Was ist Franchising eigentlich genau und wie funktioniert es? Was sind Vorteile und Nachteile einer Selbstständigkeit als Franchise-Nehmer? Auf diese Fragen will dieser Fachartikel Antworten geben und versteht sich als informativer Einstieg in die deutsche Franchise-Wirtschaft.
Verständliche & knappe Definition von Franchising:
„Franchising ist ein Konzept für Unternehmensgründer, die gegen Zahlung von Gebühren das erprobte Geschäftsmodell und die Unterstützungsleistungen einer Systemzentrale nutzen. Daraus entwickelt sich eine Partnerschaft selbstständiger Unternehmer zum gemeinsamen Vorteil.“ (FranchisePORTAL)
Als Beispiel für bekannte Franchise-Systeme besonders beliebt sind diverse Systemgastronomen wie McDonalds, Burger King oder Subway, da sie jeder kennt. Bei einem Bummel durch eine beliebige deutsche Innenstadt wird man außerdem Franchise-Betriebe von Marken wie Apollo Optik, Tee Gschwendner, Swarovski, Reno, Marc’o’polo, Sunpoint, Blume 2000 oder BackWERK finden. Doch es gibt auch eine Franchise-Branche jenseits von Gastronomie und Einzelhandel. Zahlreiche B2B-Unternehmen, Nachhilfeinstitute, handwerkliche Betriebe und Dienstleistungs-Unternehmen werden ebenfalls im Franchising betrieben. Dem leider hartnäckigen Vorurteil Franchising sei per se kriminell und nur auf die finanzielle Ausbeutung der Franchise-Nehmer ausgerichtet, sollten diese vielen Erfolgsmodelle Einhalt gebieten.
Etablierte Geschäftsideen nutzen
Man kann angehende Existenzgründer grob in zwei Lager aufteilen: Die einen haben eine innovative Idee, einen langgehegten Traum, den sie gerne als selbstständige Unternehmer und als eigener Chef durchsetzen möchten. Die anderen finden die Vorstellung der Selbstständigkeit verlockend, haben jedoch keine eigene oder klar definierte Geschäftsidee beziehungsweise die nötigen Qualifikationen. Franchising spricht besonders die zweite Gruppe der Existenzgründer an (und natürlich diejenigen der ersten Gruppe, die merken, dass ihre Geschäftsidee nicht das wirtschaftliche Potenzial bietet, wie gedacht).
Seriöse und etablierte Franchise-Systeme haben in der Regel ihr Geschäftsmodell in Eigenregie ausgiebig am Markt erprobt und haben idealerweise bereits einige Franchise-Nehmer. Mitglieder des Deutschen Franchise-Verbands können zum Beispiel als unbedenklich eingestuft werden. Existenzgründer und Franchise-Geber können sich nach ausgiebigem, gegenseitigem Kennenlernen auf eine Franchise-Partnerschaft einigen. Dann wird ein Franchise-Vertrag unterschrieben, in dem alle Rechte und Pflichten beider Seiten – Franchise-Nehmer und Franchise-Geber – festgehalten sind.
Im Regelfall entrichtet der Franchise-Nehmer eine einmalige Eintrittsgebühr an das Franchise-System, die die Kosten des Systems deckt, die alle Leistungen und Entwicklungen bis zum Abschluss des Vertrags einschließen. Nach Abschluss des Vertrags ist meistens eine laufende Gebühr, die sich oftmals prozentual am Umsatz orientiert, fällig. Die prozentuale Umsatzbeteiligung ist ein weiterer Beleg dafür, dass Franchise-Systeme durchaus Interesse an erfolgreichen Partnern haben. Nicht zuletzt ist jeder schwache Partner auch schädigend für die gesamte Marke, so dass Franchise-Systeme viel daran setzen ihre Partner zu unterstützen.
Vorteile im Franchising
Ein großer Vorteil bei einer Gründung im Franchising ist die höhere Erfolgswahrscheinlichkeit: Lediglich 5% der Franchise-Gründer scheitern. Demgegenüber müssen 50% der übrigen Gründungen innerhalb der ersten 18 Monate Insolvenz anmelden.
Zwei zentrale Vorteile lassen sich für den Franchise-Nehmer nennen: Der erste ist die Nutzung des Know-hows des Franchise-Systems. Zum Know-how zählen unter anderem die Nutzung der Markenrechte, der einheitliche Markenauftritt, die spezielle Leistung (im Falle eines Restaurants sind es zum Beispiel die Rezepte) oder das Marketingkonzept.
Der zweite große Vorteil besteht in der Unterstützung des Franchise-Gebers bzw. der sogenannten Systemzentrale. Die Unterstützung beginnt schon bei der Businessplanung, der Kreditbeschaffung, einer professionellen Standortanalyse, und erstreckt sich über alle nötigen Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten, um den Geschäftsalltag meistern zu können, bis hin zu Leistungen, von denen im Endeffekt alle Franchise-Nehmer profitieren, nämlich Marktforschung, Weiterentwicklung des Konzepts/Produkts, Marketing oder Controlling. Die Ausbildung der Franchise-Nehmer ist eine wichtige Eigenart des Franchising, die esauch Quereinsteigern ermöglicht, sich als branchenfremder Selbstständig zu machen.
Nachteile im Franchising
Wer sich selbstständig machen möchte, weil er sich nicht mehr in ein Team eingliedern will, für den ist Franchising von Nachteil. Ebenso wie bei besonders innovativen Gründern, die ihre eigenen Ideen nach Ihrem Gusto umsetzen möchten. Eine Franchise-Partnerschaft wäre so für beide Seiten nicht sinnvoll. Man steht als Franchise-Nehmer nie alleine da – was für den einen beruhigend wirkt, ist für den anderen eine Zumutung. Jeder Gründer sollte sich also fragen, zu welcher Sorte er gehört, um festzustellen, ob eine Existenzgründung als Franchise-Nehmer in Frage kommt.
Die Abhängigkeit von einem großen System kann auch nachteilig sein, wenn der Franchise-Geber wirtschaftlich riskante Entscheidungen trifft und schlimmstenfalls insolvent wird. Nachteilig ist zudem die teilweise mühselige Suche nach dem passenden System und der Überprüfung aller Angaben und Versprechungen. Es lohnt sich immer mit anderen Franchise-Nehmern in Kontakt zu treten, um zu prüfen, ob der Franchise-Geber sich an die versprochenen Leistungen hält.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Franchising eine sinnvolle Alternative zur klassischen Existenzgründung darstellt. Es ist für jeden Einzelfall abzuwägen, ob Franchising in Frage kommt oder nicht. Dieser Artikel dient lediglich dem Zweck, einen ersten Einblick in die deutsche Franchise-Wirtschaft zu erlangen. Eine Ausgiebige Recherche zum Thema sollte jeder betreiben, der ernsthaft in Erwägung zieht Franchise-Nehmer zu werden. Schließlich handelt es sich auch im Franchising um eine rechtlich vollwertige Selbstständigkeit, und die sollte man nicht übers Knie brechen. Seriöse Quellen sind zum Beispiel das FranchisePORTAL, der Deutsche Franchise-Verband (DFV) oder der Blog Franchise-Treff.
Autorin
- Verena Iking, Unternehmenskommunikation, Franchise Portal www.franchiseportal.de