Natur pur: Dieses Start-up revolutioniert die Verpackungsindustrie

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Wer kennt sie nicht - die Unmengen an Plastik und Styropor, die man in fast jedem Paket findet? Genau das will Landpack mit seinen ökologischen Isolierverpackungen aus Stroh und Hanf ändern. Für das 2013 gegründete Start-up aus Puchheim ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Wort:  Mit umweltfreundlichen Produkten aus 100% natürlichen Rohstoffen ist Landpack so erfolgreich, dass in 2017 eine Ausweitung der Kapazitäten ansteht. Im letzten Jahr konnte das Geschäftsmodell in zahlreichen Gründerwettbewerben die Jurys überzeugen und Landpack schaffte es auf Rang 3 unserer Top 50 Start-ups 2016.

 

Für-Gründer.de: Patricia, was genau macht ihr bei Landpack?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Wir haben Landpack 2013 gegründet, um Styropor im Verpackungsbereich zu ersetzen. Dafür haben wir ein Verfahren entwickelt, um Naturfasern zu kompostierbaren Formteilen zu verarbeiten. Unsere Produkte sind weltweit die ersten radikal umweltfreundlichen Isolierverpackungen mit den Leistungsdaten von Styropor. Da es aber keine Technik gab, Naturfasern ohne massiven Einsatz von Klebstoffen zu verarbeiten, mussten wir unsere gesamte Anlagentechnik und damit unsere Fabrik selbst entwickeln und aufbauen. Insofern sehen wir uns eigentlich als Maschinenbauunternehmen.

Stroh ist ein bisher kaum genutzter Rohstoff (Bildquelle: Landpack) Bisher kaum genutzt und im Überfluss vorhanden: der natürliche Rohstoff Stroh (Bildquelle: Landpack).

Für-Gründer.de: Verpackungen aus Stroh und Hanf: Wie kommt man auf so eine Idee?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Unserer Meinung nach wird es Lebensmittelgeschäften ähnlich ergehen, wie dem restlichen Einzelhandel. Bald wird es völlig normal sein, sich seine Lebensmittel vor die Haustüre liefern zu lassen. Warum auch die Schlepperei? 2013 gab es aber weltweit keine einzige ökologische Alternative zu Styropor – überhaupt keine einzige nicht kunststoffbasierte Isolierverpackung. Versender haben Preise ausgelobt, wenn ihnen jemand eine umweltfreundliche Isolierverpackung nur nennen könnte. Insofern war unser Ziel: genauso eine Verpackung entwickeln, die alle suchen. Dass unsere Landbox dabei Styropor in vielen Eigenschaften sogar übertreffen würde, war nicht der Plan und hat sich erfreulicherweise einfach ergeben.

Stroh ist nun mal ein sensationeller Rohstoff – völlig unterschätzt. Und ungenutzt. Ein Abfallprodukt.

Für-Gründer.de: Warum ist das Thema „Nachhaltigkeit“ für euch so wichtig?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Um ehrlich zu sein: Wir glauben nicht, dass erdölbasierte Produkte neben mindestens genauso guten natürlichen Alternativen bestehen können. Wir sind doch alle den ganzen Kunststoff satt. Holzspielzeug für Kinder nehmen wir mit einer ganz anderen Wertigkeit wahr als das Gleiche aus Plastik. Im Lebensmittelsektor gilt das ganz besonders. Laut Studien würden 36 % nur dann regelmäßig online Lebensmittel bestellen, wenn diese in umweltfreundlichen Verpackungen geliefert werden. Abgesehen davon, dass Styropor auf Erdöl basiert, ist die benötigte Herstellungsenergie 50 Mal höher als bei unserer Landbox. Zudem geben wir dem landwirtschaftlichen Nebenprodukt Stroh eine völlig neue Bedeutung. Stroh steht auch nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion, wie z.B. Stärke. Die Nutzung dieses Reststoffs als Substitution für Erdöl trägt zur Ressourceneffizienz bei. Die Herstellung der Landbox erfolgt zu 100 % mit Strom aus Wasserkraft. Stroh ist lokal verfügbar und minimiert die Transportwege.

Wir sprechen nicht nur von Ökologie, wir leben sie – in allen Prozessen, auch dort, wo sie nicht gesehen werden.

Die Verpackung sollte viel mehr leisten, als nur schützen. Mit zunehmendem Onlinehandel kann die Verpackung das abhandengekommene Einkaufserlebnis transportieren. Das Aufmachen der Verpackung sollte Freude bereiten.

Für-Gründer.de: Wo wird euer Produkt eingesetzt?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Wir arbeiten mit vielen Premium-Versendern, Start-ups, direktvermarktenden Landwirten und Delikatessen-Versendern zusammen. Die Resonanz ist großartig. Die Nachfrage ist so hoch, dass wir seit dem Markteintritt im August 2015 stetig die Kapazitäten ausbauen. Unsere Landbox aus Stroh wie auch aus Hanf kann aber grundsätzlich in allen Bereichen der Versandverpackung eingesetzt werden: Vom Kantenschutz beim Versand von Flachbildschirmen, Möbeln, Maschinenteilen über die Stoßdämpfung von Weinflaschenverpackungen und die Isolierung, welche beim Versand von Klebstoffen, Farben, und ähnlichem benötigt wird.

xxx (Bildquelle: Landpack). Die ökologischen Isolierverpackungen von Landpack eignen sich auch für den Lebensmittelversand (Bildquelle: Landpack).

Für-Gründer.de: Wie stehen eure Produkte im Preisvergleich mit herkömmlichen Verpackungen dar?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Die Landbox ist zu ähnlichen Preisen wie Styroporboxen erhältlich. Der Verbraucher zahlt nicht mehr dafür, dass er die Umwelt schont.

Für-Gründer.de: War es schwierig, die Kunden von eurer etwas anderen Form der Verpackung zu überzeugen?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Ganz im Gegenteil. Wir konnten von Anfang an die Nachfrage nicht bedienen. Unsere Produkte sprechen einfach für sich.

Für-Gründer.de: Woher bezieht ihr eure Rohstoffe in ausreichender Menge?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Das Stroh beziehen wir von Vertragslandwirten aus unmittelbarer Umgebung. Die Mengen an ungenutztem Stroh sind unvorstellbar. Wir werden noch lange nicht die Ortsgrenzen überschreiten müssen, um uns nach Rohstoff-Lieferanten umzusehen. Der Hanfanbau jedoch ist stark reguliert. Trotzdem achten wir auch hier auf Nähe und enge Beziehungen zu unseren Lieferanten. Alles kommt aus Deutschland und direkten Nachbarländern.

Für-Gründer.de: Die Liste eurer Auszeichnungen ist beeindruckend. Wovon habt ihr durch eure Teilnahme an Gründerwettbewerben am meisten profitiert?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Zunächst wollten wir den Aufbau von Landpack rein mit Eigenmitteln, Forschungsgeldern und Krediten finanzieren.

Die Teilnahme an Gründerwettbewerben brachte viele intensive Gespräche und Verhandlungen mit Investoren. Die Einschätzungen von namhaften Unternehmern, VCs und Business Angels zu unserem Geschäftsmodell haben wir z.T. in unsere Strategie einfließen lassen und schließlich eine Serie A Finanzierung mit einem Family Office abgeschlossen.

Ohne die Gründerwettbewerbe und deren Beratungen wären wir diesen Weg wohl nicht gegangen.

100% ökologisch: die Landbox von Landpack (Bildquelle: Landpack) 100% ökologisch: die Landbox von Landpack (Bildquelle: Landpack)

Für-Gründer.de: Welche Projekte stehen aktuell an und was wird bei euch 2017 besonders spannend?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Immer die Kapazitätsausweitung. Wir haben gerade einen zweiten Produktionsstandort dazu gemietet mit 1.600 m² Produktionsfläche. Die weiteren Linien werden dort aufgebaut. Da wir aber alles in-house machen inklusive Entwicklung, Konstruktion und Montage ist das eine Mammutaufgabe. Als nächstes steht für dieses Jahr die Internationalisierung an. D.h. nicht mehr nur Deutschland und Österreich, sondern auch angrenzende Länder. Und vielleicht auch noch ein neues Produkt?

Für-Gründer.de: Aus eurer Erfahrung: Welche Tipps habt ihr für angehende Gründer?

Patricia Eschenlohr von Landpack: Just do it! Und möglichst schnell und günstig die Marktakzeptanz testen. Wenn die nicht überwältigend ist, dann lieber früher als später aufhören. Wenn potenzielle Zulieferer oder Kooperationspartner sagen: „Geht nicht“, geht es meistens doch. Es geht alles.

Für-Gründer.de: Patricia, vielen Dank für das Gespräch.

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