Die 16 besten Start-ups aus ganz Deutschland (2022)
Frisch ausgezeichnet: Die 16 Landessieger des KfW Award Gründen stehen fest. 2022 sind es vor allem Start-ups aus den Bereichen Digitalisierung, Medizin und Nachhaltigkeit. Erfahrt, wer in welchem Bundesland gewonnen hat und wer darüber zusätzlich als Bundessieger und Sonderpreisträger auf dem Podest steht.
Digitales und Vollautomatisiertes aus dem Norden
Vollautomatisierte Pflanzenvermehrung bietet das Start-up RoBoTec aus Bremen. Somit können im Labor in kürzerer Zeit mehr hochwertige Jungpflanzen entstehen als bislang. Meistens wurden Pflanzen in Niedriglohnländern per Hand vermehrt und hatten lange Transportwege vor sich. Daher ist die Entwicklung des vollautomatischen Bearbeitungsverfahrens für in-vitro-Pflanzen weit kostengünstiger und nachhaltiger. Die Technik basiert auf Künstliche Intelligenz und 3-D-Bilderkennung, Robotik sowie Laserschnitttechnik.
Aufmaß via Smartphone – das bietet Spacific aus Hamburg. Anstelle von händischen Messungen, teurer Laserhardware mit langer Nachbearbeitungszeit lässt sich mit der entwickelten Software „XR Scan“ ein Aufmaß inklusive automatisierter Generierung eines 3D-Modells erstellen und nahtlos in bestehende Arbeitsabläufe einbinden. Da dies kostengünstig möglich ist, können die Augmented Reality-Lösungen von Unternehmen jeder Größe verwendet werden. Die Daten werden im zentralen Webportal verwaltet und die 3D-Modelle können in Planungs- und Salesprozesse integriert werden.
Nebula Biocides aus Mecklenburg-Vorpommern hat ein neuartiges Desinfektionsmittel entwickelt, das binnen Sekunden Bakterien, Viren und Sporen abtötet. Sporosan® bekämpft zu Sporen verkapselte Krankenhauskeime, die immun gegen alkoholische Desinfektionsmittel sind und so auf allen Oberflächen überdauern. Es kann vielseitig – für die Medizinprodukte- als auch für die Hände- und Oberflächendesinfektion – verwendet werden. Nach der Reaktion zerfällt der material- und hautfreundliche Wirkstoff in umweltverträgliche Rückstände.
AGVOLUTION aus Niedersachsen arbeitet an klima-intelligenten Lösungen für die Landwirtschaft, den Gartenbau und öffentliche Grünanlagen. Dafür hat das Unternehmen ein KI-gestütztes Umweltmonitoring-System und neuartige IoT-Umweltsensoren entwickelt. Dadurch können die zurückliegenden, aktuellen und zukünftigen Auswirkungen des lokalen Wetters auf die Pflanzengesundheit bestimmt werden. So gelingt es beispielsweise, effizienter zu bewässern oder den Düngemittelverbrauch an das notwendige Maß anzupassen.
MARA NF aus Schleswig-Holstein sorgt als Pflegedienst mit einem rund 50-köpfigen Team dafür, dass Menschen so lange und so gut wie möglich zu Hause versorgt werden können. Durch ein Palliativteam in Kooperation mit dem Katharinen Hospiz können die Patienten in vertrauter häuslicher Umgebung umfassend und in Würde, angstfrei, medizinisch sowie pflegerisch begleitet werden, um auch in der letzten Lebensphase die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten. Das Augenmerk der Gründerinnen konzentriert sich neben der Qualität in der Pflege auch auf das Wohlergehen der Mitarbeitenden.
Osten: Klimaneutrales, Plastikfreies sowie Wiedergewinnung kostbarer Rohstoffe
Enpal aus Berlin bietet ein integriertes Komplettpaket für das klimaneutrale Zuhause: Solaranlage, Speicher und Wallbox, ergänzt um Ökostromtarif, Kunden-App und intelligenten Energiemanager. Das Besondere: Enpal vermietet die Anlagen und kümmert sich 20 Jahre lang um den reibungslosen Betrieb. Kunden sparen sich damit hohe Anschaffungskosten und profitieren vom Rundum-Sorglos-Paket. Aktuell beschäftigt das Unternehmen über 3.000 Angestellte, darunter über 1.000 Festangestellte im Handwerk und ist das wachstumsstärkste Energieunternehmen in Europa.
Plastikfrei, bio und fair sind die Grundsätze des Unternehmens: Unverpackt Umgedacht aus Brandenburg füllen die Bio-Lebensmittel in ihren Bio- und Supermärkten in Deutschland, der Schweiz, Dänemark und Luxemburg in Mehrweggläser ab. Bis zu 50 Mal kann ein solches Glas mithilfe des Mehrwegsystems wiederverwendet werden. Überdies werden Produkte aus dem globalen Süden fair gehandelt und Hülsenfrüchte nicht von weither importiert. Menschen mit schwierigen Biografien oder Beeinträchtigungen finden einen Arbeitsplatz, erhalten Unterstützung und machen circa 25 Prozent des Teams aus.
LuxChemtech aus Sachsen ist Landes- und Bundessieger geworden. Das Unternehmen sorgt für die Wiedergewinnung von kostbaren Rohstoffen und Materialien. Neben eigenen HighEnd-Produkten bietet das Unternehmen für die wichtigen Elemente Silicium, Indium, Gallium aber auch Lithium innovative Recyclingdienstleistungen an. Beispielsweise werden monatlich ca. 80 Tonnen Siliciumabfall aus Prozessen vom Beginn der Produktionskette für siliciumbasierte Photovoltaik bearbeitet. Dabei werden diese Abfälle so behandelt, dass danach ein direkter Einsatz beim jeweiligen Kunden wieder möglich wird.
Über 2,2 Milliarden Menschen haben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser. Inflotec aus Sachsen-Anhalt möchte mit ihrem Offgrid-System eine verlässliche Versorgung möglich machen. Mit ihrer Technologie kann verschmutztes Oberflächenwasser autark zu Trinkwasser aufbereitet und durch die Nanofiltrationstechnik Medikamentenrückstände und Mikroplastik zurückgehalten werden. Auch Salzwasser kann energieeffizient zu Trinkwasser aufbereitet werden. Die Anlagen sind vollautomatisiert, einfach zu bedienen und wartungsarm.
Redwave Medical aus Thüringen hat Lösungen entwickelt, mit denen der Blutdruck mit einer herkömmlichen Manschettenmessung in der Hauptschlagader gemessen werden kann. Dadurch kann der tatsächliche Herz-Kreislauf-Zustand eines Patienten genauer bestimmt werden. Bisher wird mit einer Manschette lediglich der Blutdruck der Oberarmarterie gemessen und der zentrale Blutdruck nur invasiv während eines medizinischen Eingriffs beobachtet. Mit den klinisch validierten, intelligenten Algorithmen im Bereich der Herz-Kreislauf-Diagnostik ist dies nun auch in der täglichen Praxisroutine möglich und somit präzisere Diagnosen.Wegweisendes und mehr Freiräume aus dem Süden
Mit dem vialytics Straßenmanagementsystem aus Baden-Württemberg können Kommunen den Zustand ihrer Straßen und Radwege automatisch per Smartphone analysieren sowie Reparaturen und Instandhaltungen leichter planen. Eine selbst entwickelte Künstliche Intelligenz (KI) erkennt Schäden auf der Straßenoberfläche, wie Schlaglöcher und Risse. Um die Daten aufzunehmen, wird das vialytics Smartphone hinter der Windschutzscheibe kommunaler Fahrzeuge angebracht. Während der Streckenkontrolle schießt das System alle vier Meter ein Foto der Straße, das der KI als Grundlage für die Auswertung dient.
munevo aus Bayern hat ein System entwickelt, das die Steuerung elektrischer Rollstühle und weiterer Assistenzsysteme mittels leichter Kopfbewegungen zulässt. Eine Smart Glass erfasst die Kopfbewegungen zuverlässig und setzt sie in Steuersignale um. Sie wird wie jede normale Brille getragen. So kann der elektrische Rollstuhl in die gewünschte Richtung fahren und eingestellt werden. Auch ein Roboterarm, Computer und Smart-Home-Anwendungen lassen sich freihändig steuern. Die Kosten für das zertifizierte Medizinprodukt tragen in den meisten Fällen die Krankenkassen.
QiTech aus Rheinland-Pfalz begann als Schülerfirma im Bereich des 3D-Drucks. Das Ausgangsmaterial von 3D-Druckern ist „Filament“ aus Neuplastik. Der entstandene Ausschuss wie Fehldrucke werden entsorgt. Der sortenreine Kunststoff kann wieder in Filament recycelt werden. Das Maschinensystem von QiTech Industries ermöglicht es, Kunststoff zu zerkleinern und zu neuem, hochwertigem Filament einzuschmelzen. Das Start-up konzentriert sich zunächst auf den Labormarkt und liefert Instituten, Laboren und Universitäten eine modulare Lösung für die Forschung am Kunststoffrecycling und die Rückführung teurer Hochleistungsmaterialien wie in der Zahnmedizin.
Natif.ai aus dem Saarland ist ein offizielles Spin-Off des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Die Gründer haben eine KI-gestützte Software entwickelt, die Dokumente extrem schnell und genau analysieren kann und relevante Daten extrahiert. In Unternehmen liegen heute immer noch ca. 85 % aller Daten unstrukturiert als Dokumente vor, die Mitarbeitende händisch übertragen müssen. Natif.ai ermöglicht Entwicklern, diese manuelle Arbeit über alle Dokumententypen hinweg zu automatisieren und somit wieder mehr Freiräume für Mitarbeitende und Unternehmen zu schaffen.
Vorausschauendes und intelligente Sensortechnologie aus dem Westen
Weltweit gehen jährlich mehr als 100 Milliarden Kubikmeter Wasser auf dem Weg zwischen Versorgern und Endverbrauchern durch Leckagen und Rohrbrüche verloren. PipePredict aus Hessen bietet die vorausschauende Wartung für Rohrnetze an, indem bestehende Sensordaten mit einem digitalen Zwilling und Machine-Learning-Algorithmen analysiert werden. Dadurch werden Leckagen frühzeitig und präzise gefunden und Rohrbrüche können verhindert werden. Gleichzeitig können durch die entwickelten Algorithmen Schäden frühzeitig und präzise geortet werden, wodurch Wasser- und Energieverluste minimiert werden.
icho systems aus Nordrhein-Westfalen hat den Therapieball ichó entwickelt, der Menschen mit neurologischen Krankheiten hilft, ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten zu verbessern, indem sie jederzeit zu Hause trainieren können. Je nach Krankheitsverlauf und Bedarf, kann das Therapieprogramm individuell angepasst werden. Ichó reagiert auf Interaktion mit Licht, Klang und Vibration. Die intelligente Sensortechnologie kann Bewegungen, Reaktionszeiten und Interaktionen erfassen. Dies ermöglicht schon bald, dass der Therapieerfolg von den Patienten sowie ihren Therapeuten und Ärzten jederzeit auf einem Smartphone oder Tablet nachvollzogen werden kann.
Sonderpreis Social Entrepreneurship
WILDPLASTIC wurde als unternehmerische Antwort auf die Plastikvermüllung des Planeten gegründet. Gemeinsam mit Sammelorganisationen entfernen sie Kunststoffe aus der Umwelt und schaffen daraus neue Produkte – wie die WILDBAG-Mülltüte oder Versandtaschen, die der OTTO-Konzern nutzt. WILDPLASTIC unterstützt lokale Initiativen, u. a. in Ghana, Indonesien und Indien beim Sammeln von Plastik in der Umwelt. Das Material wird zum nächsten Recycler verschifft und verarbeitet. Durch WILDPLASTIC können bis zu 60 Prozent CO₂ gegenüber Neuplastik eingespart werden und sie streben einen fairen Handel mit Sammlern an, um deren Arbeits- und Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern.
KfW Award Gründen
- Seit 25 Jahren zeichnet die KfW Bankengruppe Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihrer Geschäftstätigkeit mit dem KfW Award Gründen (ehemals GründerChampions) aus. Für den renommierten Preis können sich Unternehmen aller Branchen bewerben, die ihren Sitz in Deutschland haben. Die Preisträger werden von einer Jury aus erfahrenen Vertreterinnen und Vertretern aus der KfW, Politik und Wirtschaft ausgewählt. Die Preisverleihung fand am 19. Oktober statt.
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