Geld Was verdient ein Coach?

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Inspiration

Coaching boomt – aber wie sieht es mit dem Verdienst aus? Die RAUEN Coaching-Marktanalyse 2024 bietet tiefe Einblicke in die Einkommen von Coaches in Deutschland – und zeigt, wie stark diese von Faktoren wie Berufserfahrung, Geschäftsmodell oder Zielgruppe abhängen. Wir haben die wichtigsten Zahlen und Hintergründe zusammengefasst.

Business-Coach hält Präsentation vor einem Team
Der Coaching-Markt in Deutschland: das Einkommen variiert stark.

Was macht ein Coach?

Ein Coach ist eine professionelle Begleitperson auf Zeit mit dem Ziel, Menschen bei beruflichen oder persönlichen Herausforderungen zu unterstützen. Coaches helfen ihren Klienten dabei, Entscheidungen zu treffen, neue Perspektiven zu gewinnen oder Konflikte konstruktiv zu lösen. Typische Anlässe sind:

  • Karriere
  • Führung
  • Stress- und Zeitmanagement
  • Veränderungsprozesse im Unternehmen
  • Persönlichkeitsentwicklung

Wichtig: Coaching ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Das heißt, jede Person kann sich "Coach" nennen, unabhängig von Ausbildung oder Berufserfahrung. Seriöse Coaches weisen jedoch fundierte Qualifikationen vor und sind Mitglied in Berufsverbänden (z. B. DBVC, ICF Deutschland, DCV).

Jahreseinkommen: Fast 90.000 € im Durchschnitt

Im Jahr 2024 lag das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen von Coaches bei 89.249 €. Das ist ein leichter Rückgang um knapp 1 % im Vergleich zu 2023, aber weiterhin deutlich über dem Niveau von 2022 (84.568 €). Der langjährige Höchstwert von 2020 (105.261 €) bleibt allerdings in weiter Ferne.

Coaching wird zum Hauptgeschäft

2024 erzielten Coaches im Schnitt 47,10 % ihres Bruttojahreseinkommens direkt durch Coaching. Das ist ein neuer Höchstwert – und ein deutliches Signal: Coaching ist längst kein Nebenerwerb mehr, sondern für viele zum wirtschaftlichen Kern ihrer Selbstständigkeit geworden. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil um 7,61 Prozentpunkte gestiegen, gegenüber 2020 sogar um fast 10 Prozentpunkte.

Der Wandel zeigt sich auch in der Berufsstruktur. Immer mehr Coaches arbeiten ausschließlich freiberuflich oder solo-selbstständig, anstatt Coaching nur nebenbei oder im Angestelltenverhältnis auszuüben. Die Profession entwickelt sich also klar in Richtung Hauptberuflichkeit. Coaching wird als eigenständiges Geschäftsmodell immer relevanter.

Stundensatz: 176 € im Schnitt – mit Ausreißern

Coaches verlangten im Schnitt 175,98 € netto pro Stunde, was einem Anstieg von 4,67 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit nähert sich der Stundensatz wieder dem Vor-Corona-Niveau an. Doch hinter dem Mittelwert verbirgt sich eine beträchtliche Spannweite mit Ausreißern sowohl nach oben als auch nach unten.

Top-Verdiener: selbstständige Coaches mit freien Mitarbeitern

Diese Gruppe verlangte im Schnitt 221,07 € pro Stunde – absolute Spitze. Bemerkenswert ist, dass sie damit sogar über dem Satz der selbstständigen Coaches mit festen Angestellten lagen, obwohl Letztere formell die größeren Unternehmen führen. Diese Entwicklung deutet auf eine zunehmende Marktangleichung hin, oder auf einen bewussten Strategiewechsel in der Preisgestaltung.

Vorne mit dabei: Coaches mit über 15 Jahren Erfahrung

Auch Coaches mit über 15 Jahren Erfahrung stehen am oberen Ende der Skala. Sie berechneten im Schnitt 212,23 € pro Stunde. Das sind rund 36 € mehr als der Durchschnitt und eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr.

Geringverdiener: Coaches mit unter 5 Jahren Erfahrung

Am anderen Ende des Spektrums stehen die Berufseinsteiger mit weniger als fünf Jahren Erfahrung. Ihr durchschnittlicher Stundensatz betrug 150 €. Zwar ist das der höchste Wert, den diese Gruppe jemals erreicht hat. Doch der Abstand zu den erfahrenen Kolleginnen und Kollegen bleibt erheblich. Erfahrung zahlt sich also buchstäblich aus.

Coaching-Honorar: Stundensatz dominiert, Alternativen wachsen

Doch wie lassen sich Coaching-Leistungen am besten abrechnen? 2024 erfolgte in 70,88 % der Fälle die Vergütung weiterhin klassisch über Stunden- oder Tagessätze.

An zweiter Stelle steht mit 22,77 % die Abrechnung über Paket- oder Programmpreise. Hier zählt nicht mehr die Dauer, sondern das Ziel: Klienten buchen z. B. ein mehrwöchiges Coaching-Programm zu einem Festpreis. Das bietet Kostensicherheit für Klienten, aber auch strategische Kalkulierbarkeit für Coaches.

Interessant ist auch die Kategorie der "sonstigen" Vergütungsformen (6,35 %), die kreative oder ideelle Ansätze umfasst:

  • Pro-bono-Angebote für Menschen ohne Budget
  • Festgehälter bei internen Coaches in Unternehmen
  • Jahreskonzepte mit monatlicher Zahlung
  • Spenden an NGOs statt Honorar
  • Rahmenverträge, Stundenkontingente oder Workshophonorare mit Einmalzahlung

Diese Vielfalt zeigt: Wer am Markt bestehen will, braucht nicht nur Coaching-Kompetenz, sondern auch unternehmerisches Gespür bei der Preisgestaltung.

Coaching: Diese Faktoren beeinflussen das Einkommen

Die Analyse zeigt auch: Das Einkommen von Coaches hängt nicht allein vom Stundenhonorar ab, sondern von einer ganzen Reihe struktureller und persönlicher Faktoren. Wir haben die wichtigsten Einflussgrößen zusammengetragen.

1. Erfahrung

Coaches mit mehr als 15 Jahren Berufspraxis erzielten ein durchschnittliches Bruttojahreseinkommen von 110.238 €. Auch der Coaching-Anteil am Gesamteinkommen war bei erfahrenen Coaches mit 50,96 % besonders hoch. Zum Vergleich: Coaches mit weniger als fünf Jahren Erfahrung verdienten im Jahr nur 65.804 €. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Wer sich langfristig etabliert, kann höhere Preise aufrufen.

2. Geschlecht

Auch im Coaching-Markt ist der Gender Pay Gap spürbar: Während männliche Coaches 2024 im Schnitt 191,14 € pro Stunde berechneten, waren es bei weiblichen Coaches nur 169,49 €. Das entspricht einer Differenz von über 21 € pro Stunde und einem Einkommensunterschied von rund 12 %. Zwar ist der Abstand etwas kleiner geworden als in den Vorjahren, doch die Zahlen zeigen deutlich: Auch in einer vermeintlich modernen und offenen Branche wie dem Coaching existieren nach wie vor strukturelle Ungleichheiten.

3. Verbandszugehörigkeit

Coaches, die Mitglied in einem Berufsverband sind, verdienten im Schnitt 97.857 € im Jahr. Das sind rund 17.000 € mehr als Kolleginnen und Kollegen ohne Verbandszugehörigkeit, deren Jahreseinkommen bei 80.536 € lag. Auch beim Stundensatz haben Verbandsmitglieder die Nase vorn: Sie berechneten im Durchschnitt 185,57 €, während Nicht-Mitglieder mit 171,86 € spürbar darunter lagen. Wer sich also professionell positioniert, seine Qualität sichtbar macht und Zugang zu Netzwerken und Fortbildungen nutzt, kann höhere Preise durchsetzen.

Weiblicher Coach steht vor einer Gruppe und hält einen Vortrag
Gender Pay Gap: auch auf dem Coaching-Markt gibt es Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern.

In diesen Branchen sind Coaches am häufigsten tätig

Coaching ist längst nicht mehr nur Chefsache. Es hat sich in weiten Teilen der Arbeitswelt etabliert. Ob Führungskräfteentwicklung, Resilienz oder Teamprozesse: Coaches finden dort ihre Klienten, wo der menschliche Faktor im Berufsalltag besonders zählt. Die folgenden Branchen bilden das Herzstück des deutschen Coaching-Marktes.

1. Dienstleistungen

Mit 35,76 % ist der Dienstleistungssektor die mit Abstand wichtigste Branche für Coaches. Dazu zählen unter anderem Beratungsfirmen, Agenturen, Logistik- und Serviceunternehmen. Der große Anteil lässt sich auch damit erklären, dass viele dieser Unternehmen selbst keine internen Coaches haben und externen Beratungsbedarf decken müssen. In der vielfältigen Dienstleistungsbranche sind vor allem Business-Coaches gefragt. Die Zielgruppen sind häufig Führungskräfte im mittleren und oberen Management, Projektleiter oder Teams.

2. Bildungswesen

Mit 32,90 % ist das Bildungswesen die zweithäufigste Branche. Hier arbeiten Coaches oft mit Führungskräften aus Schulen, Hochschulen oder Bildungseinrichtungen, aber auch mit pädagogischen Fachkräften, die ihre Kommunikations- oder Führungskompetenz verbessern wollen. Dabei handelt es sich häufig um pädagogische Coaches, Lehrkräfte-Coaches oder Supervisoren.

3. Gesundheitswesen und Medizin

Mit 25,81 % liegt das Gesundheitswesen auf Platz drei. In einer Branche mit hoher Belastung, Schichtarbeit und Personalmangel ist der Bedarf an Coaching für Resilienz, Stressbewältigung und Führung besonders hoch. Hier kommen Gesundheitscoaches, Resilienz-Coaches und teilweise auch psychologisch geschulte Business-Coaches zum Einsatz.

4. Sozialbereich

Rund 24 % der Coaches sind in sozialen Einrichtungen aktiv – etwa in der Jugendhilfe, Pflege oder bei Trägern sozialer Dienste. Dabei liegt der Fokus oft auf Teamprozessen, Kommunikation, Abgrenzung, Selbstwirksamkeit und Führung im Non-Profit-Kontext. Gefragt sind hier systemische Coaches, Supervisoren und Coaches mit Kenntnissen aus der Sozialarbeit.

5. Öffentlicher Dienst

Mit 22,58 % ist auch der öffentliche Dienst ein wichtiger Markt. Coaching wird hier vor allem im Rahmen von Führungskräfteentwicklung und Change-Prozessen eingesetzt. Im öffentlichen Dienst dominieren interne Business-Coaches, Change-Coaches oder Agile-Coaches. Themen sind Führung, Umgang mit Hierarchien, Entscheidungsprozesse, Teamarbeit und Transformation öffentlicher Strukturen.

Business-Coach, Agile-Coach und Co.: Gehälter im Vergleich

Wir haben die Durchschnittsgehälter der gängigsten Coaching-Berufe von bekannten Gehaltsvergleich-Portalen zusammengetragen. Die Angaben stammen in der Regel von angestellten Coaches. Das Gehalt von selbstständigen Coaches kann stark davon abweichen.

Coach-Art Durchschnittliches Jahreseinkommen
Agile-Coach ca. 61.000 €
Pädagogik-Coach ca. 45.390 € - 67.000 €
Business-Coach ca. 50.900 €
Systemischer Coach ca. 47.300 €
Gesundheitscoach ca. 30.000 €

Die Zahlen zeigen deutlich: Coaching ist kein einheitlicher Berufszweig, sondern ein breites Feld mit stark unterschiedlichen Einkommensniveaus. Wer als Coach erfolgreich sein will, sollte daher nicht nur fachlich überzeugen, sondern sich auch strategisch positionieren.

So lohnt sich Coaching 2025: 5 Tipps

Wer sich als Coach selbstständig machen möchte, betritt einen spannenden, aber auch wettbewerbsintensiven Markt. Die folgenden Tipps zeigen, wie man Coaching möglichst profitabel betreiben kann.

1. In Ausbildung investieren

Weil Coaching kein geschützter Beruf ist, sind Qualität und Zertifizierung umso wichtiger. Wer eine fundierte Ausbildung vorweisen kann und Mitglied in einem anerkannten Berufsverband ist (z. B. DBVC, ICF, DCV), gewinnt Vertrauen und setzt sich von Hobby-Coaches ab.

2. Marktforschung betreiben

Die Coaching-Branche boomt – aber sie ist auch breit gefächert. Ob Business-Coaching, Gesundheitscoaching oder systemische Begleitung: Jede Nische hat ihre eigene Zielgruppe, Preisstruktur und Positionierungsstrategie. Das macht eine gründliche Marktforschung unerlässlich.

3. Kluges Abrechnungsmodell wählen

Die meisten Coaches rechnen klassisch nach Stunden oder Tagen ab. Doch je nach Zielgruppe und Angebot können auch Paketpreise, Rahmenverträge oder Workshop-Pauschalen können sinnvoll sein. Wichtig: Das Modell muss für den Coach wirtschaftlich und für die Klienten nachvollziehbar sein.

4. Unternehmerisch denken

Coaching ist kein Ehrenamt, sondern ein Geschäft. Leistungen, Preise, Zielgruppen und Vermarktung müssen professionell geplant werden. Ein klarer Businessfokus ist der Schlüssel zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit. Die Erstellung eines Businessplans kann dabei helfen.

5. Rolle verstehen, Grenzen kennen

Coaches sind keine Therapeuten oder klassische Berater. Sie begleiten Menschen bei konkreten beruflichen oder persönlichen Herausforderungen, ohne Ratschläge zu geben. Klare Abgrenzung und professionelle Haltung sind Pflicht.

Fazit

Coaching ist mehr als ein Trend. Es ist ein zunehmend professionalisiertes Berufsfeld mit klarem wirtschaftlichem Potenzial. Wer sich als Coach etablieren will, sollte wissen: Der Markt wächst, aber er verlangt Qualifikation, unternehmerisches Denken und strategische Positionierung.

Einkommen und Stundensätze variieren je nach Erfahrung, Spezialisierung und Zielgruppe stark. Wer langfristig in Qualität investiert, sich klug vernetzt und ein klares Angebot entwickelt, kann vom Coaching nicht nur leben, sondern gut davon verdienen.

Quellen:

RAUEN Coaching-Marktanalyse 2024

stepstone.de: Agile Coach Gehälter in Deutschland; Business Coach Gehälter in Deutschland; Systemische/r Coach/in Gehälter in Deutschland

gehalt.de: Was verdient eigentlich ein Pädagogik Coach?

medi-karriere.de: Gesundheitscoach Gehalt in Deutschland 2025

 

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