Online-Meetings: Mit Körpersprache überzeugen

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Best Practice

Körpersprache ist wichtig, damit Gespräche nicht langweilig wirken. Doch wie lassen sich Gesprächspartner virtuell überzeugen und Meetings spannender gestalten? Tipps von Stefan Verra, gefragter Körpersprache-Experte im deutschen Sprachraum.

Jörperspracheexperte Stefan Verran Körpersprache-Experte Stefan Verra zeigt, wie stark der Körper sprechen kann, auch wenn nichts gesagt wird. (Bild: © Severin Schweiger)

GründerDaily: Hallo Herr Verra, aufgrund der aktuellen Corona-Krise befinden sich die meisten Mitarbeiter im Home Office und kommunizieren virtuell. Wie unterscheidet sich die Körpersprache offline zu online?

Stefan Verra: Online wirken kleine Bewegungen größer. Allzu hektische und große Bewegungen wirken vor der Kamera nochmal unruhiger.

Allerdings ist der größte Fehler genau das Gegenteil: Menschen bewegen sich zu wenig vor der Kamera. Damit wirkt jedes Meeting langweilig – denn einzelne Inhalte werden unstrukturiert wiedergegeben.

Es wirkt also so, als sei 40 Minuten lang alles gleich wichtig. Und das ist für das Gehirn der Zuschauer unattraktiv. Da wechselt man doch lieber heimlich zu Facebook.

GründerDaily: Je nach Kameraeinstellung sieht man meistens nur Gesicht, Hals und Schultern. Wie kann ich Körpersprache gezielt einsetzen, um nicht nur in die Kamera zu starren?

Stefan Verra: Erstens:

Zeigt mehr von euch. Mindestens bis unter die Brust. Damit nämlich sieht man die Gestik – und die brauchen wir, um Vertrauen aufbauen zu können.

Zum Zweiten: Die meisten Menschen schauen eben nicht in die Kamera, sondern auf den Bildschirm. Und damit immer ein wenig am Zuschauer vorbei. Mein Tipp: Schaut direkt in die Kamera, denn der Andere hat dann das Gefühl, ihr schaut ihn an.

GründerDaily: Welche Gesten und Mimiken eignen sich besonders in virtuellen Meetings?

Stefan Verra: Gestik im Allgemeinen ist wichtig. Sie gibt den Worten Bedeutung. Begeisterung und Enthusiasmus wird mit Bewegungen, die nach oben gehen, signalisiert. Wer sich freut über ein Geschenk, über das Tor der Lieblingsmannschaft, reißt auch die Hände nach oben. Das würde ich also bei Punkten einsetzen, wo Mitarbeit und Einsatzfreude verlangt wird.

Körperspracheexperte Stefan Verra Die Gestik der Hände kann das Gesagte untermauern und auch für eine gewisse Grundstimmung sorgen. (Bild: © Severin Schweiger)

Bewegungen, die eher nach unten gehen, wirken wiederum stabiler. Wer Menschen beruhigen will, „keine Sorge, wir bringen das alles rechtzeitig hin“, wird also eher Bewegungen nach unten machen.

Und wichtig dabei: Nur der Wechsel zwischen beidem macht Inhalte verständlich.

Genau das übe ich mit Menschen in Online-Seminaren. Bereits nach 60 Minuten haben die Menschen den Dreh raus.

GründerDaily: Welche Gesten sollte ich unbedingt vermeiden und warum?

Stefan Verra: In der Körpersprache gibt es keine Gestik, die grundsätzlich schlecht wäre. Denn Körpersprache ist immer der gesamte Körper.

Jemandem „den Vogel zeigen“ kann eine Beleidigung sein, wenn man dabei den Kopf senkt und böse drein schaut. Wer sich aber an die Schläfe klopft, dabei jemanden anzwinkert und verschmitzt anlächelt, heißt es wohl eher: „Das war jetzt ein cleverer Gedanke“.

Deswegen betone ich immer:

Grenzt eure Körpersprache nicht durch Verbote ein.

Wer es versteht, mit seiner Mimik und Gestik schnell Bindung aufzubauen, kann sich auch kleine Frechheiten erlauben, die werden nämlich dann als besonders sympathisch angesehen.

GründerDaily: Wie kann ich virtuelle Meetings auflockern?

Stefan Verra:

Verlasst euch nicht auf virtuelle Hintergründe und fancy Slides! Das macht euch nämlich ersetzbar.

Seid locker bei Online-Meetings und zeigt Interesse am anderen, indem ihr nickt und Signale des Verständnisses zeigt.

Wenn ihr versteht, wie man von einer lockeren, entspannten Haltung im richtigen Moment zu einer stabilen aufrechten Haltung wechselt, könnt ihr Menschen über 90 Minuten in den Bann ziehen.

Ganz ohne, dass ihr „hach so lustige" YouTube-Videos einspielen müsstet. Und damit habt ihr euch unvergesslich für KundInnen und KollegInnen gemacht.

GründerDaily: Auf was sollten gerade Jungunternehmer achten?

Stefan Verra:

Auch wenn die Technik der Videocalls eine eher junge Technik ist, heißt das nicht, dass man sich wie im Twitch-Kanal benehmen soll.

Eine gewisse Form beizubehalten ist für jeden Geschäftserfolg wichtig.

  • Über den Körperspracheexperten Stefan Verra: Stefan Verra (47), ist einer der gefragtesten Körpersprache-Experten im deutschen Sprachraum. Jährlich begeistert er über 100.000 Menschen von Europa über die USA bis nach China. Er ist Gastdozent, Bestsellerautor und teilt seine Tipps und Körpersprache-Analysen auf stefanverra.com. Sein letztes Buch: "Leithammel sind auch nur Menschen - Die Körpersprache der Mächtigen".
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