- Ab 2025 sind barrierefreie Websites für viele Unternehmen mit digitalen Angeboten gesetzlich verpflichtend.
- Maßnahmen wie Alt-Texte und responsives Design verbessern die digitale Barrierefreiheit.
- Onlineshops müssen zusätzliche Maßnahmen umsetzen.
- Barrierefreie Webseiten stärken die Nutzerfreundlichkeit, SEO und die Reichweite.
- Tools und Checklisten helfen, barrierefreie Internetseiten effizient umzusetzen.
| Warum ist digitale Barrierefreiheit wichtig?
Allein in Deutschland gibt es knapp 8 Millionen Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung. Eine Untersuchung von Aktion Mensch und Google ergab: Zwei Drittel der großen deutschen Webshops sind nach aktuellem Stand nicht barrierefrei. Damit sind diese für Menschen mit Einschränkungen nur schwer oder gar nicht nutzbar. Neben der Benachteiligung dieser Menschen verschlechtert fehlende Barrierefreiheit die Conversion und schließt potenzielle Kunden aus.
Ziel der Barrierefreiheit ist es, allen Nutzern eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Dies verbessert den Zugang für Menschen mit kognitiven, körperlichen und sensorischen Einschränkungen. Darüber hinaus erhöht es die Nutzerfreundlichkeit insgesamt. Dies betrifft etwa ältere Menschen, Personen mit eingeschränkten technischen Fähigkeiten oder Nutzer mit langsamen Internetverbindungen.
Barrierefreiheit ist außerdem eine gesetzliche Verpflichtung. Internationale Standards wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und der European Accessibility Act (EAA) legen klare Anforderungen fest.
Ab 2025 sind durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) viele Unternehmen verpflichtet, ihre Websites barrierefrei zu gestalten.
Die wirtschaftlichen Vorteile von Barrierefreiheit sind:
- Barrierefreiheit erweitert die Zielgruppe, da die barrierefreie Internetseite mehr Menschen anspricht.
- Maßnahmen wie klare Navigation und Alt-Texte stärken die SEO, verbessern Rankings und steigern die Reichweite.
- Barrierefreiheit stärkt das Image Ihres Unternehmens als verantwortungsbewusst und innovativ.
| Was ist eine barrierefreie Website?
Typische Merkmale einer barrierefreien Homepage sind eine klare Struktur, eine einfache Navigation, Alternativtexte für Bilder und ein hoher Farbkontrast. Inhalte wie Videos oder Audios werden durch Untertitel oder Transkripte zugänglich gemacht.
Internationale Standards wie die WCAG geben entsprechende Kriterien dazu vor.
Zu den häufigsten Barrieren auf Websites, die abgebaut werden müssen, zählen:
- Fehlende Bildbeschreibung: Bilder ohne Alternativtexte bleiben für blinde oder sehbehinderte Nutzer unverständlich.
- Schlechter Farbkontrast: Texte auf schwach kontrastierenden Hintergründen sind schwer lesbar.
- Fehlende Untertitel: Videos oder Audios ohne Untertitel oder Transkripte schließen Menschen mit Hörbehinderungen aus. Dies gilt auch für Nutzer in lauten Umgebungen oder mit langsamen Internetverbindungen.
- Komplizierte Formulare: Unklare Eingabefelder oder fehlende Fehlerhinweise stellen Hürden beim Ausfüllen und Versand dar.
Die Lösung liegt in klaren Maßnahmen wie Alt-Texten und Untertiteln.
Die wichtigsten Anforderungen für eine barrierefreie Website (nach WCAG)
- Kontrast: Texte müssen einen Mindestkontrast von 4,5:1 gegenüber ihrem Hintergrund haben (Große Schrift mindestens 3:1)
- Schriftgrößen: Mindestens 16 Pixel als Standardgröße, skalierbar für Nutzer mit Sehbehinderungen.
- Alternativtexte: Jedes Bild benötigt einen präzisen Alt-Text, der den Inhalt beschreibt.
- Responsivität: Inhalte müssen auf allen Geräten optimal angezeigt werden.
- Tastatur-Navigation: Alle Funktionen müssen ohne Maus, nur mit der Tastatur, erreichbar sein.
Die WCAG-Richtlinien und Leitfäden wie die von Aktion Mensch bieten hilfreiche Orientierung und weiterführende Informationen.
Wie kann ich den Status meiner Website testen?
Um herauszufinden, welche Barrieren Ihre Website aufweist, können Sie spezielle Tools verwenden.
Tools für die Ist-Analyse sind:
- BITV-Test: Ein kostenpflichtiger Service, der Websites anhand der deutschen BITV-Vorgaben prüft und konkrete Schwachstellen identifiziert. Besonders nützlich für öffentliche Stellen.
- Color Contrast Analyzer: Ein kostenloses Programm zum Download, das Farbkontraste überprüft und sicherstellt, dass sie den WCAG-Anforderungen entsprechen. Essenziell für die Lesbarkeit von Inhalten.
- Google Lighthouse: Ein kostenloses Chrome-Plugin, das eine schnelle Analyse von Barrierefreiheit, Performance und SEO ermöglicht. Besonders geeignet für private Unternehmen.
- WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool): Ein kostenloses Chrome-Plugin, das visuelle Hinweise zu Barrieren bietet und diese direkt adressierbar macht. Ideal für nicht-technische Nutzer.
Diese Tools analysieren Websites im Detail und zeigen genau, wo Probleme bestehen. Das können beispielsweise fehlende Bildbeschreibungen oder unzureichende Farbkontraste sein. So wird deutlich, welche Schwachstellen dringend behoben werden müssen.
Beispiele der Tools
| Für wen gilt die Barrierefreiheitspflicht?
Die Verpflichtung zur Barrierefreiheit betrifft öffentliche Stellen und ab 2025 auch viele private Unternehmen. Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitenden oder einem Jahresumsatz über 2 Millionen Euro müssen ihre Websites barrierefrei gestalten.
Unabhängig von Größe oder Umsatz gilt die Barrierefreiheitspflicht auch für Anbieter spezifischer digitaler Dienstleistungen. Dazu gehören:
- Onlineshops,
- Bankdienstleistungen,
- Telekommunikationsdienste
- oder audiovisuelle Medienangebote.
Öffentliche Einrichtungen wie Behörden und Schulen müssen ihre Websites bereits seit 2020 barrierefrei gestalten.
Grundlage für die Pflicht für Unternehmen ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Dieses setzt die EU-Vorgaben des European Accessibility Act (EAA) in Deutschland um.
Wann betrifft die Barrierefreiheitspflicht Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen?
Nicht alle Selbstständige und KMUs sind zwangsläufig von der Barrierefreiheitspflicht betroffen. Dies hängt von der Art der Dienstleistungen ab sowie der Art der Website. Auch Unternehmen, die mehr als 2 Millionen Euro Jahresumsatz machen, sind zur Barrierefreiheit verpflichtet.
Die folgende Tabelle zeigt anschauliche Beispiele auf.
Beispiel | Jahresumsatz | Branche | Betroffen von der Pflicht zur Barrierefreiheit? | Begründung |
Fotograf mit Online-Buchungssystem | 50.000 € | Kreativwirtschaft | betroffen | Digitale, interaktive Dienstleistungen wie Buchungssysteme unterliegen der BFSG-Pflicht. |
Grafikdesigner mit Onlineshop | 80.000 € | Kreativwirtschaft | betroffen | Onlineshops gehören zu den verpflichtenden Bereichen, unabhängig vom Umsatz. |
Freiberuflicher Finanzberater mit Info-Website | 120.000 € | Finanzdienstleistungen | betroffen | Finanzdienstleistungen fallen unabhängig vom Umsatz unter die BFSG-Pflicht. |
Regionale Pizzeria mit Website für Speisekarte | 200.000 € | Gastronomie | nicht betroffen | Eine rein informative Website ohne interaktive Funktionen unterliegt nicht der BFSG-Pflicht. |
Kleiner Tischler mit Portfolio-Seite | 1 Mio. € | Handwerk | nicht betroffen | Handwerksbetriebe ohne digitale Dienstleistungen fallen nicht unter das BFSG. |
Kleines Reisebüro mit Online-Buchungssystem | 1,5 Mio. € | Reise- und Verkehrsdienstleistungen | betroffen | Interaktive Buchungsplattformen fallen unter die Barrierefreiheitspflicht. |
Zusammenfassend: Sobald Unternehmen oder Solo-Selbstständige digitale Dienstleistungen über die Website anbieten, greift die Barrierefreiheitspflicht. Dies gilt unabhängig vom Jahresumsatz und der Mitarbeiteranzahl.
Reine Informations-Websites ohne interaktive Funktionen sind in der Regel ausgenommen. Gleiches gilt für private Websites.
Gesetzliche Grundlagen der digitalen Barrierefreiheit im Überblick:
- WCAG: Internationale Richtlinien mit den Prinzipien wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust. Sie bilden die Basis aller gesetzlichen Anforderungen.
- EN 301 549: Technische Norm für IT-Produkte, einschließlich Websites, die auf den WCAG basiert.
- EU-Richtlinie 2016/2102: Verpflichtet öffentliche Stellen in der EU, ihre Websites und mobilen Anwendungen barrierefrei zu gestalten.
- European Accessibility Act (EAA): Erweiterung der Barrierefreiheitspflichten auf private Anbieter digitaler und physischer Produkte in der EU.
- Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Setzt den EAA in deutsches Recht um und verpflichtet ab 2025 viele private Unternehmen zur Barrierefreiheit.
- BITV 2.0: Konkretisiert die EU-Richtlinie 2016/2102 für öffentliche Stellen in Deutschland.
- Behindertengleichstellungsgesetz (BGG): Verlangt von öffentlichen Stellen in Deutschland, Barrieren abzubauen und niemanden zu benachteiligen.
Barrierefreiheitserklärung im Sinne der Transparenz
Transparenz über die eigenen Bemühungen im Bereich Barrierefreiheit ist notwendig. Dies gilt für alle, die rechtlich zur Barrierefreiheit verpflichtet sind. Im Zuge dessen müssen private Unternehmen und öffentliche Stellen eine Barrierefreiheitserklärung zur Verfügung stellen.
Inhalte der Barrierefreiheitserklärung sind:
- Der Status der Barrierefreiheit der Website oder App.
- Informationen über mögliche Barrieren und alternative Zugangswege.
- Ein Kontaktweg (z. B. E-Mail-Adresse oder Formular) für Feedback und Barrierenmeldungen.
- Informationen über das Verfahren zur Durchsetzung der Barrierefreiheit (z. B. Kontakt zur Durchsetzungsstelle).
Wichtig: Die Barrierefreiheitserklärung muss regelmäßig aktualisiert werden, sodass der Status der Barrierefreiheit zu jeder Zeit aktuell kommuniziert ist.
Die Barrierefreiheitserklärung muss innerhalb des Webauftritts leicht auffindbar sein. Der Footer-Bereich mit Impressum, Datenschutzerklärung und Kontakt bietet sich hierfür insbesondere an.
Fristen und Übergangsregeln
Private Unternehmen haben bis Juni 2025 Zeit, die Vorgaben umzusetzen. Eine Übergangszeit hilft, priorisierte Maßnahmen wie barrierefreie Buchungsformulare oder Kontaktmöglichkeiten schrittweise einzuführen.
Konsequenzen bei Nichteinhaltung
Wer die gesetzlichen Vorgaben ignoriert, riskiert folgende Konsequenzen:
- Abmahnungen: Diese können teuer werden und rechtliche Schritte nach sich ziehen.
- Bußgelder: Besonders bei öffentlichen Stellen können Behörden Sanktionen verhängen.
- Reputationsverluste: Mangelnde Barrierefreiheit signalisiert fehlende Verantwortung und kann Kunden abschrecken.
- Eingeschränkte Reichweite: Menschen mit Einschränkungen oder ältere Nutzer werden ausgeschlossen, was die Effektivität der digitalen Angebote mindert.
| Die wichtigsten Maßnahmen für eine barrierefreie Website
Die folgende Checkliste unterstützt bei der Erstellung einer barrierefreien Website und deckt technische, gestalterische und inhaltliche Anforderungen ab.
Kernbereiche für barrierefreie Websites:
- Navigation (hohe Priorität)
- Texte und Inhalte (hohe Priorität)
- Bilder und Grafiken (hohe Priorität)
- Formulare und interaktive Elemente (mittlere Priorität)
- Videos und Audios (mittlere Priorität)
- Technische Anforderungen (langfristige Priorität)
- Interaktive Elemente (langfristige Priorität)
Die Kernbereiche sind nach Wirkung und Umsetzbarkeit priorisiert: Maßnahmen mit der größten Wirkung stehen an vorderer Stelle. Langfristige Anpassungen lassen sich schrittweise planen.
Die Kriterien der Checkliste bieten klare Maßnahmen zur Umsetzung und basieren auf den international anerkannten WCAG-Richtlinien. Diese unterteilen sich in 3 Level. Gesetzlich vorgeschrieben ist das WCAG Level AA.
Die drei Stufen nach WCAG
Die WCAG unterscheiden in drei Level der Barrierefreiheit:
- Level A: Grundlegende Anforderungen, z. B. Alternativtexte und korrekte HTML-Struktur.
- Level AA: Gesetzlich vorgeschrieben, z. B. Farbkontraste, responsives Design, beschriftete Formulare.
- Level AAA: Optional und für spezielle Inhalte umsetzbar, z. B. einfache Sprache.
Hinweis: Level AA erfüllt die gesetzlichen Vorgaben des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) und der EU-Richtlinie 2016/2102.
#1 Navigation (hohe Priorität)
Eine barrierefreie Navigation erleichtert Nutzern das Finden und Erreichen von Inhalten, auch wenn sie Einschränkungen haben.
Die folgenden Anforderungen - ebenfalls sortiert nach Notwendigkeit - ermöglichen eine barrierefreie Navigation.
- Tastatur-Navigation: Jeder Bereich Ihrer Website sollte ohne Maus per Tastatur erreichbar sein.
- Klare Struktur: Menüs und Unterpunkte müssen logisch und hierarchisch aufgebaut sein.
- Sprungmarken: Skip-Links (Sprungmarken) bieten die Möglichkeit, große Menüs zu überspringen und direkt zum Hauptinhalt zu gelangen.
- Orientierungshilfen: Breadcrumbs (Brotkrumen-Navigation) bieten eine einfache Möglichkeit, zu vorherigen Seiten innerhalb der Website zurückzukehren.
Tipp: Stellen Sie sicher, dass der Fokus sichtbar ist, wenn Nutzer per Tastatur navigieren (z. B. durch farbliche Hervorhebung). Dies unterstützt bei der Orientierung und verbessert die Nutzerfreundlichkeit.
#2 Texte und Inhalte (hohe Priorität)
Texte und Inhalte sind nur dann barrierefrei, wenn sie klar und gut lesbar sind. Das wird ermöglicht durch folgende absteigend priorisierte Anpassungen.
- Kontrastreiche Darstellung: Der Kontrast zwischen Text und Hintergrund sollte mindestens 4,5:1 betragen.
- Klare Sprache: Fachjargon vermeiden und Inhalte in klarer, leicht verständlicher Sprache formulieren. Kurze, prägnante Sätze fördern die Lesbarkeit.
- Strukturierte Inhalte: Verwenden Sie Überschriftenhierarchien (H1, H2, H3) und Listen, um Inhalte zu gliedern.
- Einfache Sprache: Wichtige Inhalte, wie rechtliche oder technische Informationen, sollten in einfacher Sprache formuliert sein.
- Aussagekräftige Links: Links sollten beschreibend sein, z. B. „Mehr erfahren über Barrierefreiheit“ statt „Hier klicken“.
#3 Bilder und Grafiken (hohe Priorität)
Bilder und Grafiken müssen für Screenreader zugänglich gemacht werden. Ein Screenreader ist eine Software, die digitale Inhalte wie Text, Bilder oder Bedienelemente in gesprochene Sprache oder Braille-Schrift übersetzt. Dies ist möglich, wenn man sich an die nachfolgenden Vorgaben hält.
- Alt-Texte: Jedes Bild benötigt eine kurze, präzise Beschreibung (Alt-Text), die den Inhalt erklärt.
- Infografiken erklären: Komplexe Grafiken sollten durch eine ausführliche Textalternative ergänzt werden, um ihre Inhalte zugänglich zu machen.
- Verzicht auf Text in Bildern: Da Inhalte in Bildern von Screenreadern nicht erfasst werden können, ist die Verwendung von HTML-Text sinnvoll.
- Dekorative Bilder: Leere Alt-Texte (alt="") sind bei Bildern ohne Informationsgehalt hilfreich, da sie von Screenreadern ignoriert werden.
Tipp: Prüfen Sie den Alt-Text auf Aussagekraft. Er sollte die Funktion und Bedeutung des Bildes wiedergeben, ohne länger als zwei Sätze zu sein.
#4 Formulare und interaktive Elemente (mittlere Priorität)
Interaktive Inhalte stellen oft die größten Barrieren dar, können aber mit einigen Maßnahmen verbessert werden.
- Eindeutige Beschriftung: Jedes Formularfeld benötigt eine klare Bezeichnung, z. B. „Vorname“.
- Fehlermeldungen anzeigen: Diese sollten klar formuliert und mit hilfreichen Hinweisen ergänzt werden, um fehlerhafte Eingaben verständlich zu machen.
- Logische Tab-Reihenfolge: Die Navigation zwischen Formularfeldern sollte intuitiv und logisch sein.
- Accessible Rich Internet Applications (ARIA-Labels): ARIA-Labels (erweiterte HTML-Attribute) ergänzen Felder oder Buttons um zusätzliche Informationen, die von Screenreadern ausgelesen werden können.
Tipp: Testen Sie Ihre Formulare mit einem Screenreader wie NVDA für Windows oder VoiceOver - dem vorinstallierten Screenreader für macOS und iOS- , um sicherzustellen, dass sie barrierefrei sind.
#5 Videos und Audios (mittlere Priorität)
Videos und Audios sollten barrierefrei gestaltet sein, damit sie von allen Nutzern verstanden werden.
- Untertitel: Alle Videos sollten Untertitel enthalten.
- Transkripte: Schriftliche Transkripte für Audiodateien gewährleisten, dass Inhalte auch ohne Ton zugänglich sind.
- Bedienelemente: Barrierefreie Medienplayer ermöglichen die Bedienung ohne Maus und unterstützen Screenreader.
- Audiobeschreibungen: Visuelle Inhalte ohne Dialoge werden durch Audiobeschreibungen verständlich gemacht.
Tipp: Prüfen Sie, ob Ihre Videos auch ohne Ton vollständig verständlich sind.
Drittanbieter-Tools barrierefrei einsetzen: Ihre Verantwortung
Drittanbieter-Tools spielen eine zentrale Rolle auf vielen modernen Websites. Dazu gehören beispielsweise eingebettete Buchungssysteme, Widgets für Social Media, Chatfunktionen oder Plugins zur Suchmaschinenoptimierung. Da diese Tools direkt in die Website integriert werden, beeinflussen sie die Nutzererfahrung und damit auch die Barrierefreiheit des gesamten Angebots.
Die Verantwortung für Barrierefreiheit bleibt jedoch stets beim Anbieter der Website. Wer die nachfolgenden Strategien anwendet, ist auch bei den Tools Dritter auf der sicheren Seite.
- Barrierefreie Lösungen bevorzugen: Drittanbieter-Produkte sollten auf ihre Barrierefreiheit geprüft und bevorzugt ausgewählt werden.
- Probleme transparent machen: Bekannte Barrieren können in der Barrierefreiheitserklärung dokumentiert und auf Lösungsvorschläge des Drittanbieters verwiesen werden.
- Alternative Angebote bereitstellen: Falls barrierefreie Lösungen fehlen, sollten nutzbare Alternativen bereitgestellt werden.
Mit diesen Maßnahmen kann gewährleistet werden, dass auch bei der Nutzung von Drittanbieter-Tools die Barrierefreiheit nicht vernachlässigt wird.
#6 Technische Anforderungen (langfristige Priorität)
Die Technik hinter Ihrer Website muss barrierefreie Funktionen unterstützen.
- Screenreader-Kompatibilität: Es sollte sichergestellt werden, dass Screenreader alle Inhalte fehlerfrei interpretieren und wiedergeben können.
- Barrierefreie HTML-Struktur: HTML-Elemente wie <header> für den Seitenkopf oder <footer> für den Fußbereich sorgen für eine bessere Orientierung.
- Responsives Design: Inhalte sollten auf allen Geräten nutzbar sein – vom Smartphone bis zum Desktop.
- WAI-ARIA-Rollen: HTML kann durch spezielle Attribute wie „navigation“ oder „main“ ergänzt werden. So wird assistiven Technologien die Struktur und Funktionen der Website besser vermittelt.
Tipp: Verwenden Sie Tools wie Google Lighthouse, WAVE oder Axe, um technische Schwachstellen aufzudecken. Auf diese gehen wir im nächsten Kapitel „Barrierefreiheit umsetzen“ ein.
#7 Interaktive Elemente
Auch dynamische Inhalte und Animationen müssen barrierefrei gestaltet sein.
- Deaktivierbare Animationen: Nutzer sollten Animationen ausschalten können, um visuelle Überforderung zu vermeiden.
- Skip-Links: Sprungmarken bieten die Möglichkeit, große Menüs zu überspringen und direkt zum Inhalt zu springen.
- Zeitlimits vermeiden: Inhalte sollten keine festen Zeitlimits haben. Falls dies notwendig ist, können Verlängerungsmöglichkeiten angeboten werden.
Tipp: Reduzieren Sie bewegte Inhalte, um Nutzern mit kognitiven Einschränkungen entgegenzukommen.
| Barrierefreiheit für Onlineshops: Spezielle Anforderungen im E-Commerce
Was bedeutet das Barrierefreiheitsgesetz konkret für den E-Commerce? Onlineshops haben besondere Herausforderungen, da sie komplexere, interaktive Funktionen bieten – von Produktsuchen über Bestellprozesse bis hin zu Zahlungsmethoden. Die folgenden Maßnahmen sind darum insbesondere bei Onlineshops erforderlich:
#1 Barrierefreie Produktdarstellung
- Produktbilder mit Alt-Texten: Jeder Artikel benötigt einen aussagekräftigen Alternativtext, der das Produkt für Menschen mit Sehbehinderung beschreibt. Statt „Produktbild 1“ sollte der Alt-Text z. B. „Schwarzer Lederrucksack mit verstellbaren Trägern“ lauten.
- Texte für Grafiken: Infografiken und visuelle Beschreibungen sollten als Textalternative verfügbar sein, damit Screenreader sie vorlesen können.
- Klare und strukturierte Beschreibungen: Produktbeschreibungen sollten einfach formuliert, logisch gegliedert und gut lesbar sein.
#2 Zugängliche Such- und Filterfunktionen
- Tastaturnavigation: Nutzer müssen die Produktsuche und Filteroptionen ohne Maus bedienen können. Dies betrifft die Navigation zwischen Filteroptionen und die Auswahl von Suchergebnissen.
- Screenreader-Kompatibilität: Suchergebnisse und Filter müssen für Screenreader korrekt ausgegeben werden, z. B. „5 von 20 Ergebnissen angezeigt“.
- Einfache Auswahl: Filter sollten klar benannt sein (z. B. „Preis von niedrig bis hoch“) und durch ARIA-Labels unterstützt werden.
#3 Barrierefreie Bestellformulare und Checkout-Prozesse
Formulare gehören zu den größten Hürden für Menschen mit Einschränkungen. Folgende Maßnahmen helfen, Bestellprozesse barrierefrei zu gestalten:
- Eindeutige Beschriftungen: Jedes Eingabefeld muss eine klare, sichtbare Bezeichnung haben (z. B. „Vorname“, „Nachname“, „Straße“).
- Fehlerhinweise und Hilfetexte: Bei falschen Eingaben sollten Fehlermeldungen verständlich und leicht zugänglich angezeigt werden, z. B. „Bitte geben Sie Ihre Postleitzahl ein.“
- Logische Reihenfolge: Die Tabulator-Navigation durch Formulare muss logisch und intuitiv sein.
- Visuelle Unterstützung: Aktive Felder sollten durch farbliche Hervorhebung oder Umrandungen deutlich gekennzeichnet werden.
#4 Zugänglichkeit bei Zahlungsprozessen
Ein barrierefreier Zahlungsprozess ist entscheidend, um Kaufabbrüche zu vermeiden:
- Kompatibilität mit Screenreadern: Alle Zahlungsoptionen (z. B. Kreditkarte, PayPal) müssen für Screenreader klar erkennbar und auswählbar sein.
- Tastaturbedienbarkeit: Nutzer müssen den Bezahlprozess ohne Maus abschließen können.
- Sichere und verständliche Captchas: Vermeiden Sie visuelle Captchas – setzen Sie stattdessen auf barrierefreie Alternativen wie Text-Captchas oder „Ich bin kein Roboter“-Checkboxen.
#5 Kundenservice für barrierefreie Unterstützung
- Erreichbarkeit: Stellen Sie sicher, dass der Kundenservice für Rückfragen einfach zu erreichen ist (z. B. per Chat, E-Mail oder barrierefreiem Kontaktformular).
- Erklärungen: Hilfestellungen zur Nutzung des Shops sollten in klarer Sprache formuliert und gut sichtbar platziert sein.
Ein barrierefreier Onlineshop stellt sicher, dass alle potenziellen Kunden – unabhängig von Einschränkungen – einkaufen können. Dies ist nicht nur ab 2025 eine gesetzliche Pflicht, sondern bietet auch klare Vorteile: mehr Nutzer, weniger Kaufabbrüche und eine bessere Nutzererfahrung.
| Barrierefreiheit umsetzen
Nach einer Statusanalyse Ihrer Website und der Identifikation konkreter Maßnahmen folgt die praktische Umsetzung von Barrierefreiheit.
Priorisierung ist dabei essenziell: Dringliche Maßnahmen sollten sofort umgesetzt werden, während komplexere Anpassungen langfristig geplant werden können.
Fragen, die Sie sich stellen sollten:
- Wo besteht der dringendste Handlungsbedarf?
- Welche Quick Wins (Maßnahmen mit geringem Aufwand und großer Wirkung) können Sie sofort umsetzen?
- Welche Anpassungen sind komplex und erfordern langfristige Planung oder externe Unterstützung?
Folgende Möglichkeiten der Umsetzung gibt es:
- Selbst umsetzen: Mithilfe von Tools, Website-Baukästen oder WordPress.
- Umsetzen lassen: Zusammenarbeit mit spezialisierten Agenturen oder Dienstleistern.
#1 Selbst umsetzen: Tools, Baukästen und WordPress effektiv nutzen
Wenn Sie über technisches Know-how verfügen, können viele Maßnahmen selbstständig umgesetzt werden.
Tools und Content-Management-Systeme (CMS) wie WordPress oder Baukastensysteme helfen dabei, Barrieren abzubauen.
Tools für die Optimierung
- Axe Accessibility Checker: Ein Browser-Plugin, das präzise Hinweise gibt, wie Barrieren behoben werden können. Ideal für Entwickler.
- Otter.ai oder Riverside: Diese Tools helfen, Untertitel und Transkripte für Videos zu erstellen und machen multimediale Inhalte barrierefrei zugänglich.
Website-Baukästen
Baukästen wie IONOS, webgo oder WIX bieten einfache Lösungen zur Umsetzung barrierefreier Websites.
Viele dieser Anbieter bieten integrierbare Apps von Drittanbietern. Diese stellen die Barrierefreiheit sicher. Auch How-To-Anleitungen sowie ausführliche Blogbeiträge können viele Anbieter vorweisen.
Dennoch zeigen einige gängige Homepage-Baukästen noch Verbesserungsbedarf bei den Möglichkeiten zur Erstellung barrierefreier Websites.
Unser Homepage-Baukasten-Vergleich hilft bei der Wahl des passenden Anbieters für die Erstellung einer barrierefreien Website.
WordPress und Plugins
WordPress bietet eine Vielzahl von Plugins, die bei der Umsetzung helfen:
- WP Accessibility: Fügt Funktionen wie Skip-Links hinzu und hilft, Farbkontraste zu prüfen.
- One Click Accessibility: Ermöglicht Anpassungen wie die Aktivierung von Tastatur-Navigation.
- Barrierefreie Themes: Barrierefreie Themes bieten WCAG-kompatible Grundstrukturen und erleichtern die Umsetzung barrierefreier Websites.
Tipp: Testen Sie alle Plugins vor der finalen Veröffentlichung.
#2 Umsetzen lassen: Agenturen und Dienstleister
Die technischen Anforderungen Ihrer Website sind sehr komplex oder es fehlen Ihnen an Ressourcen? In diesen Fällen bietet sich die Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Agentur an.
Vorteile professioneller Unterstützung
- Know-how: Agenturen kennen die WCAG-Richtlinien und die gesetzlichen Anforderungen genau.
- Effizienz: Die Umsetzung erfolgt schneller und mit weniger Fehlern.
- Langfristige Betreuung: Viele Agenturen bieten regelmäßige Wartung und Updates an.
Als Nachteil steht demgegenüber der potenziell hohe Preis für die Beauftragung der Agentur. Zudem besteht ein Risiko, dass das Ergebnis nicht Ihren Erwartungen entspricht, wenn die Anforderungen nicht ausreichend verstanden wurden.
Auswahlkriterien für eine Agentur
- Erfahrung: Wählen Sie eine Agentur mit nachweisbarer Expertise in der barrierefreien Webgestaltung.
- Referenzen: Prüfen Sie, ob die Agentur vergleichbare Projekte umgesetzt hat.
- Transparenz: Lassen Sie sich ein detailliertes Angebot geben, das Maßnahmen und Kosten klar beschreibt.
Fazit: Barrierefreiheit selber umsetzen oder umsetzen lassen?
Die Wahl zwischen einer Eigenumsetzung und der Beauftragung einer Agentur hängt von mehreren Faktoren ab. Entscheidend sind Ihre Ressourcen, Ihr Budget und die technischen Anforderungen Ihrer Website.
Für viele Unternehmen kann eine Kombination aus beiden Ansätzen sinnvoll sein: Erste Maßnahmen lassen sich oft intern umsetzen, während für anspruchsvollere Anpassungen auf externe Expertise zurückgegriffen wird.
Für die digitale Barrierefreiheit Technik wechseln?
Wenn Ihre aktuelle Plattform erhebliche Barrieren aufweist, könnte ein Wechsel zu einer anderen Technologie sinnvoll sein.
Beispiele:
- Von eigenem Code zu CMS: Der Wechsel zu WordPress oder Baukästen wie IONOS kann Zeit und Aufwand sparen.
- Von veralteten Systemen zu modernen Standards: Alte Plattformen sind oft nicht mit den WCAG-Anforderungen kompatibel.
Tipp: Kalkulieren Sie die Kosten für einen Wechsel und vergleichen Sie diese mit den langfristigen Vorteilen.
| Was kostet Barrierefreiheit?
Die Kosten für die Umsetzung einer barrierefreien Internetseite hängen stark von der Ausgangssituation ab. Auch der Umfang der erforderlichen Maßnahmen beeinflusst die Kosten.
Faktoren, die die Kosten beeinflussen:
- Art der Website: Eine einfache Informationsseite ist günstiger barrierefrei zu gestalten als ein umfangreicher Onlineshop.
- Neuerstellung oder Nachrüstung: Die Anpassung einer bestehenden Website ist oft aufwendiger als eine barrierefreie Planung von Anfang an.
- Komplexität der Inhalte: Websites mit vielen interaktiven Elemente, Videos oder komplexen Formularen erfordern mehr Aufwand.
- Verwendete Plattform: Kostenlose Web-Tools oder kostengünstige Homepage-Baukästen sind deutlich günstiger als individuell entwickelte Websites.
- Externe Unterstützung: Die Beauftragung von Agenturen oder Spezialisten kann je nach Umfang mehrere tausend Euro kosten.
Beispielhafte Kostenspannen
Individuell programmierte Websites:
- Neuerstellung: Kosten ab ca. 2.000 bis 10.000 Euro, abhängig von Anforderungen und Anbieter. Individuelle Programmierung eignet sich besonders für komplexe Projekte oder spezifische Designanforderungen.
- Nachrüstung bestehender Websites: Grundlegende Anpassungen beginnen bei ca. 500 Euro. Umfangreiche Projekte, etwa mit individuellen Funktionen oder komplexen Formularen, können bis zu 5.000 Euro oder mehr kosten.
Websites mit Baukästen oder WordPress:
- Neuerstellung: Die Nutzung eines Homepage-Baukastens wie IONOS oder einer WordPress-Installation reduziert die Kosten deutlich. Fertige Templates und Plugins ermöglichen den Einstieg ab wenigen hundert Euro, insbesondere bei Eigenumsetzung.
- Nachrüstung bestehender Websites: Mit barrierefreien Plugins lassen sich viele Anpassungen schnell und kostengünstig umsetzen. Diese Option eignet sich besonders für kleinere Websites oder Projekte mit begrenztem Budget.
Laufende Kosten:
Regelmäßige Wartung, Updates oder Hosting verursachen laufende Kosten. Bei Baukästen sind diese oft im monatlichen Abo enthalten, was eine klare Kalkulation ermöglicht. Individuelle Lösungen können durch Support und Wartungsverträge zusätzliche Kosten verursachen.
Sparmöglichkeiten
Auch mit begrenztem Budget lassen sich Maßnahmen zur digitalen Barrierefreiheit umsetzen, wenn gezielt auf kosteneffiziente Lösungen gesetzt wird.
Folgende Sparmöglichkeiten bei barrierefreien Websites gibt es.
- Tools und Plugins: Mit kostenfreien oder günstigen Tools wie WAVE oder WordPress-Plugins lassen sich erste Schritte selbst umsetzen.
- Fördermöglichkeiten: Förderprogramme oder Zuschüsse wie "Barrierefreiheit für alle" von Aktion Mensch oder "go-digital" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützen bei der Umsetzung barrierefreier digitaler Angebote.
- Schrittweise Umsetzung: Inhalte mit hoher Nutzerrelevanz sollten prioritär angepasst werden, um die Zugänglichkeit effektiv zu verbessern.
- Technik-Wechsel: Die (Neu)Erstellung einer Website mit einem Homepage-Baukasten oder WordPress kann Zeit und Kosten sparen.
Durch eine kluge Kombination aus Eigenleistung, Tools und gezielter externer Unterstützung lassen sich die Kosten für Barrierefreiheit effektiv steuern. Gleichzeitig können gesetzliche Anforderungen sowie Nutzerbedürfnisse erfüllt werden.