Expansion in die USA: "So haben wir am Big Apple Fuß gefasst"

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Drei Monate lang war Julian Jost mit seinem Start-up Spacebase über den German Accelerator in den USA. Dort hat er harte Erfahrungen gesammelt, einiges gelernt und am Ende dann richtig Fuß gefasst: Auch nach den drei Monaten geht es für das Unternehmen auf dem amerikanischen Markt weiter. Mehr über das Geschäftsmodell und Details zu den Erfahrungen auf dem US-Markt verrät Julian in unserer Gründerstory.

 

Für-Gründer.de: Hallo Julian. Spacebase klingt ein wenig nach Weltraumforschung. Kannst du unseren Lesern kurz erklären, was ihr tatsächlich macht?

Julian Jost von Spacebase: Im All kann man uns noch nicht nutzen, aber wir verfolgen inzwischen in 12 Ländern unsere Mission, “changing the way we meet”. Dafür vermitteln wir Locations an Firmen, die auf der Suche nach einer Alternative zum Tagungshotel oder dem Standard-Meetingraum sind. Ihnen bieten wir außergewöhnliche Räumlichkeiten. Unser Ziel ist, dass Meetings etwas werden, worauf sich die Teilnehmer freuen. Und nicht nur die Teilnehmer profitieren davon, auch die Organisatoren der Events. Denn wer sich in seiner Umgebung wohl fühlt und mit neuen Eindrücken konfrontiert wird, kommt auf andere, neue Gedanken und kreative Ideen.

Gründer Julian Jost hat mit Spacebase den Sprung über den großen Teich gewagt (Bildquelle: Spacebase).

Für-Gründer.de: Ihr bietet also eine Vermittlungsplattform für Meetingräume. Durch welche Maßnahmen akquiriert ihr die Angebote auf eurer Seite?

Julian Jost von Spacebase: Zum einen haben wir Location-Scouts. Sie suchen, kontaktieren und besuchen Spaces, die uns gefallen und mit denen wir kooperieren wollen. Wir prüfen, ob sich die Räume gut für Meetings eignen und die Manager professionell sind. Oft schicken wir zusätzlich einen Fotografen vorbei, der die Räumlichkeiten in Szene setzt und überlegen uns ein faires Preismodell. So geben wir Space-Besitzern die Möglichkeit, Leerstand zu vermeiden und neue Kunden zu finden.

Außerdem können Privatpersonen oder Firmen eigene Räumlichkeiten, die gut zu uns passen, auch von sich aus registrieren. Auf unserer Website haben sie die Möglichkeit, die Details ihrer Locations einzutragen. Uns ist wichtig, dass alle Räume, die man über unsere Plattform mieten kann, unseren hohen Qualitätsstandards genügen. Deshalb wird ihre Anzeige erst geschaltet, nachdem wir sie sorgfältig überprüft haben.

Auch wenn die Initiative nicht von uns kommt, gilt: Wir besuchen alle bei uns gelisteten Spaces wenigstens einmal selbst, um ihre Qualität zu prüfen.

Für-Gründer.de: Und wie bekommt ihr auf der anderen Seite diejenigen auf eure Seite, die nach Meetingräumen suchen? Welche Marketingkanäle bevorzugt ihr hier?

Julian Jost von Spacebase: Wir versuchen auf verschiedene Weise, auf uns aufmerksam zu machen. Eine gute Plattform bieten beispielsweise Messen wie die IMEX, bei denen wir zu Themen wie dem Einfluss von Raum auf Innovation reden. Außerdem organisieren wir immer wieder Events, zu denen wir interessante Gäste einladen. So können wir den Kunden zeigen, wer hinter Spacebase steckt und ihnen gleichzeitig besonders beeindruckenden Locations präsentieren. Viele unserer Kunden kommen durch Mundpropaganda zu uns. Wir versuchen, unsere Zielgruppen direkt und persönlich anzusprechen - da kommen viele neue Kunden fast wie von alleine auf uns zu. Natürlich spielt neben der Vielzahl an Offline-Kampagnen auch Online-Marketing eine Rolle, denn letzten Endes sind wir eine Online-Plattform.

Für-Gründer.de: Und abschließend die dritte Frage zum Geschäftsmodell: Wie verdient ihr Geld damit?

Julian Jost von Spacebase: Einen Space bei uns zu listen, ist für die Raumbesitzer kostenlos. Wir verdienen unser Geld mit einer Vermittlungsgebühr, die bei jeder Buchung anfällt. Für den Kunden gibt es dabei keinen Aufpreis. Außerdem bieten wir zusätzliche Services wie Equipment für Meetingräume an. Dafür haben wir vor kurzem einen Space-Shop gelauncht, in dem Spacebesitzer Ausstattung für ihre Räume und innovative Meetingtools erwerben können. Wir versuchen, beiden Seiten während des Buchungsprozesses so viel Arbeit wie möglich abzunehmen. Das motivierende Feedback für uns ist: Fast alle, die einmal ein Meeting made by Spacebase gebucht haben, buchen immer wieder mit uns. Das treibt uns an, immer weiter an unserem Angebot zu arbeiten.

Für-Gründer.de: Im letzten Jahr seid ihr im Rahmen des German Accelerator Programms für 3 Monate in den USA gewesen, um dort die Expansion in den USA vorzubereiten. Wie kam es dazu und wieso habt ihr euch gerade diesen bekanntlich schwierigen Markt ausgesucht?

Julian Jost von Spacebase: In die Vereinigte Staaten zu expandieren war eine Idee, die ursprünglich gar nicht von uns kam, sondern von unseren Kunden. Viele von ihnen sind international agierende Unternehmen. Sie haben uns in Deutschland genutzt, mochten uns und wollten wissen, ob sie nicht auch ihre Meetings in Amerika mit Spacebase planen könnten.

Daraufhin haben wir angefangen, uns mit dem Markt vertraut zu machen und gemerkt, wie viel Potenzial in New York City steckt. In der Stadt allein finden jährlich genau so viele Meetings wie in ganz Deutschland statt!

Und obwohl es schon einige Firmen gibt, deren Geschäftsmodelle unserem ähneln haben wir gemerkt, dass es noch Platz für Spacebase im Big Apple gibt.

Für-Gründer.de: Inzwischen seid ihr wieder zurück: Welche Ziele hattet ihr und wie zufrieden seid ihr mit den tatsächlich erreichten Ergebnissen?

Julian Jost von Spacebase: Unser Ziel war, erst einmal Fuß zu fassen und ein stabiles Portfolio mit verschieden großen und unterschiedlich ausgerichteten Spaces aufzubauen. Und das ist uns gelungen: Wir versuchen, in jeder Stadt ungefähr 100 Locations anbieten zu können, um auf jeden Kundenwunsch eine passende Antwort zu haben. In New York City haben wir jetzt bereits 300 Räume. Im nächsten Schritt müssen wir es noch schaffen, dieses Potenzial besser zu nutzen. Deshalb kämpfen wir momentan darum, mehr Buchungen für all die coolen Räumlichkeiten zu bekommen, die wir anbieten.

Spacebase bietet derzeit Meeting-Locations in 12 Ländern an (Bildquelle: Spacebase).

Für-Gründer.de: In einem Vorabgespräch habt ihr uns verraten, dass ihr auch teilweise harte Erfahrungen gemacht habt. Kannst du das genauer für unsere Leser ausführen?

Julian Jost von Spacebase: Der Markt in New York ist schon viel weiter entwickelt als in Europa. Es gibt stärkere Konkurrenten, die selbst Marktnischen schon gut besetzt haben. Als ein Unternehmen, das bereits in Deutschland und auch europaweit etabliert ist, war es nicht einfach für uns, ganz neu in einen so reifen Markt einzusteigen.

Unsere Vorteile gegenüber anderen Anbietern hervorzuheben war eine Herausforderung- insbesondere, da die amerikanische Mentalität eine andere ist als die, der wir sonst begegnen. Aus diesen Erkenntnissen haben wir aber viel lernen und mitnehmen können.

Für-Gründer.de: Was sind eure größten Learnings aus der Zeit in den USA?

Julian Jost von Spacebase: Dass der amerikanische Markt kein Tech-Wettkampf ist. Unser Produkt ist der amerikanischen Konkurrenz technisch teilweise weit voraus, aber das reicht in New York nicht - der US-Markt wird über das Marketing entschieden. Wir müssen noch stärker in Networking investieren, denn viele Buchungen sind auf word-of-mouth Marketing zurückzuführen. Ein kulturelles Learning war definitiv zu erleben, wie offen Leute sind. Während uns in Deutschland oft zunächst erstmal Skepsis bezüglich des Mehrwerts extraordinärer Meetings entgegengebracht wird, sind sowohl potenzielle Kunden als auch potenzielle Locations in New York fast ausnahmslos sofort begeistert von Spacebase.

Für-Gründer.de: Wie geht es jetzt mit dem Kapitel USA weiter? Werdet ihr wieder vor Ort sein, eventuell sogar an einem eigenen Standort?

Julian Jost von Spacebase: Bevor wir in weitere Städte in Amerika expandieren, werden wir erst unsere Position in New York zu stärken und ein größeres Stück vom Kuchen bekommen. Wir denken nicht, dass ein physischer Bürostandort in den USA notwendig ist, um uns am Markt zu etablieren. Unser USA-Country Manager fliegt regelmäßig nach New York, aber mir ist wichtig, alles unter Kontrolle zu haben. Bisher war es kein Problem, das Tagesgeschäft von unserem Office in Kreuzberg aus zu organisieren. Zwei Büros sind schwer zu leiten. Das USA-Team arbeitet in Berlin, aber in der Eastern Time Zone. Wir profitieren, ähnlich wie andere Plattformen wie AirBnb auch davon, dass wir hauptsächlich für die Kontaktvermittlung und Organisation zuständig sind und nicht beim eigentlichen Meeting vor Ort sein müssen.

Für-Gründer.de: Wie lief der USA-Aufenthalt logistisch ab? Wie groß war euer Team vor Ort, wie und wo habt ihr gearbeitet und wer hat das alles bezahlt?

Julian Jost von Spacebase: Zunächst haben wir bereits von Deutschland aus Kontakt zu interessanten Locations aufzunehmen. Auch erste Kunden haben wir schon von hier aus in unsere Pläne eingeweiht. Dann haben wir eine Task Force aus vier Spacebase Experten gebildet - unsere deutsche Scouting Expertin, unserem besten Networker und unserem CMO und CEO - und sind nach New York gereist. Vor Ort haben wir unglaublich viele verschiedene Spaces besucht und gleichzeitig Events veranstaltet, um eine Community zu kreieren und auf uns aufmerksam zu machen.

Für-Gründer.de: Gibt es neben den USA noch weitere Expansionspläne in andere Länder oder wie wird es bei euch weitergehen?

Julian Jost von Spacebase: Meetings finden überall auf der Welt statt. Momentan versuchen wir, unsere Präsenz in vorhandenen Märkten zu stärken, neue Partnerschaften zu knüpfen und die Erfahrungen der letzten Monate zu nutzen, um unser Produkt weiter zu verbessern. Aber natürlich untersuchen wir auch weiterhin das Potenzial anderer Orte. Deshalb kann es gut sein, dass wir uns in der Zukunft entscheiden, in weiteren Städten und Ländern die Meeting Industrie zu revolutionieren.

Für-Gründer.de: Und zum Abschluss: Was gebt ihr anderen Gründern mit auf den Weg, die die USA als Expansionsziel auf der Agenda haben?

Julian Jost von Spacebase: Seid optimistisch! Geht mit einem gesunden Selbstvertrauen an die Sache. Habt keine Angst vor kulturellen Unterschieden, sondern betrachtet sie als Chance, sowohl persönlich zu wachsen, als auch euer Produkt zu verbessern.

Vergesst nicht, was euer Start-up besonders macht und bewahrt seine Identität. Behaltet bei all den Erfahrungen, die ihr machen werdet, immer euren Kunden und seine Wünsche im Blick. Und zu guter Letzt: Feiert die kleinen Erfolge und genießt die aufregende Zeit.

Für-Gründer.de: Julian, vielen Dank für das Gespräch!

Keyfacts zum Unternehmen

  • Unser aktuelles Team besteht aus: 20 Leuten aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichsten Backgrounds und Stärken. Wir sind der festen Überzeugung, dass Diversity ein wichtiger Schlüssel nicht nur zum unternehmerischen Erfolg, sondern auch zur guten Teamdynamik ist.
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: Bootstrapping der Co-Founder Jan Hoffmann-Keining und Julian Jost
  • Inzwischen gab es folgende weiteren Finanzierungen: Seed- Finanzierung des Investors Stephan Ekbergh, der Mitgründer von Spacebase ist, aber keine operative Rolle im Start-up hat.
  • Unsere Investoren sind: keine weiteren Investoren
  • Besonders geholfen haben uns bisher: Unsere Erfahrungen
  • Besonders wichtig in unserem Arbeitsalltag sind für uns folgende drei:
  • Menschen: Anais, die Accountingspezialistin, Paolo, der Backend-Guru und natürlich Juny, der kuschelige Office Dog!
  • Tools: Der Skype Groupchat, das Whiteboard in unserem Meetingraum, unsere italienische Espressomaschine
  • Internetseiten: Trello, MixMax, Google Docs

...und das ist euer Weg in die USA

Der German Accelerator bringt Tech-Start-ups aus Deutschland für ein dreimonatiges Mentoring-Programm in die Innovationszentren der USA. Start-ups haben hierbei die Wahl zwischen New York City, San Francisco und dem Silicon Valley. Noch bis zum 20. August 2017 können sich Gründer, die mit ihrem Business die Herausforderung auf dem größten Wachstumsmarkt suchen, bewerben. Die innovativsten Unternehmen erhalten Zugang zu umfassendem Mentoring und Coaching durch ein Team von Serial Entrepreneurs, Experten und Kapitalgebern vor Ort. Mit der Teilnahme gehen keine Beteiligungen an den jeweiligen Unternehmen einher. Ausführliche Informationen mit den Zugangsvoraussetzungen und das Formular für die Online-Bewerbung findet ihr hier.

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