Die Zukunft ist jetzt: dieses Start-up macht nicht nur Kataloge obsolet

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Best Practice

Produktpräsentationen mit PowerPoint oder Flipcharts gehören der Vergangenheit an. Heute wollen Kunden hautnah am Produkt sein, es von allen Seiten inspizieren und wenn möglich begehen können. Dass sich hier in den letzten fünf Jahren viel bewegt hat, weiß Hans Elstner, Gründer der rooom AG, zu berichten.

 

GründerDaily: Hallo, Hans. Stelle dich doch bitte kurz vor.

Hans von rooom: Mein Name ist Hans Elstner, bin 39 Jahre alt und bin Gründer und Vorstand der rooom AG sowie Geschäftsführer der e-Networkers GmbH.

rooom

Mit meinem ersten Computer habe ich direkt angefangen, mich mit Programmierung und mit 3D-Entwicklung zu beschäftigen. Da war ich 12 oder 13 Jahre alt. Mit 18 Jahren gründete ich mein erstes Unternehmen, welches sich auf kreative, rechnergestützte Lösungen fokussierte. Dann habe ich Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt auf Informatik und eCommerce studiert. Innerhalb dieser Zeit habe ich die e-Networkers GmbH gegründet, eine Full-Service-Agentur.

GründerDaily: Mit Sebastian Gottschlich hast du dann im Jahr 2016 noch die rooom AG gegründet. Das Start-up verbindet 3D, Virtual Reality und Augmented Reality, um Produkte anschaulicher zu präsentieren. Das klingt erstmal sehr futuristisch. Wie funktioniert das genau?

Hans von rooom: Das werde ich öfters gefragt. Wenn man sich Online umsieht, könnte man meinen, die Welt wäre flach, zweidimensional. Doch in Wirklichkeit ist sie natürlich dreidimensional. Es fehlt online einfach die Möglichkeit, Produkte von allen Seiten im Detail zu betrachten. Es fehlt das plastische Erleben, das Gefühl für die Dimensionen.

All diese Probleme lösen wir mit rooom. Durch eine Kombination von Virtueller und Erweiterter Realität können Produkte zum Greifen nah und von allen Seiten dargestellt werden. Mit rooom kann jeder einfach 3D-Inhalte betrachten oder durch dreidimensionale Ausstellungshallen oder Museen laufen. Außerdem können Gegenstände mit Augmented Reality in die eigene Umgebung projiziert werden.

GründerDaily: Wie kam es zu der Idee hinter rooom?

Hans von rooom: Am Anfang war der Gedanke, ein soziales Netzwerk zu schaffen, das nicht auf personalisierter Werbung und dem Verlust vieler persönlicher Daten basiert. Jeder sollte sich sein eigenes virtuelles Zimmer einrichten und selbst entscheiden können, wer den Zugang erhält. Dieser Raum kann zum Beispiel mein tatsächliches Wohnzimmer sein - mit meinen Möbeln, Bildern, Büchern und anderen Lieblingsinhalten. Natürlich kann ich stattdessen aber auch das Zimmer zeigen, das ich gerne hätte.

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Im Laufe der Zeit stellten wir fest, dass diese Plattform aber vor allem für Unternehmen interessant ist. Diese können dank rooom ihre Produkte oder das ganze Unternehmen in 3D präsentieren. Dadurch können viele Bereiche revolutioniert werden, was auch Privatnutzern zu Gute kommt. Das ist beispielsweise interessant für Online-Shops, Museen, Hausbauer, Sportvereine oder Smart-Home Anbieter.

GründerDaily: Immer mehr Unternehmen, vor allem Möbelhäuser, bieten die Möglichkeit, sich vorab online einen Raum nach den eigenen Vorstellungen einzurichten. Was zeichnet euch gegenüber diesen Angeboten aus?

Hans von rooom: Wir sind eine unabhängige Lösung und haben nicht nur die Artikel eines Herstellers. Die User können auf ein großes Portfolio zurückgreifen, die Möbel von A, den Teppich von B und die Bilder von C verwenden. Unsere Kombinationsvielfalt ist erheblich größer.

Aber es gibt noch viel mehr Möglichkeiten: Wir haben auch Kunden, die zum Beispiel den Reinraum ihres Technologieunternehmens begehbar machen wollen. Das ist natürlich nicht real möglich. An dieser Stelle kommt rooom ins Spiel und ermöglicht einen kompletten virtuellen Reinraum, der alle Details wiedergibt und in 3D oder Virtual Reality erkundbar ist. Für den Fernsehsender RBB haben wir das neue Studio der Abendschau visualisiert und auf der IFA mit Virtual Reality Brille einer großen Masse präsentieren können.

GründerDaily: Wie viel Zeit hat die Produktentwicklung in Anspruch genommen?

Hans von rooom: Die Entwicklung unserer massenmarkttauglichen Plattform hat elf bis zwölf Mannjahre in Anspruch genommen. Und die Entwicklung geht stetig weiter.

GründerDaily: Wie habt ihr euch in dieser Zeit finanziert?

Hans von rooom: Zu einem großen Anteil aus privaten Mitteln. Zusätzlich durch Investoren, die frühzeitig das Potenzial erkannten. Außerdem haben wir bereits einige Kundenaufträge erfolgreich umsetzen können und damit Geld verdient.

GründerDaily: Auf welche besonderen Herausforderungen seid ihr bisher gestoßen?

Hans von rooom: Vor fünf bis sechs Jahren war es schwer, den Leuten zu vermitteln, warum eine Darstellung von Inhalten in 3D nützlich ist. Ich war da der Zeit ein Stück voraus. Heute versteht fast jeder, wie wichtig und zukunftsträchtig dies ist und wohin uns die Möglichkeiten von Virtual und Augmented Reality noch führen werden. Dementsprechend schwer war es auch, die erforderlichen Geldmittel aufzubringen.

Die größte Herausforderung war aber, diese Inhalte massenmarkttauglich zu machen. Wir mussten eine technische Lösung finden, die abwärtskompatibel und benutzerfreundlich ist. Denn jeder sollte unsere Plattform nutzen können. Und das haben wir erreicht. Ohne Installation, auf allen Geräten. Man benötigt lediglich einen Webbrowser und ein internetfähiges Gerät.

GründerDaily: Rooom bietet für private Nutzer auch ein soziales Netzwerk, über das man seinen eigenen Raum einrichten und mit seinen Freunden teilen kann, was man mag. Was ist die Geschäftsidee dahinter? Facebook 2.0?

Hans von rooom: Wahrscheinlich eher Facebook 3.0. Wie bereits erwähnt, war dies der Anfang von rooom. Unterdessen hat es sich mehr zu einem B2B-Geschäftsmodell entwickelt. Rooom hat aktuell über 13.000 Nutzer weltweit und wir werden weiterhin am sozialen Netzwerk festhalten. Der Unterschied zu anderen Plattformen ist, dass wir auf personalisierte Werbung verzichten. Wir setzen auf Product-Placement. Wenn mir ein Artikel gefällt, kann ich diesen auch direkt kaufen, weil er mit dem jeweiligen Online-Shop verbunden ist. Ich kann also den wunderschönen Schrank, den mein bester Freund in seinem Rooom stehen hat, auch gleich für mein reales Wohnzimmer bestellen.

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Unsere Nutzer profitieren von der großen Auswahl verschiedener Anbieter und können sämtliche Artikel und Gegenstände in ihren Räumen platzieren. Sie können sich einrichten und ausprobieren, sich aber auch darstellen. Die Privatsphäre ist dabei Teil des Konzeptes. Jeder Nutzer kann genau festlegen, wem er wieviel sichtbar macht.

GründerDaily: Wie geht es weiter mit rooom? Welche Ziele habt ihr euch für die nächsten zwei bis drei Jahre gesteckt?

Hans von rooom: Seit März 2018 sind wir aus der Open Beta und aktiv am Markt. Wir konnten seitdem etliche bedeutende Kundenprojekte umsetzen, bei drei großen Startup-Events den ersten Preis abräumen, Investoren begeistern und haben eine Menge positives Feedback erhalten. Es ergeben sich pausenlos weitere tolle Möglichkeiten. Daher entwickeln wir fleißig weiter an Automatisierungs-Lösungen, damit Inhalte noch einfacher eingestellt, hochgeladen und betrachtet werden können. Wir haben den Anspruch, die Standardlösung für 3D, VR und AR zu werden, weit über deutsche Grenzen hinaus.

GründerDaily: Welche Tipps würdest du angehenden Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

Hans von rooom: Mein Tipp ist ein zweischneidiges Schwert, eine Gratwanderung: Einerseits ist es wichtig an einer Idee festzuhalten. Auch, wenn einem andere davon abraten. Gerade wenn es um eine innovative, visionäre Idee geht, ist das wahrscheinlich. Andererseits muss man genug Flexibilität mitbringen, um gegebenenfalls das Konzept zu überarbeiten. Man darf nicht zu stolz sein und sollte sich ruhig auch Kritik aussetzen. Diese kann durchaus der Schubs in die richtige Richtung sein.

GründerDaily: Hans, vielen Dank für diese Eindrücke und weiterhin viel Erfolg!

Keyfacts über rooom AG

  • Gegründet im Jahr: 2016
  • Firmensitz in: Jena (Thüringen)
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 9 Mitarbeitern
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: Privates Eigenkapital
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/uns folgende:
    • Menschen: motivierte Mitarbeiter, alle die mir zuhören und Ideen um rooom herum entwickeln
    • Tools: Blender
    • Internetseiten: www.deepl.com
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