Traditionelle Konzepte neu gedacht: Drei kreative Ideen für euren Laden
Der Internethandel schadet dem Einzelhandel. Zumindest hört man diesen Pauschalvorwurf immer wieder. Wer mit dem eigenen Laden Erfolg haben möchte, muss deshalb vor allem eins sein: kreativ! Denn nur wer mit der Zeit geht und sein Geschäftsmodell entsprechend anpasst, kann langfristig am Ball bleiben. Aber was ist denn ein kreativer Laden überhaupt? Das zeigen wir euch anhand dieser drei Geschäftsideen.
Horst Retail Store - Do it yourself im Trend
Ein Laden für Bastler und Selbstmacher findet sich im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld. Hier steht seit Ende 2018 Horst, kurz für Home Renovation Store. Das bedeutet im Klartext: Wer selbst aktiv werden möchte, um sein Haus oder seine Wohnung individuell umzugestalten, der wird bei Horst fündig. Dabei richtet sich das Angebot explizit und in erster Linie an die Bewohner der Großstadt. Das grenzt Horst von üblichen Baumärkten ab. Für dieses Konzept erhielt Horst im Übrigen die Auszeichnung "Store of the Year 2019" des Handelsverbands Deutschland in der Kategorie Home/ Living.
Dass das Motto "Do It Yourself" im Trend liegt, scheint bei genauer Betrachtung nicht weiter verwunderlich. Viele Geschäftsmodelle zielen mittlerweile darauf ab, den stets beschäftigten und reizüberfluteten Menschen der modernen Arbeitswelt ein wenig Entschleunigung zu bieten. Soll heißen: Wer den Großteil des Tages vor dem Bildschirm verbringt, freut sich in seiner Freizeit über ein bisschen körperliche Arbeit, etwas Handfestes.
Hieran sieht man auch gleich, weshalb Horst nicht in direkter Konkurrenz mit Online-Anbietern steht. Das Heraussuchen der passenden Materialien, Ausprobieren verschiedener Dinge und ein klärendes Gespräch mit einem Fachmitarbeiter gehören in der Regel einfach zum DIY-Projekt des normalen Hobby-Bastlers.
Cosita Bonita - Willkommen in Mexiko
In den meisten Fällen empfiehlt es sich, eine klare Schiene zu fahren. So auch im Einzelhandel. Masse ist nicht gleich Klasse, eine Vielzahl verschiedenster Artikel und ein riesiges Angebot sind daher nicht unbedingt positiv. Viel wichtiger ist es, dass ihr eine Auswahl an thematisch passenden Produkten anbietet. Das können zum Beispiel Feinkost-Lebensmittel sein. Oder auch Schreibwaren.
Im Falle von Cosita Bonita ist das verbindende Element ein Land: Mexiko. Alles in diesem Laden stammt aus dem zentralamerikanischen Land, egal ob es sich dabei um Hot Sauce, Tequila, Schmuck oder Einrichtungsgegenstände handelt. Der Laden ist liebevoll - und vor allem bunt - eingerichtet, das Ambiente stimmt.
Eine original mexikanische Limo kann an heißen Tagen auch auf einem landestypischen Designer-Korbsessel vor dem Laden eingenommen werden. Zum idealen Urlaubsfeeling fehlt da nur noch eine Schnulze von Vicente Fernández im Hintergrund... or does it? Das findet ihr am besten selbst heraus. Mittlerweile gibt es bereits zwei Cosita-Bonita-Stores, einen in Köln und einen in Tübingen.
Cosita Bonita heißt übersetzt übrigens so viel wie "hübsches kleines Ding". Ihr findet hier die verschiedensten Produkte, trotzdem ist von Beginn an klar, weshalb man diesen Laden aufsucht. Die Kunden wollen etwas Mexikanisches, vielleicht als Geschenk für den Freund, der sich gerne an den Urlaub am Strand erinnert, oder für die Freundin, die gerne Chili isst. Das Produkt ist in diesem Beispiel nur zweitrangig, das Konzept des Ladens ist vielmehr entscheidend und lädt Kunden dazu ein, persönlich vorbeizuschauen.
Das Problem Onlineshop versus Ladengeschäft stellt sich bei Cosita Bonita nicht, da der Laden beides miteinander verbindet und den Großteil seiner Waren auch online verkauft. Ein Modell, das mittlerweile von vielen Geschäften im Einzelhandel angeboten wird.
Organicc - Fair Fashion in Frankfurt
Das Bewusstsein für Umwelt und Umfeld wächst, gerade bei jungen Erwachsenen. Das zeigt sich allein schon an der wachsenden Fridays-for-Future-Bewegung. Und auch faire Mode erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Klar, mit einem Fair-Fashion-Geschäft werdet ihr nicht H&M und Co. die Kundschaft streitig machen. Das sollt und müsst ihr aber auch gar nicht, denn eure Zielgruppe ist eine ganz andere.
Ein Laden für faire Mode in Frankfurt ist Organicc. Die Kleidungsstücke hier sind allesamt Fairtrade, also unter möglichst guten Bedingungen für die Arbeiter produziert. Außerdem sind die Kleidungsstücke weitestgehend aus recycelten Materialien oder aus Bio-Baumwolle. Wie überall in der Mode spielen auch in der Fair Fashion Markennamen eine große Rolle. Bei Organicc findet ihr daher auch Top-Marken des Fair Fashion Business, wie zum Beispiel Armedangels oder Lanius.
Wenn eure Zielgruppe wie hier aus umweltbewussten Personen besteht, tretet ihr nicht direkt in einen Konkurrenzkampf mit diversen Onlineshops. Denn wer sich aus Überzeugung gegen Billigware und stattdessen für deutlich teurere Produkte entscheidet, weil diese nachhaltig und unter besseren Bedingungen produziert wurden, der verzichtet aller Voraussicht nach auch gerne auf den Lieferservice.
Außerdem haben gerade Modegeschäfte noch immer einen großen Vorteil gegenüber Onlineshops: Eure Kunden können die Kleidungsstücke anprobieren und sind nicht auf ungefähre Größenangaben angewiesen. Das und die Vor-Ort-Beratung sind klare Gründe, die für einen Besuch im Laden sprechen.
Learnings: Das ist wichtig, wenn ihr euren Laden eröffnet
Drei Läden - drei sehr verschiedene Konzepte. Trotzdem könnt ihr an diesen Beispielen einige grundlegende Erkenntnisse festhalten.
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#1 Onlineshop und Laden widersprechen sich nicht
Viele moderne Geschäfte verbinden heutzutage das typische Ladengeschäft mit einem Onlineshop. Damit habt ihr eine zweite Plattform, über die ihr eure Produkte verkaufen könnt. Außerdem steigert ihr generell eure Präsenz und macht auf euch aufmerksam. Aber Achtung: Überlegt euch zuvor ganz genau, ob der Onlineverkauf für euch und eure Zielgruppe eine sinnvolle Ergänzung wäre.
#2 Klares Konzept ausarbeiten und konsequent bedienen
Was wollt ihr euren Kunden bieten? Das Konzept eures Ladens sollte stimmig sein und einen klaren Anreiz dafür geben, das Geschäft überhaupt zu betreten. Welches Thema ihr dabei im Kopf habt und welches Konzept ihr verfolgt, bleibt komplett eurer Fantasie überlassen, sofern ihr euch auf eine klare Linie festlegt.
Dieser Tipp gilt übrigens nicht nur für euren Laden, sondern zum Beispiel auch für Restaurants: Ihr habt Sushi, Schnitzel, italienische Pasta und indische Spezialitäten auf der Karte? Legt euch lieber auf eine Richtung fest! Ansonsten wird das Angebot zu beliebig.
#3 Kompetenz und Kundenumgang
Der größte Vorteil des stationären Einzelhandels besteht wohl in der Beratung durch kompetentes Fachpersonal. Denn mal Hand aufs Herz: Wie oft habt ihr euch schon über Onlinebestellungen aufgeregt, weil diese sich im Endeffekt als unpassend oder minderwertig herausgestellt haben? Eben.
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