Geschäftsidee Flugtaxi: Diese Unternehmen arbeiten daran (nicht nur Start-ups)

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Unsere neue Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, äußerte sich über Flugtaxis und erntete im Web ordentlich Spott und Häme. Über Sinn oder Unsinn lässt sich streiten, doch im Kern hat Bär recht: Schon bälder als gedacht kann das Flugtaxi in Städten Realität werden - und es braucht Innovationen wie diese, damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt. Wer steckt also hinter der nächsten Innovation "made in Germany"?

 

Emissionen, hohe Infrastrukturkosten, Staus - nur drei Gründe, weshalb das Thema Mobilität ein echter Zukunftsmarkt ist. Längst widmen sich Start-ups Geschäftsideen, die Lösungen bieten: So auch Flugtaxis. Doch nicht nur Gründer arbeiten an diesem Thema...

Volocopter: Der Pionier aus dem Ländle

Wir bei Volocopter bauen die ersten bemannten, voll-elektrischen und sicheren Senkrechtstarter der Welt. So wollen wir jedem Menschen den Traum vom Fliegen ermöglichen und modernen Städten helfen, ihre wachsenden Mobilitätsprobleme zu lösen.

So lautet die Vision auf der Webseite des Unternehmens, das im baden-württembergischen Bruchsal ansässig ist. Schon seit rund 7 Jahren arbeitet das Start-up an diesem Produkt, das als sehr leise und sicher gilt. 2017 startete das Unternehmen in Dubai eine Weltpremiere: Der Volocopter stieg unter härtesten klimatischen Bedingungen zum Testflug auf. Es war der erste öffentliche Flug eines autonom fliegenden Lufttaxis im urbanen Raum.

Der erste Passagier war übrigens Intel-CEO Brian Krzanich. Volocopter setzt Intel-Technologien unter anderem auch in der Flugsteuerung mit Redundanzen und Sicherheitsfeatures ein. Der Flug war ferngesteuert und fand Ende Dezember 2017 in einer Messehalle bei München statt. Eindrücke findet ihr in nachfolgendem Video.

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Im nächsten Jahr soll der erste Volocopter mit Zulassung auf den Markt gebracht werden. Die Gründer Stephan Wolf und Alexander Zosel fanden bereits namhafte Investoren wie Daimler oder Intel - 30 Millionen Euro wurden vergangenes Jahr investiert.

Lilium: Der Fünfsitzer aus München

Our mission is to enable a world where everybody can fly anywhere, anytime.

Eine vergleichbare Mission hat auch das Münchner Start-up Lilium. Hierbei handelt es sich um eine Ausgründung der TU München, die 2015 von einem interdisziplinären Team ins Leben gerufen wurde. Bis zu 5 Passagiere kann Lilium transportieren bei einer geschätzten Reichweite von 300 Kilometern und einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Effizient und umweltfreundlich, aber auch enorm sicher - eben so wie Konkurrent Volocopter. Aus technischer Sicht unterscheiden sich die beiden Unternehmen jedoch: Lilium ist ein Hybrid aus Hubschrauber und Jet (auch geeignet für Langstrecken), Volocopter ein reiner Hubschrauber (ideal für Kurzstrecken).

2017 hat das Start-up ersten erfolgreichen (unbemannten) Testflug gemeistert und eine Series-B-Finanzierungsrunde im Wert von 90 Millionen Dollar angekündigt. Überzeugen konnte die Innovation von Lililum außerdem auch bereits DHDL-Löwe Frank Thelen oder Skype-Gründer Niklas Zennström, der über seine Beteiligungsgesellschaft Atomico 10,0 Mio. Euro in das Start-up investierte.

Flugtaxi Lilium So könnte der Flugtaxi-Landeplatz der Zukunft aussehen (Foto: Lilium)

Joby Aviation: Auch Amerika vorn dabei

Mit 120 Mitarbeitern, bis zu 200 Kilometern Reichweite und einem funktionierenden Prototyp darf auch das amerikanische Start-up Joby Aviation aus Santa Cruz nicht in dieser Liste fehlen. Bereits 2009 wurde das Unternehmen gegründet, das vollständig elektrisch läuft und bis zu fünf Personen transportieren kann. Nach 30 Millionen US-Dollar gab es erst vor kurzem weitere 100 Millionen für das US-Start-up Joby Aviation. Auch hier ist im übrigen Intel Capital als Investor an Bord.

Achtung, die Corporates kommen

Neben Start-ups arbeiten auch große Unternehmen an der Geschäftsidee Flugtaxi. So kündigte Audi an, gemeinsam mit Airbus, die schon länger mit Italdesign an einer Lösung arbeiteten, ein autonomes Auto mit einer Passagierdrohne zu kombinieren. Das Projekt "Pop.Up Next" soll zwei Passagieren Platz bieten und auch ein Bodenmodul beinhalten, auf das sich die Flugkapsel aufsetzen lässt. Quasi ein Mix aus autonomem Fahren und autonomem Fliegen. Im Innenraum dominiert ein 49 Zoll-Bildschirm, die Mensch-Maschine-Interaktion erfolgt über Sprach- und Gesichtserkennung, Eye-Tracking sowie Touch-Funktion. In der Meldung heißt es:

Das Fortbewegungsmittel soll in ferner Zukunft Menschen in Großstädten schnell und komfortabel auf der Straße und in der Luft transportieren und dabei Verkehrsprobleme lösen. 

Auch wenn diese Worte nicht neu sind - zumindest einen Vertrauensvorsprung könnten die Unternehmen Start-ups gegenüber haben.

Passagierdrohne Audi, Italdesign und Airbus kombinieren selbstfahrendes Auto und Passagierdrohne (Foto: Mediacenter Audi, Copyright Italdesign)

Außerdem arbeitet Airbus zusammen mit Siemens am CityAirbus, der zu vier Passagiere befördern soll, sowie in Amerika an Vahana, einem Flugtaxi für eine Person.

Weitere Flugtaxis im Schnellcheck

  • Boeing hat vergangenes Jahr Aurora Flight Sciences übernommen, die gemeinsam mit Uber bis 2020 Flugtaxis an den Markt bringen wollen. Erste Gespräche für mögliche Landeflächen, zum Beispiel auf Parkdecks, wurden in Los Angeles bereits geführt.
  • Ehang ist ein Flugtaxi aus China, das für einen Passagier ausgelegt ist und eine halbe Stunde lang mit 100km/h fliegen kann. Wie Volocopter wurde es in Dubai getestet. Das Flugtaxi gilt als vergleichsweise sehr weit fortgeschritten.
  • Auch ein von Google-Mitgründer Larry Page finanziertes Unternehmen steht in Neuseeland mit der Geschäftsidee Flugtaxi in den Startlöchern. Die vollelektrische Maschine für zwei Personen, die senkrecht starten und autonom fliegen kann, heißt Cora und ist der Prototyp von Kitty Hawk.
  • Silent Air Taxi ist ein Projekt von Günther Schuh. Der Professor für Ingenieurwesen an der Technischen Universität Aachen (RWTH) schrieb zuvor bereits durch sein Elektroauto-Start-up "e.GO Life" Schlagzeilen, das in diesem Frühjahr in die Serienproduktion startet.

Geschäftsmodell Flugtaxi im Blick

Wird das Geschäftsmodell Flugtaxi aufgehen? Während sich beispielsweise in einer Umfrage von UBS Skepsis und Angst zeigen (z.B. aufgrund von Sicherheitsbedenken bei schlechtem Wetter) könnten die Vorteile schon bald überwiegen. Schließlich gibt es genügend Pendler und ebenso viele Staus und rote Ampeln. Momentan hängt es aber auch noch an Genehmigungen sowie Platz- und Haftungsfragen. Den Kostenaspekt für die Nutzer mal ganz außen vor gelassen. Wir werden den Millionenmarkt in spe aber auf jeden Fall im Blick behalten.

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