Wandel im Arbeitsmarkt: Wenn sich Unternehmen bei Fachkräften bewerben

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Im modernen Arbeitsmarkt sind Fachkräfte heiß begehrt. Dennoch ist es häufig so, dass diese Fachkräfte sich in ihrer Position nicht wohlfühlen, zum Teil deshalb, weil sie Unternehmen, die ein besserer Fit wären, schlicht nicht kennen. Christoph Zöller, Co-Founder und CEO von Instaffo, erklärt, wie sich das durch Einsatz von K.I. ändern kann.

 

GründerDaily: Hallo Christoph. Instaffo bringt Fachkräfte und Arbeitgeber durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zueinander. Wie funktioniert das genau?

Christoph von Instaffo: Instaffo ist eine Reverse-Recruiting-Plattform, auf der sich Unternehmen bei qualifizierten Fachkräften bewerben. Fachkräfte erstellen kostenlos ein Profil mit ihren Qualifikationen, Wunschkriterien und Bedürfnissen. Auf diese Weise zeigen sie, an welchen Stellen und Unternehmen sie interessiert sind. Unternehmen wiederum bekommen proaktiv Fach- und Führungskräfte vorgeschlagen, die genau auf ihre Stelle passen. Durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz können wirklich passende Kandidaten weitaus schneller und effizienter gefunden werden, als wenn jedes Profil einzeln gelesen und mit offenen Stellen abgeglichen werden muss.

Instaffo Christoph Zöller (im Bild) gründete 2014 gemeinsam mit Daniel Schäfer die Reverse-Recruiting Plattform Instaffo. (Foto: Instaffo)

Unternehmen können auch Stellenanzeigen und die dazugehörigen Anforderungsprofile hinterlegen. Passt ein bestimmter Kandidat auf eine Stelle, werden beide Seiten darüber informiert, dass ein „Match“ gefunden wurde. Der Bewerber erhält Informationen über das Unternehmen und kann dann entweder zustimmen, dass Informationen ausgetauscht werden können, um ins Gespräch zu kommen, oder ablehnen, falls das Angebot irrelevant für ihn ist. Besteht ein beidseitiges Interesse, können die Parteien Details direkt miteinander klären.

GründerDaily: Bislang erfüllen oft Personalvermittler eine ähnliche Rolle. Welche Vorteile bietet ihr gegenüber diesen?

Christoph von Instaffo: Der Vorteil gegenüber klassischen Personalvermittlern besteht in der Automatisierung der Prozesse, wodurch das Recruiting günstiger und dabei doch exakter wird. Verantwortlich dafür sind Matching-Algorithmen, die passende Fach- und Führungskräfte herausfiltern und den Unternehmen vorschlagen. Das ist für beide Parteien von Vorteil, weil der Bewerbungsprozess wesentlich effizienter wird und zu besseren Ergebnissen führt.

Gleichzeitig basiert das Matching auf zielführend konfigurierten Profilen der Kandidaten und der Unternehmen, während Personalvermittler lediglich auf das zurückgreifen können, was ihnen an Daten über die Kandidaten zur Verfügung steht, zum Beispiel über die Lebensläufe oder LinkedIn.

Viele Menschen besitzen allerdings Fähigkeiten, die sie dort nicht angeben. Das sind oftmals Kenntnisse, die man sich selbst angeeignet hat.

Damit Unternehmen und Kandidat schneller herausfinden können, wie sie voneinander profitieren, ist die direkte Kommunikation wichtig. Uns dauerte der Weg bis zum ersten Gespräch zu lang, daher können Unternehmen und Kandidat nun per Direktchat gleich zu Beginn alle Fragen klären. Das spart viele Wege und macht den Bewerbungsprozess nochmal effizienter.

GründerDaily: Wie sieht eure Erfolgsquote bei der Vermittlung aus? Wie viele Bewerber werden tatsächlich übernommen, nachdem ihr sie einem Arbeitgeber vorgeschlagen habt?

Christoph von Instaffo: Unsere Erfolgsquote liegt bei über 75 Prozent. Das heißt, mehr als Dreiviertel aller Matches kommen bei dem Arbeitgeber auch in den Interview-Prozess. Je mehr Feedback wir dann von den Unternehmen bekommen, desto besser werden deren zukünftige Matches sein.

GründerDaily: Wie kam es zu der Idee für Instaffo?

Instaffo ist genau aus dieser Idee heraus entstanden, glückliche und tatsächlich funktionierende Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen zu schaffen. Um das zu ermöglichen, müssen beide Parteien wirklich zueinander passen.

Wer in der falschen Position arbeitet oder sich mit den Werten des Unternehmens, in dem er arbeitet, nicht identifizieren kann, wird langfristig nicht glücklich.

Unternehmen müssen umdenken, Mitarbeitern mehr Benefits bieten und stärker auf die Bedürfnisse der Fachkräfte eingehen.

Wenn Kriterien, Wünsche und Bedürfnisse geklärt sind und wirklich zueinander passen, können Arbeitnehmer in ihrem Job aufblühen – und Arbeitgeber davon profitieren.

GründerDaily: Seit der Gründung 2014 seid ihr selbst schnell gewachsen, gerade auch in Bezug auf die Mitarbeiterzahlen. Wie hat das geklappt und was habt ihr in dieser Zeit gelernt?

Christoph von Instaffo: Es stimmt, wir sind relativ schnell gewachsen – haben auf dem Weg aber auch viel dazu gelernt. Als wir gegründet haben, hatten wir noch kein großes Netzwerk und nur wenig Budget, weshalb wir Mitarbeiter vor allem aus dem Freundes- und Bekanntenkreis rekrutiert haben. Das hat anfangs auch sehr gut funktioniert, denn es gab wenig Widerspruch und kaum Streitereien – allerdings auch wenig konstruktive Auseinandersetzungen.

Eine gute Atmosphäre ist für das Arbeitsklima zwar sehr wichtig, noch wichtiger ist aber Diversität. Ich bin überzeugt davon, dass unterschiedliche Charaktere und Stärken ein Unternehmen erst wirklich voranbringen.

Deshalb achten wir darauf, dass wir im Recruiting-Prozess immer auf mehrere und unabhängige Einschätzungen vertrauen. Diese Erfahrung hat uns auch bei der Entwicklung unserer Plattform beeinflusst.

GründerDaily: Wie habt ihr die Softwareentwicklung zu Beginn finanziert?

Christoph von Instaffo: Wir haben die Plattform mit rund 850.000 Euro Startkapital entwickelt und sind Anfang 2017 an den Markt gegangen. Nutzer- und Kundenzahlen sind schnell gewachsen und wir haben Instaffo kontinuierlich weiterentwickelt. Zuletzt konnten wir die Series A mit zwei Millionen Euro abschließen.

GründerDaily: Was habt ihr mit diesem Geld vor?

Christoph von Instaffo: Das neue Kapital setzen wir dafür ein, die Plattform zu erweitern, das Reverse Recruiting noch stärker zu automatisieren und Blockchain-Features für mehr Fälschungssicherheit zu integrieren.

Insgesamt wurde Instaffo bis heute mit einem Gesamtvolumen von rund 4,5 Millionen Euro finanziert. Mit mehr als 600 zahlenden Unternehmenskunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir im vergangenen Jahr aber auch rund 1,7 Millionen Euro umgesetzt.

GründerDaily: Welches ist die größten Herausforderung, auf die ihr bislang gestoßen seid?

Christoph von Instaffo: Zu Beginn haben wir noch sehr viel ausprobiert, zum Beispiel haben wir mit diversen Produkten experimentiert oder Projekte verfolgt, die sich im weiteren Verlauf einfach nicht bewährt haben. Neue Erkenntnisse haben uns zwar immer weitergebracht, insgesamt war dadurch aber kein klarer Fokus erkennbar. Darunter hat die Geschäftsentwicklung definitiv gelitten.

GründerDaily: Wie hat euch das weitergebracht? Und welche Ziele verfolgt ihr in den nächsten Jahren?

Gut war, dass wir trotz der Ablenkung stark gewachsen sind und es nicht versäumt haben, diese Learnings zu nutzen und Ableitungen für die weitere Entwicklung zu treffen. Auf diese Weise wissen wir heute genau, wo wir hin wollen und was dafür zu tun ist. Und wir haben einen klaren strategischen Fokus: Bis 2024 wollen wir die Nr. 1 Brand im Bereich Reverse Recruiting werden.

GründerDaily: Christoph, vielen Dank für dieses interessante Gespräch. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

Keyfacts über Instaffo GmbH

  • Gegründet im Jahr: 2014
  • Firmensitz in: Heidelberg
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 54 Kollegen
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: Carsten Erdt und Alfred Keschtges (invenio Group AG)
  • Besonders geholfen haben mir bisher: Alfred Keschtges und Carsten Erdt als meine engsten Mentoren
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich folgende:
    • Menschen: Mein direktes Führungsteam und meine Assistentin Hannah Diez
    • Tools: Slack, Asana, Salesforce und aktuell mein Bitcoin Ticker
    • Internetseiten: waitbutwhy.com
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