenossen im Bus, bereitet keine Freude. Aber so verbrachte auch ich über Jahre täglich mindestens anderthalb Stunden, macht 33 Stunden im Monat, fast eine Arbeitswoche. Damals wurde ich über Nacht zur allein erziehenden Mutter von vier minderjährigen Kindern. In so einem Moment wärst du froh, nicht jede Woche gut acht Stunden vergeuden zu müssen. Das vermeiden zu können, gehört zu New Work. Ich bin mir sicher, unter meinen heutigen Arbeitsbedingungen hätte ich damals weit weniger am Rad gedreht. New Work bedeutet auch, für den Großteil meiner Arbeit selbst zu entscheiden, wann ich sie erledige, egal ob morgens um sieben oder nachts um eins.

GründerDaily: Mittlerweile beschäftigt karriere tutor fast 100 Mitarbeiter. Wie viele sind davon Lehrpersonal? Sind sie alle festangestellt?

Andrea von karriere tutor: Knapp 50 Prozent davon unterrichten. Davon ist wiederum die Hälfte halb- und ganztags angestellt. Die anderen schicken Rechnungen.

GründerDaily: Vielen Dank für das Gespräch, Andrea.

Keyfacts über karriere tutor GmbH

  • Gegründet im Jahr: 2015
  • Firmensitz in: Königstein im Taunus
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 68 Mitarbeitern
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch: Eine Bank zusammen mit der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft in Kiel, die Gelder des Europäischen Sozialfonds verwaltet.
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/uns folgende:
    • Menschen: Unsere Dozenten und Mitarbeiter
    • Tools: Diverse IT-Tools, Webinarsoftware und CRM.
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