US-Trend Cold Brew: Diese Start-ups bringen die Geschäftsidee zu uns

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Kalter Kaffee? Klingt erst einmal nicht so verlockend. Der Trend aus Amerika ist aber längst im deutschsprachigen Raum angekommen und ist genau das, was es heißt: Cold Brew. Hierbei wird Kaffeepulver in kaltes Wasser gemischt, gelegentlich gerührt und einige Stunden ziehen gelassen. So sollen weniger Säuren entstehen und der Kaffee wird besonders magenschonend. Wir stellen Start-ups mit dieser Geschäftsidee vor und erklären, wieso diese es gar nicht so leicht haben.

 

Karacho: natürliches Koffein für unterwegs

Karacho Cold Brew Karacho-CEO Jonas Braun auf einer Kaffeeplantage im südindischen Elk Hill (Foto: Karacho)

 

Schon lange vor den ersten Coffeeshops und der Etablierung von Kaffeevollautomaten in Deutschland eröffnete der Rainer Braun Mitte der 80er Jahre nach einer langen Reise durch Südamerika die Kaffeerösterei Braun. Aus dem Einmannbetrieb wurde bald eine Rösterei mit rund 30 Mitarbeitern - die Söhne Jonas und Oli zählten später zur Geschäftsleitung. Karacho-Gründer Jonas Braun hat den Unternehmergeist und die Liebe für guten Kaffee also quasi in die Wiege gelegt bekommen. Und so wagte er sein eigenes Projekt...

 

 

Gemeinsam mit seinem Co-Founder Merlin Stellwag ließ er nach kurzer Entwicklungszeit und einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne auf Startnext 2017 - etwas blauäugig - 100.000 Dosen von seinem Cold Brew produzieren. Das Problem? Es gab es viel zu wenige Abnehmer und das Mindesthaltbarkeitsdatum rückte bereits näher. Kurz vor dem Scheitern wurde die Drogeriekette dm auf Karacho aufmerksam und so begann die erfolgreiche Gründerstory des Aschaffenburger Start-ups Karacho...

 

Der kalt gebrühte Kaffee hat bis zu 70 Prozent weniger Säuren als gewöhnlicher Filterkaffee und hierdurch zugleich einen deutlich höheren Koffeingehalt. 14 Stunden zieht das Kaffeepulver, das von einer Bio-Plantage in Südindien mit fairen Entlohnungen stammt, nachdem es in kaltes Wasser gemischt wurde. Durch den Zusatz von Agavendicksaft wird auf natürliche Weise gesüßt. Karacho gibt es mit Bio-Milch oder für Veganer mit Bio-Kokoswasser. Dabei ist das Produkt nicht nur in Sachen Zutaten "Bio", sondern auch in der Verpackung. Das fertige Produkt wird in sogenannte CartoCans abgefüllt - aus über 60 Prozent nachwachsenden Rohstoffen, statt aus Aluminium. Bei dm, REWE to Go, Rossmann, Kaufland, Edeka und Budnikowski könnt ihr das Produkt bereits kaufen.

Philosoffee: der Wachmacher aus Berlin

Philosoffee Cold Brew Die Berliner Version von Cold Brew heißt Philosoffee (Foto: Philosoffee)

Bereits seit 2016 wollen Benjamin Thies, Lukas Friedemann und Christian Figueras mit Philosoffee hochwertigen Spezialitätenkaffee massenmarkttauglich machen. Denn, so heißt es auf der Webseite des Unternehmens:

Kaffee besitzt mit 800 verschiedenen Aromen fast doppelt so viele wie Wein. Wir Deutschen trinken eine Menge Kaffee und haben dabei die Qualität mächtig aus den Augen verloren.

Aus Liebe zum Kaffee und mit natürlichen Bio-Zutaten sind heute verschiedene Sorten auf dem Markt, beispielsweise Koldbrew Pure für den puren Kaffeegenuss oder Koldbrew Tonic mit Tonic Water. Bis zu 24 Stunden zieht der Kaffee bei Philosoffee.

Aus den anfangs drei Gründern sind inzwischen fünf feste Mitarbeiter geworden. In deutschlandweit über 350 Bio-Supermärkten und Cafés sind die Getränkekreationen derzeit erhältlich, u.a. in Filialen von Denn’s oder Bio Company. Aber auch namhafte Firmen wie IBM oder BMW haben Philosoffee für das Personal mit ins Sortiment genommen. Innerhalb von nur einem Jahr hat sich das Berliner Start-up auf jeden Fall schon einen Namen gemacht: Bereits über 100.000 Flaschen wurden verkauft und im ersten Produktionsjahr 2017 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von etwa 150.000 Euro. 2018 wollen die Gründer diesen Umsatz verdreifachen.

Caffezza: Limonade + Kaffee

Caffezza Cold Brew Die Gründer Jewgeni Goranko (l.) und Jan René Fricke (r.) gestärkt dank Caffezza (Foto: Caffezza)

Caffezza ist ein Unternehmen aus Frankfurt, das 2017 gegründet wurde. Der Ansatz hier ist - ähnlich wie bei Koldbrew Tonic von Philosoffee - ein limonadiger: 7 Stunden ziehen die gemahlenen Kaffeebohnen in kaltem Wasser und werden anschließend mit Frucht und Kohlensäure verfeinert. Mit seinem Getränk war das Team bereits bei zahlreichen Wettbewerben im Finale. So beispielsweise der Lebensmittel-Innovationspreis Food Invention oder der German Innovation Award 2018 für die Kategorie „Excellence in Business to Consumer“. Das Produkt gibt es bereits in einigen real,- und REWE-Märkten im Rhein-Main-Gebiet sowie im Rahmen einer deutschlandweiten Aktion in allen Globus SB-Warenhäusern zu kaufen.

Kaffeetschi: Cold Brew statt Melange

Kaffeetschi Cold Brew Amar Cavic und Svenja Schröder wollen den Cold Brew-Trend auch in Österreich etablieren (Foto: Kaffeetschi)

Auch in Österreich wurde der Trend aus den USA bereits entdeckt. Das Wiener Start-up Kaffeetschi bietet Cold Brew in einer dunklen 200ml-Glasflasche und wirbt mit österreichischem Quellwasser und bestem Kaffee, die einen schokoladig-nussigen Kaffeegenuss ergeben - ganz ohne Zucker oder Zusatzstoffe. Ziehzeit sind hier ganze 20 Stunden. Gründer Amar Cavic hat Kaffeetschi gemeinsam mit Svenja Schröder 2017 ins Leben gerufen.

Geschäftsidee im Blick - Markenrechtsstreit inklusive

Schon viele Geschäftsideen aus Amerika konnten sich im deutschsprachigen Raum etablieren. In Zeiten von gesunden Lebensmittelalternativen und einer zunehmenden Kaffeekultur in Deutschland sollten die Start-ups also nicht die schlechtesten Voraussetzungen haben. Doch erst vor wenigen Wochen gab es jedoch einen Branchenstreit um den Begriff Cold Brew. Die J. J. Darboven-Tochter "J. Hornig" hatte sich die Bezeichnung Cold Brew schon vor längerer Zeit durch verschiedene Marken beim europäischen Markenamt schützen lassen und einige Start-ups abgemahnt. Doch kann man einen geläufigen Begriff für eine Zubereitungsmethode von Kaffee wirklich für sich beanspruchen?

Fast 80 europäische Röstereien und Coffeeshops - unter anderem auch Karacho - haben sich zusammengetan und eine Initiative für Wettbewerbsfreiheit gestartet. Daraufhin hat J. Hornig die Lizenz zur unbegrenzten und kostenlosen Nutzung freigegeben und später sogar die Löschung der Marken beantragt. Die Abmahnungen sind somit also auch hinfällig. Die gebündelte Kaffee-Energie hat gewirkt und den Cold Brew-Start-ups steht erst einmal nichts mehr im Wege. Wir drücken die Daumen für einen erfolgreichen und konfliktfreien Start in den Sommer... "But first, let me take a coffee!"

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