Eine zentrale Frage bei der Erstellung Ihres Finanzplans lautet: Wie viel Geld brauche ich und wo soll es herkommen? Dafür fließen die Ergebnisse aus der Umsatz- und Kostenplanung, die Gründungskosten und Investitionen in die Liquiditätsplanung ein. In der Liquiditätsplanung können Sie ganz praktisch die Entwicklung Ihres Kontostands ablesen. Ein negativer Kontostand ist mit dem Kapitalbedarf gleichzusetzen und muss finanziert werden, damit Ihr Unternehmen stets liquide ist.
Damit Sie keine bösen Überraschungen erleben, ist es wichtig, den Kapitalbedarf für Ihr Unternehmen so genau wie möglich zu bestimmen. Dies gelingt allerdings nur, wenn in den vorherigen Schritten die monatlichen/jährlichen Einnahmen und Ausgaben komplett erfasst wurden.
Schätzen Sie Ihren Kapitalbedarf zu niedrig ein, laufen Sie Gefahr, dass das Geld am Ende doch nicht genügt und Sie eine teure Nach- bzw. Zwischenfinanzierung aufnehmen müssen oder sogar ein existenzbedrohender Liquiditätsengpass entsteht. Kalkulieren Sie zu großzügig, leidet Ihr Unternehmen unter der unnötigen Zinsbelastung zu hoher Kredite. Daher sollten Sie weder zu pessimistisch noch zu optimistisch planen, sondern einen gesunden Mittelweg finden. Falls Sie unsicher sein sollten, ist eine großzügigere Finanzplanung allerdings immer besser als eine zu knappe. So können Sie ggf. einfach einen nicht benötigten Kredit zurückgeben, anstatt kurzfristig nachfinanzieren zu müssen. Wann Sie eine Finanzierung benötigen, können Sie dann schnell erkennen: wenn der Kapitalbedarf Ihr Eigenkapital übersteigt.
Der Kapitalbedarf setzt sich zusammen aus den Gründungskosten, Investitionen und den laufenden Kosten (variable und Fixkosten). Diese lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Ihr Unternehmen sowie Ihr Produkt bzw. Ihre Dienstleistung müssen sich erst einmal am Markt positionieren. In dieser Phase benötigen Sie Kapital für den laufenden Betrieb sowie für Ihre Lebenshaltungskosten, da noch keine kostendeckenden Umsätze generiert werden. Planen Sie unbedingt einen Puffer ein, damit Sie gegen unvorhergesehene Ereignisse wie bspw. den Ausfall einer Maschine, einen Zahlungsausfall oder eine Steuernachzahlung gewappnet sind. Rechnen Sie grundsätzlich mit einem Puffer von knapp 25 Prozent im Hinblick auf eine negative Abweichung im Geschäftsverlauf zum Kapitalbedarf hinzu.
Wie Sie anhand der Grafik erkennen können, führen die Kosten in der Gründungsphase sowie der Beginn der Geschäftstätigkeit, während der Sie noch zu geringe Umsätze generieren, unweigerlich zu einem negativen Kontostand in Ihrer Liquiditätsplanung. Der Punkt zwischen einem ausgeglichenen Konto und dem tiefsten Kontostand ist Ihr Kapitalbedarf. Kalkulieren Sie einen Puffer ein, steigt Ihr Kapitalbedarf, dafür sind Sie dann jedoch gegen unvorhergesehene Kosten abgesichert.
Die Daumenregel bei der Finanzplanung eines Unternehmens ist: Plane so aufwändig wie nötig und so einfach wie möglich! Dieser Ausspruch inspiriert zu einigen Spar-Tipps:
Nachdem Sie Ihren Kapitalbedarf nun ermittelt haben, gelangen Sie im nächsten Schritt zum Finanzierungsplan. Dort legen Sie fest, wie Sie den benötigten Kapitalbedarf decken und welche Finanzierungsmöglichkeit Sie einsetzen wollen. Sollten Sie nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gelangen, gehen Sie zwei Schritte zurück und widmen sich erneut dem Liquiditätsplan, um dann im Anschluss den Kapitalbedarf noch einmal zu prüfen und zu optimieren. Mit diesem Kreislauf fahren Sie so lange fort, bis das Ergebnis passt.
Wenn Sie den gesamten Kapitalbedarf ermittelt haben und der Finanzierungsplan steht, sollten Sie in Ihrem Businessplan eine aussagekräftige Rentabilitätsrechnung integrieren. Ihre Rentabilitätsrechnung macht dabei Angaben zur Rentabilität und den Margen Ihrer Existenzgründung und zeigt, ob das Unternehmen dazu in der Lage ist, laufende Kosten sowie Kosten für den Lebensunterhalt nach der Anlaufphase gedeckt werden.