Fahren wie eine Fledermaus: Ultraschall-Echoortung für autonome Fahrzeuge

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Das Start-up Toposens aus München entwickelt einen Fledermaus-Sensor, der unter anderem beim Autonomen Fahren und in der Robotik eingesetzt werden soll. Tobias Bahnemann, Geschäftsführer und Co-Founder, erzählt uns in dieser Gründerstory, wie es zu dieser Idee kam und welche Vorteile die Technologie mit sich bringt.

 

GründerDaily: Hallo, Tobias. Erst einmal herzlichen Glückwunsch! Toposens ist auf Platz vier der Top 50 Start-ups 2018 gelandet. Erzähle uns doch bitte kurz, um was es bei euch geht.

Tobias von Toposens: Toposens hat einen 3D-Sensor entwickelt, der es Fahrzeugen und Robotern ermöglicht, ihre unmittelbare Umgebung mittels Ultraschall-Echoortung – ähnlich dem Prinzip, das auch eine Fledermaus nutzt – wahrzunehmen. Mithilfe unserer Technologie können Fahrerassistenzsysteme und autonom fahrende Fahrzeuge in Zukunft zuverlässiger arbeiten.

Toposens Co-Founder Tobias Bahnemann präsentiert den Toposens-Sensor. (Foto: Toposens)

Wir kooperieren mit Unternehmen aus der Automobil- und Robotik-Branche, um unsere Sensoren direkt in deren Fahrzeuge zu integrieren.

  • Toposens ist eines der Top 50 Start-ups 2018. Wenn ihr erfahren wollt, welche Geschäftsideen es außerdem in die Top 50 geschafft haben, werft doch einen Blick in unsere kostenfreie Publikation.

GründerDaily: Welchen Vorteil bringt diese Methode mit sich?

Tobias von Toposens: Aktuelle 3D-Sensorsysteme im Bereich Automobil und Robotik arbeiten meist auf Basis optischer Prinzipien. 3D-Ultraschall ist eine super Ergänzung dazu, da damit auch Fälle abgedeckt werden können, die für optische Sensoren schwierig zu erfassen sind: dabei geht es zum Beispiel um den Nahbereich bis maximal fünf Meter, spiegelnde Flächen, transparente Objekte, Dunkelheit und so weiter.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der Ultraschallsensor keine visuellen Daten erfasst und somit die Privatsphäre der detektierten Personen schützt. Der Sensor ist weltweit der erste seiner Art! Die einzigartige Kombination aus hoch entwickelter Software mit handelsüblicher Hardware schafft einen 3D-Sensor, der sich perfekt in Anwendungen aus der Robotik- und Automobilindustrie eingliedert.

Toposens Kaum größer als eine Ein-Euro-Münze ist der Fledermaussensor. (Foto: Toposens)

Weiter sind die von uns entwickelten Sensoren kostengünstig, energieeffizient und leicht zu implementieren.

GründerDaily: Wie habt ihr die Entwicklung dieser Technologie finanziert?

Tobias von Toposens: Wir haben Mitte 2015 mit dem EXIST-Gründerstipendium begonnen. Darauf folgte bis vor kurzem eine Phase, in der wir uns hauptsächlich über eigene Umsätze finanziert haben. Dazu sind wir bereits in einer sehr frühen Phase auf Unternehmen zugegangen und haben gemeinsam erste Machbarkeitsstudien durchgeführt. Dabei haben wir einerseits sehr viel für unsere Produktentwicklung mitgenommen und waren andererseits nicht schon in der frühen Phase abhängig von externen Investoren.

Daneben waren für uns insbesondere in der Anfangszeit auch Preisgelder aus verschiedenen Wettbewerben und öffentliche Förderungen sehr wichtig. Ende 2018 haben wir dann unsere erste Finanzierungsrunde abgeschlossen.

GründerDaily: Habt ihr bereits konkrete Kooperationen für die Implementierung eurer Sensoren beispielsweise in Autos?

Tobias von Toposens: Es wird immer konkreter! Wir arbeiten aktuell mit verschiedenen Automobilunternehmen an der Implementierung unserer Sensoren in Fahrzeugen. Es geht dabei um verschiedene Anwendungsfälle, die wir aufgrund von Geheimhaltungsvereinbarungen nicht näher spezifizieren dürfen. Dabei können wir hautnah die langen und komplexen Entwicklungszyklen in der Automobilbranche miterleben. Trotz aller Widrigkeiten haben wir diesen Dschungel bisher aber gut gemeistert.

Einige Projekte gehen nun in die nächste Phase und sind damit nicht mehr weit vom Serienprodukt entfernt.

GründerDaily: Stelle uns doch bitte kurz das Gründerteam vor.

Tobias von Toposens: Toposens wurde 2015 von Alexander Rudoy, Rinaldo Persichini und mir gegründet.

Toposens Das Toposens-Gründerteam: Tobias Bahnemann, Alexander Rudoy und Rinaldo Persichini (v.l.n.r.). (Foto: Toposens)

Alexander ist der ursprüngliche Erfinder unserer Technologie und verantwortet als einer der Geschäftsführer die Bereiche Algorithmik und Hardware. Rinaldo ist der kreative Kopf in der Entwicklung und zuständig für den Bereich Embedded Software und für die Umsetzung von Kundenprojekten. Ich bin ebenfalls Geschäftsführer und zuständig für die betriebswirtschaftlichen Bereiche: Vertrieb, Finanzierung und HR.

GründerDaily: Wie kam es zu der Idee, einen Fledermaus-Sensor zu entwickeln?

Tobias von Toposens: Während seines Mechatronik-Studiums wollte Alexander einen Spielzeug-Roboterfisch bauen, der in einem Aquarium herumschwimmt. Dazu benötigte er einen 3D-Sensor zur Lokalisierung des Fisches unter Wasser. Da aber keine geeignete Technologie auf dem Markt verfügbar war, entwickelte er den grundlegenden Algorithmus für den 3D-Ultraschallsensor kurzerhand selbst.

Nach mehreren Jahren Entwicklungszeit, als der Algorithmus schließlich fertig war, wurde schnell klar, dass es zahlreiche spannende Anwendungen an der Luft gibt und ein 3D-Ultraschallsensor viele bestehende technologische Lücken schließen könnte.

GründerDaily: Welche technischen Hürden galt es dabei zu überwinden?

Tobias von Toposens: Wir arbeiten an einer Grundlagen-Technologie, die es so zuvor noch nie gegeben hat. Aus diesem Grund gab es auch sehr wenige Referenzquellen oder Experten, die uns bei der Entwicklung im Anfangsstadium weiterhelfen konnten.

Wir mussten uns dementsprechend über sehr viel harte Arbeit und Trial-and-Error alles selbst erarbeiten.

Bisher ist es noch keinem anderen Unternehmen gelungen, die ungezähmte Kraft des Ultraschalls in einen Sensor zu integrieren. Die größte Challenge bestand in der 'Übersetzung' der gesammelten Roh-Daten aus dem Sensor in 3D-Koordinaten. Die hierfür benötigten Algorithmen entwickelte Alexander noch während er an dem Robo-Fisch arbeitete.

GründerDaily: Welches Geschäftsmodell steckt hinter Toposens?

Tobias von Toposens: Aktuell vertreibt Toposens Development Kits, die sich an Automobilhersteller und Robotik-Firmen richten, welche die 3D-Ultraschalltechnik selbst verbauen und eigene Tests durchführen möchten. Momentan liegt unser Hauptfokus auf der Entwicklung eines serienreifen Produkts. Langfristig wird Toposens Chips und Software verkaufen, auf denen sich die Algorithmen für die 3D-Ultraschall Sensorik befinden.

GründerDaily: Es wird häufig gesagt, einen Fuß in die Automobilszene zu bekommen sei besonders schwierig. Welche Erfahrungen habt ihr hier gemacht? Und wie habt ihr es letztlich geschafft?

Tobias von Toposens: Um als Startup einen Fuß in die Automobilindustrie zu setzen, ist es unabdinglich, ein ausgereiftes Produkt anzubieten.

Allerdings reicht es nicht aus, 'nur' eine Lösung für ein bestehendes Problem anzubieten. Strenge Regulationen, starker Wettbewerb und hohe Anforderungen an die technische Seite des Produktes stellen große Hürden dar, die es zu überwinden gilt.

Unser Team musste eine Hand voll Sensoren entwickeln, bevor es genug Expertise angesammelt hatte, um in die Automobilbranche einzusteigen. Toposens bietet nun mit dem Automotive DevKit eine speziell für die Automobilbranche optimierte Sensoreinheit an. Insbesondere in Bezug auf aufstrebende Technologien, wie autonomes Fahren, bietet unser Sensor spannende Entwicklungsoptionen an.

GründerDaily: Nenne uns zum Schluss noch drei Schlagwörter, die jeder Gründer beachten sollte.

Tobias von Toposens:

  1. Product Market Fit/ Know your customer
  2. Higher the best TEAM!!!
  3. "Move fast and break things!" (Mark Zuckerberg)

GründerDaily: Tobias, vielen Dank für diesen Einblick. Wir wünschen viel Erfolg!

Keyfacts über Toposens GmbH

  • Gegründet im Jahr: 2015
  • Firmensitz in: München, Office Space im Silicon Valley
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 3 Gründern, 14 Mitarbeitern
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: EXIST-Gründerstipendium
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/ uns folgende:
    • Menschen: Toposens Team!
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