Gründen – wann, wenn nicht jetzt?
Immer mehr Arbeitnehmer:innen spielen mit dem Gedanken, ihre Festanstellung aufzugeben und sich selbstständig zu machen bzw. ein (Klein-)Unternehmen zu gründen. Die Beweggründe sind individuell – doch wird als Grund Nummer ein stets die Unabhängigkeit angeführt. Vor allem in Sachen Zeit.
Als Angestellte sind wir keine zeitautonomen Wesen. Andere bestimmen, wann wir aufzustehen haben, wann wir wo sein müssen, wann wir essen, wann wir wieder gehen dürfen. Viele arbeiten dabei gegen ihren persönlichen Biorhythmus, was sie davon abhält, ihr volles Leistungspotenzial zu entfalten. Andere stecken unglücklich in einem Beruf fest, der sie nicht erfüllt, träumen aber von einer ganz anderen Tätigkeit. Wieder andere haben alles erreicht, was sie erreichen können, und sehnen sich nach dem Gefühl, wieder jeden Tag etwas Neues zu lernen.
Arbeiten möchten potenzielle Gründer alle – nur eben zu ihren Bedingungen. Die Zeit gibt ihnen dabei recht: Noch nie war es so leicht, eine Firma zu gründen, wie heute. Die bürokratischen Hürden lassen sich bewältigen, die Finanzierungsmöglichkeiten sind vielfältig – und das Internet hat neue Wege eröffnet, die eigenen Ideen oder Produkte zu vermarkten und zu vertreiben.
Der Traum vom eigenen Handwerksbetrieb
Die Freiheit, alles selbst zu entscheiden, kann jedoch auch beängstigend sein. Je besser man vorbereitet ist, desto erfolgreicher wird die Gründung! Die beginnt, wie so vieles, mit der Psychologie. Mit einem ersten Gründertest lässt sich herausfinden, ob – und wenn ja, welche – Unternehmer-Eigenschaften man mitbringt.
Die Auswertung eines Stärken-Schwächen-Profils sowie ein Muster-Businessplan der gewünschten Branche sind ebenfalls hilfreiche Bausteine bei den allerersten Schritten zum eigenen Unternehmen. Vor allem legen sie noch bestehende Defizite offen, in denen Fortbildungsbedarf besteht. So haben beispielsweise viele Gründer:innen, die aus der Praxis kommen, im Bereich der Betriebswirtschaft noch Wissenslücken. Anderen fehlt der Meisterbrief, den sie im eigenen Betrieb benötigen würden – beispielsweise, um selbst auszubilden. Aber auch, um überhaupt zu gründen, wenn es sich um ein zulassungspflichtige Gewerk handelt, denn hier gilt immer noch die Meisterpflicht.
Manchmal baut auch beides aufeinander auf: So kann sich ein Handwerker, der gründen möchte, als Handwerksmeister zum staatlich anerkannten Betriebswirt oder zum Geprüften Betriebswirt nach der Handwerksordnung fortbilden lassen. Etwa an der Bildungsakademie Stuttgart – der Bildungsakademie der Handwerkskammer Region Stuttgart.
Das moderne Schulungszentrum vermittelt seit mehr als fünfunddreißig Jahren Schlüsselqualifikationen für den wirtschaftlichen Erfolg. Dabei zielt sie in erster Linie auf die Belange des Mittelstands ab. Zwanzig festangestellte Handwerksmeister wissen genau, was der Handwerkerberuf mit sich bringt, welche Stolperfallen und Chancen mit der Gründung des eigenen Betriebes verbunden sind. Auch, wenn der Erwerb betriebswirtschaftlichen Wissens nicht im Vordergrund steht, sondern Bedarf an technischen Weiterbildungen oder persönlichkeitsbildenden Maßnahmen besteht, ist die Bildungsakademie Stuttgart der erste Ansprechpartner. In mehr als vierundzwanzig Ausbildungswerkstätten lässt sich handwerkliches Können verfeinern – ob im Bereich der Kraftfahrzeugtechnik, der Gasgerätetechnik, der Schreinerei oder das Fotolabor.
Für die Weiterbildungen stehen diverse Förderprogramme zur Verfügung. Wer im Moment arbeitssuchend ist, kann vom Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit profitieren. Das gilt auch für jene, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind – etwa, weil ihr bisheriger Arbeitgeber den Betrieb aufgibt und sie sich folglich selbstständig machen möchten. Auch Arbeitnehmer, die mindestens fünfzehn Stunden pro Woche arbeiten und deren Brutto-Jahreseinkommen nicht über 20.000 Euro liegt, können gefördert werden – etwa durch die Bildungsprämie des Staates. Gut zu wissen: Förderfähig ist auch einen Externenprüfung nach Handwerksordnung (HwO). Existenzgründer wiederum können von der Fachkursförderung aus dem Europäischen Sozialfonds profitieren. An mangelnden eigenen Mitteln sollte die Gründung also nicht scheitern.
Gewinn ab dem ersten Tag?
Trotzdem stimmt es natürlich, dass Gründer den Gürtel erst einmal enger schnallen müssen. In der Gründerzeit wird der Gewinn erst einmal mager ausfallen – wenn es überhaupt schon einen gibt. Zumeist verhält es sich sogar so, dass am Anfang mit Fremdkapital gearbeitet werden muss, denn nur die wenigsten Neuunternehmer:innen können die Neugründung aus der eigenen Tasche finanzieren. Keine Angst – Gründungsschulden gehören zu den „guten Schulden“, die wichtig sind, um in Zukunft in der Lage zu sein, Gewinne zu erzielen. Im Regelfall beträgt diese Spanne drei Jahre, kann aber je nach Branche stark variieren.
Doch gerade kleine oder mittelständische Unternehmen können sich den Luxus, einige Jahre ohne Gewinn leben zu können, nicht leisten. Ihre Gründungskonzepte müssen darauf angelegt sein, von Beginn an Profit zu erwirtschaften. Als Faustformel gilt hier: Der oder die Neugründer:in sollte in der Lage sein, die laufenden Grundkosten (Miete, Personal, Produktionsmittel etc.) für sechs Monate decken zu können. Dann nämlich kann er oder sie seine oder ihre ganze Kraft darauf konzentrieren, Gewinne zu erzielen.
Ein konkret formuliertes Ziel kann hierfür hilfreich sein. Beispielsweise: Ich möchte im ersten Jahr X Euro einnehmen. Ich möchte im zweiten Jahr Y Kunden haben. Im vierten Jahr möchte ich schwarze Zahlen schreiben. Ziele sind dann hilfreich, wenn sie nicht einschüchtern. Je konkreter formuliert ein Ziel ist und je besser es sich messen lässt, desto eher macht man einen Haken daran. Das Prinzip kennen viele von Neujahrsvorsätzen: „Ich möchte dieses Jahr jede Woche zwei Stunden Sport treiben“ lässt sich leichter einhalten als „Nächstes Jahr will ich mehr Sport machen“. Hilfe zur Zieldefinition bietet beispielsweise die SMART-Methode, mit der sich der Erfolg schneller einstellt, denn das Sprichwort „Gut geplant ist halb gewonnen“ hat sich durch wissenschaftliche Studien als wahr herausgestellt.
Eine gute Idee und Unternehmergeist, durch Fortbildung erworbene Gründerqualifikationen, ein solider Businessplan und eine ebensolche Finanzierung sind die Grundvoraussetzungen, um im Handwerk zu gründen. Aber auch das Erscheinungsbild und nicht zuletzt die Kundenakquise darf nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich steht noch die Findung einer Rechtsform, die Eröffnung eines Geschäftskontos, der Abschluss der passenden Versicherungen und der Umgang mit Buchhaltung und Steuern auf der To-Do-Liste zukünftiger Gründer:innen. Doch auch diese Punkte müssen nicht allein bewältigt werden. Die Kombination aus Software und Seminaren hat sich hier bestens bewährt.
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