10 Tage Bildungsurlaub für Yoga

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Best Practice

Bis zu einer Woche Bildungsurlaub im Jahr – das steht Arbeitnehmern in Deutschland per Gesetz zu. Egal ob Yoga, Sprachkurse, Management-Kurse oder Seminare zur beruflichen Entwicklung: Bildungsurlauber.de zeigt, wer welchen Anspruch auf einen solchen Urlaub hat und bereitet den Papierkram vor.

 

 

GründerDaily: Hallo Lara, wie kamt ihr auf die Idee, ein Start-up zu gründen, das jedem Arbeitnehmer einen vom Staat geförderten Bildungsurlaub ermöglicht?

Lara von Bildungsurlauber: Am Anfang stand Anians Mutter mit der fröhlichen Aussage: „Ich mache jetzt einen Tai Chi Kurs als Bildungsurlaub!” Danach folgten erst mal viele Fragezeichen: Was ist überhaupt Bildungsurlaub? Wie kann es sein, dass man jahrelang arbeitet und noch nie etwas von seinem gesetzlichen Anspruch auf fünf Tage bezahlten Extra-Urlaub gehört hat? Warum sagt mir das keiner? Wie kann ich das beantragen? Und was für Weiterbildungen sind überhaupt anerkannt?

Bildungsurlauber hat das Gründerteam (Lara Körber, Anian Schmitt, Sven Regenhardt) noch mehr zusammengeschweißt. (Foto: Bildungsurlauber)

All diese Fragen beantworten wir jetzt auf Bildungsurlauber.de und klären über die Möglichkeiten auf. Denn Bildungsurlaub ist sowohl die berufliche Weiterbildung als auch der Yoga-Kurs in Berlin oder der Sprachkurs in Barcelona – das wissen nur noch zu wenige. Und auch, dass man seinen Bildunsgurlaubsanspruch in vielen Bundesländern zu 10 Tagen in zwei Jahren zusammenfassen kann. Gut, dass es Anians Mutter gibt.

GründerDaily: Welchen beruflichen Hintergrund haben du und dein Team? Wie habt ihr zusammengefunden?

Lara von Bildungsurlauber: In unserem Fall wurden aus Freunden Geschäftspartner – und daraus noch bessere Freunde. Es hilft uns sehr, dass wir schon vor dem gemeinsamen Projekt gut miteinander kommunizieren konnten. So entstehen weniger Missverständnisse und man ist von Anfang an sehr offen miteinander. Zusammen haben wir uns dann für das “Berlin Startup Stipendium” beworben und das auch gewonnen.

Unsere unterschiedlichen beruflichen Hintergründe nutzen uns beim Aufbau der Plattform sehr. Anian hat zum Beispiel schon mehrere Digitalunternehmen gegründet, hat deshalb viel Gründer-Erfahrung und kümmert sich außerdem um die technische Entwicklung. Sven hat jahrelange Digitalisierungs- und Changeprojekte als Unternehmensberater im Energieumfeld verantwortet und bringt das nötige Wissen für Zahlen und Struktur mit. Und ich – ursprünglich aus dem Marketing – freue mich nun, Werbung für die gute Sache zu machen.

GründerDaily: Wie funktioniert euer Geschäftsmodell?

Lara von Bildungsurlauber: Für von uns erfolgreich vermittelte Seminarteilnehmer erheben wir bei den Anbietern eine Provisionsgebühr. Diese investieren wir dann wieder in Marketing, um noch mehr Menschen den Extra-Urlaub zu schicken.

GründerDaily: Welche Rolle spielt Bildungsurlaub in Zeiten von New Work?

Lara von Bildungsurlauber: Im aufkommenden New-Work-Strukturwandel braucht es neue Ansätze, um gute ArbeitnehmerInnen zu halten oder zu gewinnen. Stichwörter: Employee Retention und Employer Branding.

Bildungsurlauber möchte nicht nur aufklären, sondern mit den ArbeitgeberInnen auch einen Dialog anstreben. (Foto: Bildungsurlauber)

Bildungsurlaub kann hier ein Tool sein, um als Unternehmen zu zeigen, dass man sich für die Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter einsetzt, ihnen Eigenverantwortung zutraut und intrinsische Motivation fördert.

So kann man sich als Unternehmen abheben. Außerdem erinnern wir uns im Rahmen vom New-Work-Ansatz daran, dass Arbeitszeit auch Lebenszeit ist. Es rückt demnach nicht nur die Work-Life-Balance in den Vordergrund, sondern auch eine gute Work-Work-Balance – also eine lebenswerte Arbeitszeit. Und was ist da besser als die Weiterbildung, die ich mir selbst ausgesucht habe?

GründerDaily: Wen wollt ihr genau mit euren Angeboten ansprechen? Gelten diese nur für Chefs oder zum Beispiel auch für Selbstständige und Studierende?

Lara von Bildungsurlauber: Hauptadressaten per Gesetz sind ArbeitnehmerInnen, Beamte und Auszubildende. Ob man in seinem Bundesland Anspruch auf Bildungsurlaub hat, kann man mit unserem Bildungsurlaub-Check in 30 Sekunden leicht herausfinden.

Aber natürlich hilft es nicht nur, Berechtigte über ihr Recht aufzuklären – wir möchten auch mit den ArbeitgeberInnen in Dialog gehen und generell zu einem neuen und offenen Herantreten an Weiterbildungen ermutigen.

GründerDaily: Wie vermarktet ihr eure Bildungsurlaube?

 

Lara von Bildungsurlauber: Unser Fokus ist der Extra-Urlaub. Den merkt man sich einfach. Denn wer kann den nicht gebrauchen?

Ob ein Bildungsurlauber diesen später zur Karriereentwicklung nutzt und eine berufliche Zusatzqualifizierung macht, lieber bei einem Stressbewältigungsseminar seine Batterien wieder auflädt, ein Ehrenamt kennenlernt oder sich in dieser Zeit mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzt – das kann dann jeder selbst entscheiden.

Was zunächst erst mal wichtig ist, ist, dass man sein Recht auf Bildungsurlaub überhaupt kennt. Danach kommt erst die Entscheidung, wie man seine Weiterbildungszeit nutzt. Bildungsurlaub ist somit ein Tool, das einen ganz individuell befähigt.

GründerDaily: Wie wollt ihr euer Angebot zukünftig noch ausbauen? Wohin geht die Reise, im wahrsten Sinne des Wortes?

Lara von Bildungsurlauber:

Momentan nehmen nur etwa zwei Prozent der Berechtigten in Deutschland ihre Chance auf Bildungsurlaub wahr.

Dabei ist persönliche und berufliche Weiterbildung so ein mächtiges Qualifizierungstool, um den Herausforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt zu begegnen. Deshalb möchten wir langfristig zusammen mit Bildungsträgern selbst ein gewinnbringendes Seminarangebot entwickeln, welches den großen Trends und Entwicklungen unserer Zeit – wie beispielsweise der Digitalisierung – Rechnung trägt.

Ein anderes kurzfristigeres Reiseziel ist sich in Bayern und Sachsen für das Recht auf Bildungsurlaub einzusetzen – in diesen Bundesländern gibt es das Gesetz nämlich noch nicht. Warum eigentlich? Wir finden, das braucht eine Petition.

Das Gründerteam möchte mit seinen Angeboten nicht nur eine gute Work-Life-Balance, sondern auch Work-Work-Balance schaffen. (Foto: Bildungsurlauber)

GründerDaily: Wie habt ihr euer Start-up auf die Beine gestellt, um die Kundschaft nicht nur neugierig zu machen, sondern auch überzeugen zu können?

Lara von Bildungsurlauber: Auf unserer Plattform findet man nicht nur anerkannte Kurse auf der ganzen Welt, sondern auch umfangreiche Hilfe rund um alle Fragen zu bundeslandspezifischer Rechtslage, Beantragung und Förderung.

Damit aus kompliziert einfach wird, haben wir den Beantragungsprozess außerdem komplett automatisiert: Hat man auf Bildungsurlauber.de also den für sich passenden Kurs gefunden, dann kann man dafür ganz einfach per Mausklick die kompletten, individualisierten Antragsunterlagen für den Arbeitgeber per Mail anfordern. Es ist kein zusätzlicher Papierkram notwendig.

GründerDaily: Wieso braucht es erst ein Start-up, damit Arbeitnehmer den gesetzlichen Anspruch von Bildungsurlaub wahrnehmen?

Lara von Bildungsurlauber: Sollte es nicht brauchen. Aber da viele Arbeitgeber und Personalabteilungen nicht über das Recht auf Weiterbildung aufklären, tun wir es eben.

Es ist einfach an der Zeit, Bildungsurlaub aus dem Dornröschenschlaf zu holen.

Dafür muss man erst einmal Angebote bündeln und das Buchen vereinfachen. Parallel dazu unterstützen wir die Einstellung, dass Bildungsurlaub als wichtiges Mitarbeiter-Benefit wahrgenommen, welches Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite zugutekommt.

Dafür erarbeiten wir zum Beispiel gerade mit der Humboldt-Universität Berlin eine Studie, wie sich Bildungsurlaub auf die Loyalität, Motivation und Krankheitstage von MitarbeiterInnen auswirkt. So können wir als Start-up viel zur positiven Entwicklung von Bildungsurlaub beitragen.

Mit Bildungsurlauber soll "lebenslängliches lernen" vermieden werden. Es geht stattdessen um das konstruktive, begeisternde "lebenslange lernen". (Foto: Bildungsurlauber)

GründerDaily: Was glaubst du sind die größten Herausforderungen in unserer heutigen Arbeitswelt? Und wie wird sich das noch weiterentwickeln?

Lara von Bildungsurlauber: Im Angesicht der Digitalisierung ist es beispielsweise in Zukunft wahrscheinlich, dass wir auch mit 50 Jahren nochmal den Job wechseln (müssen). Umso wichtiger ist es, darauf vorbereitet zu sein und “lebenslanges Lernen” nicht als “lebenslängliches Lernen” zu empfinden – quasi als eine Art Last oder Bestrafung, die einem noch zusätzlich auferlegt wird und vor der man Angst haben muss.

Diese Grundeinstellung und Begeisterungsfähigkeit gegenüber der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung müssen wir verinnerlichen. Wir freuen uns, wenn wir mit unserer Plattform einen Teil dazu beisteuern können.

GründerDaily: Lara, lieben Dank für das Interview! Und auf viele, weitere Bildungsurlaube. 

Keyfacts über Bildungsurlauber

  • Gegründet im Jahr: 2019
  • Firmensitz in: Berlin
  • Unser aktuelles Team besteht aus: einem 3-köpfigen Kernteam
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch: Berlin Startup Stipendium 
  • Besonders geholfen haben uns bisher: Dr. Matthias Alke von der Humboldt-Universität zu Berlin und unser Teamgeist
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für uns folgende:
    • Menschen: Menschen, die vollkommen positiv überrascht über ihre Option auf "Bildungsurlaub" reagieren und uns so motivieren, weiterzumachen
    • Tools: Die G Suite als integriertes Kollaborationstool, Slack und Wordpress
    • Internetseiten: Bildungsurlauber.de - weil jeden Tag neue Kurse veröffentlicht werden. Die Plattform wachsen zu sehen, macht Freude
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