Nach der DSGVO: Start-up bietet Kontrolle über eure persönlichen Daten

|
Weitere Themen

Nicht erst seit der DSGVO ist das Thema Datenschutz in aller Munde. Den Nerv der Zeit treffen ein ehemaliger Schufa-Mitarbeiter und ein Datenspezialist mit ihrem Start-up "it's my data". Das Unternehmen will Privatpersonen ermöglichen, auf die eigenen Daten zuzugreifen und diese sogar zu monetarisieren. Mehr über die Geschäftsidee erzählen die beiden Gründer im Interview.

 

Für-Gründer.de: Hallo Michael, 2017 hast du it’s my data ins Leben gerufen, um Menschen die Kontrolle über ihre persönlichen Daten zurückzugeben. Erkläre unseren Lesern doch kurz die Idee.

Michael von it's my data: Alexander und ich waren und sind überzeugt, dass die persönlichen Daten der Bürger künftig eine immer wichtigere wirtschaftliche Rolle spielen werden. Nur leider betrachten Unternehmen diese Daten sehr oft noch als ihr Eigentum.

Nachdem jeder Bürger jetzt seit dem 25. Mai mit der EU-Datenschutz-Grundverordnung das Recht auf seine persönlichen Daten hat, dachten wir uns, dass es dafür auch Instrumente braucht, um sein Recht in die Tat umzusetzen und um Unternehmen auf Augenhöhe zu begegnen.

Und weil es so etwas noch nicht gab, haben wir im letzten Jahr it’s my data gegründet. Wie man sieht, treffen wir damit voll den Zeitgeist. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte gerade vor einer Welt, in der Bürger kostenlos Daten liefern, mit denen andere Geld verdienen. Auch Ökonomen fordern eine Plattform, auf der Nutzer ihre Daten zentralisieren und somit einen Mehrwert für sich erzielen können. it’s my data kann hier eine Schlüsselposition übernehmen.

Für-Gründer.de: Das Gründerteam besteht aus zwei Köpfen und einem Investor: Welchen Background habt ihr, dass ihr auf diese Idee kamt?

it's my data Alexander Sieverts (l.) und Dr. Michael Giese (r.) sind die Gründer von it's my data (Foto: it's my data)

Michael von it's my data: Wir kommen ja alle drei von der Unternehmensseite. Haben viele Jahre in führenden Positionen gearbeitet. Ich zuletzt bei der Schufa. Alexander als CEO beim Datenspezialisten Axon Insight. Wir haben uns schon sehr früh mit dem Thema Daten befasst – nicht nur was man mit Daten im CRM, im Marketing und der Kundenakquise alles erreichen kann, sondern wem sie gehören und welchen Wert sie haben. Uns war dann unabhängig voneinander irgendwann schnell klar, dass der Umgang mit Daten in Zukunft nur gleichberechtigt stattfinden kann. Das war die Initialzündung für it’s my data.

Dann kam mit Ralph die richtige Unterstützung zur richtigen Zeit. Ralph hatte sein Lebenswerk – die STP Informationstechnologie AG – verkauft und investiert nun sein Vermögen als Impact Investor in Projekte für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel. Er rief unter anderem die Unternehmerinitiative „Fairantwortung“ ins Leben, eine Plattform für ökonomisches Denken und ökologisch verantwortliches Leben und Handeln. Seit seinem Engagement bei it‘s my data setzen wir uns gemeinsam für die persönliche Datensouveränität ein, weil es uns allen drei ein wichtiges Anliegen ist.

Für-Gründer.de: Alexander, die Nutzer von it’s my data sollen nicht nur auf ihre eigenen Daten zugreifen können, sondern auch Möglichkeiten erhalten, diese zu monetarisieren: Wie genau kann man sich das vorstellen?

Alexander von it's my data: Grundvoraussetzung dafür ist, dass jeder Bürger die Kontrolle über seine Daten bekommt. Zuallererst die Einsicht, aber auch das Recht auf Vergessen und Korrektur. Durch diese neue Machtposition oder auch Datenhoheit kann dann jeder Nutzer durch it’s my data selbst entscheiden, was mit seinen Daten passiert. Er kann beispielsweise sämtliche über ihn gespeicherte Daten Unternehmen zur Verfügung stellen. Und im Gegenzug Dienstleistungen, Rabatte oder auch Geld erhalten. Dabei begleiten wir den Nutzer. Die Übertragung der Daten an Unternehmen und die Einhaltung der Verträge wird von it’s my data begleitet und kontrolliert.

it's my data Screenshot Webseite Langfristig sollen Nutzer von it's my data das Geschäft mit ihren Daten selbst monetarisieren können (Foto: Screenshot itsmydata.de)

Für-Gründer.de: An welcher Stelle verdient ihr bei diesem Geschäftsmodell Geld?

Alexander von it's my data: Grundnutzen unseres Angebots ist das persönliche Datenkonto und die Möglichkeit, den gesamten Datenstrom hierüber zu organisieren und seine persönlichen Daten von Unternehmen auf dieses Datenkonto abzurufen. Dazu bieten wir ein Daten-Cockpit, in das Daten aus zwölf verschiedenen Lebensbereichen fließen können und so zunächst zu einem Mehrwert durch Erkenntnisgewinn des Users beitragen. Aber eben auch quasi als Verhandlungsmasse gegenüber Unternehmen genutzt werden können. Wir verdienen an den Datentransaktionen.

Für-Gründer.de: ...und inwiefern habt ihr selbst Zugriff auf Daten der Nutzer?

Alexander von it's my data: Das persönliche Datenkonto gehört dem User und genauso die Daten darin. It’s my data kann nur im Rahmen seiner Angebotsfunktion und seiner Datenmanagementprozesse auf die Daten zugreifen. So werden einige definierte Daten zur Kontrolle, aber auch zum Peer-Vergleich anonymisiert gespeichert. Mehr erlauben wir uns nicht. Der Kunde ist Herr über seine Daten und nur er entscheidet, wohin die Daten fließen und wofür sie eingesetzt werden.

Für-Gründer.de: Frisch nach in Kraft treten der DSGVO trefft ihr einen Nerv der Zeit, dennoch müsst ihr eure Bekanntheit - wie andere Start-ups auch - erst erzielen. Auf welche Marketingkanäle setzt ihr für dieses Thema? Facebook und Google sind als „Datenschutz-Übeltäter“ vermutlich eher nicht der richtige Weg?

Michael von it's my data: Mit Suchmaschinenoptimierung werden wir sicher viel zu kurz greifen und auch Online-Werbung dürfte für uns ineffizient sein. Wir fokussieren uns auf Kooperationen mit Unternehmen, die unser unabhängiges Portal nutzen. Damit können sie ihren Kunden zeigen, dass sie beim Thema Daten auf Transparenz setzen.

Für-Gründer.de: Seit Anfang Juni können sich Interessierte bei euch registrieren: Wie funktioniert das Schritt für Schritt?

Michael von it's my data: Die Registrierung ist denkbar einfach und erfolgt im 2-Step-Verfahren.

  • Im ersten Schritt brauchen wir zur Identifizierung die Eingabe von Name, Adresse und Geburtsdatum. Dadurch wird eine Double Opt-in-E-Mail ausgelöst, die bestätigt werden muss, damit die Identität der Person sicher ist.
  • Im zweiten Schritt gibt der User einen PIN ein, den er als SMS auf sein Telefon erhalten hat. Damit ist jeder User auch über die Telefonnummer identifiziert.

Danach kann das persönliche Datenkonto inklusive E-Mail-Konto zur Datenübertragung angelegt werden.

Für-Gründer.de: In Kürze wollt ihr auch einen Bonitätsnachweis anbieten, der zur Vorlage bei Vermietern oder Banken dienen soll – was sind die Vorteile gegenüber einem klassischen Schufa-Auszug?

Michael von it's my data: Bei dem Bonitätszertifikat von it’s my data handelt es sich um eine Zusammenstellung der Daten von vier verschiedenen Auskunfteien. Diese Daten sind personenbezogen, gehören also dem User, daher kann er sich diese Daten auch umsonst auf sein Datenkonto laden. Wir kombinieren diese Daten zu einem Bonitätszertifikat, geben dabei alle vier Bonitäts-Scores an und klären zusätzlich, ob negative Daten über den User verfügbar sind.

Das alles funktioniert nur durch unsere Datenprozesse, die sicherstellen, dass die Datenkonten a) sicher sind und b) dass die Daten, die von unterschiedlichen Quellen geladen werden nicht manipuliert werden können – auch nicht vom User! Für das Zertifikat verlangen wir lediglich 6,- € einmalig oder 12,- € im Jahr, was im Vergleich zur Schufa mit knapp 30,- € konkurrenzlos günstig ist.

Für-Gründer.de: Da kommt bei uns das Stichwort Akzeptanz auf: Schließlich muss die Auskunft auch von den entsprechenden Stellen als valide anerkannt werden: Welche Maßnahmen plant ihr in dieser Hinsicht?

Alexander von it's my data: Der Dreh- und Angelpunkt dabei ist die Güte und die Qualität unserer Prozesse. Denn wenn wir Daten von verschiedenen Quellen herunterladen, müssen wir sicher sein, dass die Daten stabil und nicht manipulierbar sind. Dazu planen wir, unsere eigenen Prozesse zertifizieren zu lassen. Eine innere Sicherheit liefert übrigens die Konstruktion unseres Zertifikats, weil es vier unabhängige Quellen nebeneinander aufnimmt und darstellt. Das ist unseres Wissens nach einzigartig.

Für-Gründer.de: Ein kleines Abschluss-Plädoyer: Warum sollte man spätestens jetzt anfangen, seine Daten zu schützen?

Alexander von it's my data: Es geht nicht nur um Schutz, sondern darum, erst mal zu wissen, über welche Daten verfüge ich überhaupt. In den kommenden Jahren wird die Bedeutung der persönlichen Daten erheblich zunehmen. Und es geht vielleicht auch noch gar nicht darum, diese jetzt schon zu monetarisieren, sondern darum sich zu überlegen, was kann ich damit alles bewirken – zum Beispiel im Verbund mit meiner Familie, meinen Freunden etc. Wir sind dankbar, in einem freien Europa zu leben, das den Datenschutz des Einzelnen so hervorhebt. In den Ländern, wo dies nicht der Fall ist, wird man in Kürze sehen, zu welchen Einschnitten an Freiheit dies führt.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für dieses spannende Gespräch!

Keyfacts über it’s my data

  • Gegründet im Jahr: 2017
  • Firmensitz in: München
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 12 Personen
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: unseren Investor, Ralph Suikat
zurück
München
Datenschutz
datensicherheit
dsgvo
Privatsphäre
Bonität