Die OKR-Methode für das Management: Objectives and Key Results

OKR (Objectives and Key Results) ist eine Management-Methode aus dem Silicon Valley. Hiermit werden die oftmals abstrakte Unternehmensmission (bspw. „Marktführer werden“) greifbar gemacht, indem man sie auf Ziele und Schlüsselergebnisse herunterbricht. Wie OKR genau funktioniert und was Gründer von dieser Methode lernen können, erläutern wir Ihnen im Folgenden.

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Chefredakteur: René Klein
Für-Gründer.de Redaktion

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.

Was ist OKR und wie funktioniert es?

OKR hilft dabei, jeden einzelnen Mitarbeiter eines Unternehmens in die Erreichung der Unternehmensziele zu involvieren, um diese langfristig zu erreichen. OKR trägt zur Stärkung des Teamspirits bei und schraubt die Motivation der Belegschaft nach oben.

Im Detail ist das Ziel der OKR-Methode, basierend auf drei Faktoren drei bis fünf Ziele (Objectives) zu erfassen, wovon jedes dann vier messbare Schlüsselergebnisse bzw. Meilensteine (Key Results) hat. Bevor OKR zum Einsatz kommen kann, müssen Unternehmer sich also über folgende Punkte klar werden:

  • Unternehmenszweck: Was machen wir?
  • Vision: Was wollen wir langfristig erreichen?
  • Mission: Wie können wir das erreichen?

Erster Schritt: Ziele und Schlüsselergebnisse definieren

Die Ziele und Schlüsselergebnisse bzw. Meilensteine werden seitens des Managements als “Big Picture” (im Sinne von Unternehmenszielen) festgelegt, aber auch pro Team und pro Mitarbeiter. Im nächsten Schritt geht es noch eine Ebene tiefer und jeder Mitarbeiter definiert nun für sich, wie er zum Team-Ziel bzw. zum Big Picture beitragen kann. Die persönlichen Objectives and Key Results werden dabei nicht erzwungen, sondern mit dem entsprechenden Vorgesetzten abgestimmt. Beim Festhalten der Ziele und Schlüsselergebnisse ist es wichtig, dass nur etwa 40 Prozent davon aus dem Management kommen und der Rest von “unten” – so fühlen sich die Mitarbeiter verstärkt mit den OKRs verbunden und sind motivierter bei der Sache. Die künstliche Verknappung auf fünf Ziele soll den Fokus maximieren, Überforderung verhindern und Unwichtiges aus dem Weg räumen. Aufgaben, die nicht zum Unternehmenserfolg beitragen, haben im Tagesgeschäft nichts verloren.

Beispiel für eine OKR-Aufstellung

  • Unternehmenszweck: Wir produzieren und servieren Kaffee und kleine Backwaren
  • Vision: Unser Kaffee wird zum Standard bei jedem Frühstück deutschlandweit
  • Mission: Führender Coffeeshop in jeder Großstadt
  • Ziel 1: Ein perfektes Sortiment schaffen, das jeden anspricht
  • Schlüsselergebnis 1: 10 neue Kaffeesorten ins Sortiment aufnehmen
  • Schlüsselergebnis 2: Backwaren-Sortiment erweitern auf glutenfreie und vegane Alternativen
  • Schlüsselergebnis 3: ...
  • Schlüsselergebnis 4: ...
  • Ziel 2: Die Sichtbarkeit nachhaltig erhöhen
  • Schlüsselergebnis 1: Ein Instagram Profil anlegen und fünf Fotos pro Woche posten
  • Schlüsselergebnis 2: Auf drei Messen/Stadtfesten pro Monat mit einem Stand vertreten sein
  • Schlüsselergebnis 3: ...
  • Schlüsselergebnis 4: ...
  • Ziel 3: Kunden langfristig an uns binden
  • Schlüsselergebnis 1: Bonuskarten einführen, mit denen jeder 10. Kaffee gratis ist
  • Schlüsselergebnis 2: Wöchentliche Aktionen einführen (bspw. "Wer seinen Kaffee unter unserem Hashtag auf Instagram teilt, erhält einen gratis Muffin")
  • Schlüsselergebnis 3: ...
  • Schlüsselergebnis 4: ...

Ehrgeizige Ziele (Objectives) setzen

Die Ziele, die die Mitarbeiter für sich, das Team sowie das Unternehmen setzen, sollen unbedingt herausfordernd und motivierend sein – bestenfalls sind sie nicht vollständig zu erreichen. Nur so verlässt die gesamte Belegschaft ihre Komfortzone. Der Mittelwert der Zielerreichung sollte bei ca. 70 Prozent liegen. Selbst bei Google als Vorreiter für OKR gelten Zielerreichungsquoten von 60 bis 70 Prozent als optimal. Werden die Objectives and Key Results regelmäßig erreicht, sind sie vermutlich nicht ambitioniert genug gesetzt; schlechte Ergebnisse hingegen sollten als Datenbasis zur Festlegung der nächsten Schleife herangezogen werden. Der Fokus der Zielsetzung liegt bei OKR nicht darauf, zehn Prozent besser zu werden, sondern zehnmal so gut. 

Selbstorganisation bei der OKR-Methode

Bei der OKR-Methode organisieren sich die Teams selbst, die klassische Führungskraft als Wissensträger hat ausgedient. Mindestens monatlich – besser wöchentlich – werden die persönlichen OKRs kontrolliert, die Team-OKRs werden zudem in einem Workshop mit allen Mitarbeitern quartalsweise evaluiert und ggf. angepasst. Ziele und Schlüsselergebnisse sind zudem transparent – alle OKRs von allen Mitarbeitern sowie der Geschäftsführung können von jedem eingesehen werden, ob Azubi oder Führungskraft. So kann jeder Mitarbeiter stets im Blick behalten, woran die Kollegen arbeiten, wie weit sie mit der Arbeit fortgeschritten sind usw. Dies hilft, Doppelarbeiten zu vermeiden, die Abstimmung zu optimieren und stärkt den Teamspirit ungemein.

Zwischenfazit: Objectives and Key Results Methode

OKR hilft Unternehmen also, sich zu fokussieren und sorgt für eine höhere Mitarbeitermotivation. Besonders Unternehmen, die schnell wachsen, werden in ihren Prozessen schnell unübersichtlich – da hilft OKR, um Ziele und die Beiträge der jeweiligen Mitarbeiter dazu zu definieren.  

Wie unterscheidet sich OKR von anderen Management-Methoden?

Die neuen Management-Methoden sind alle auf agiles Arbeiten ausgelegt – und verfolgen dabei doch unterschiedliche Ansätze:

Methode Beschreibung
OKR
  • Fokus liegt auf dem Umsetzen der Unternehmensziele
  • Schleifen sind meistens 2 bis 4 Monate lang
  • OKR bildet die Klammer um das gesamte Unternehmen und wird oft als Framework eingesetzt, innerhalb dem andere Management-Methoden (z. B. Scrum) verwendet werden
Lean Management
  • Ansatz der kontinuierlichen Prozessoptimierung
  • Soll Prozesse harmonisieren und ein Produktionssystem ohne Verschwendung schaffen – über alle Unternehmensbereiche hinweg
  • Findet Anwendung in Kaizen, Total Productive Management (TPM), Just-in-Time-Prinzip o. Ä.
Scrum
  • Fokus liegt auf Tasks, Produktentwicklung und Team-Management
  • Schleifen finden durch kurze Sprints statt (1 bis 3 Wochen)
  • Bildet die Klammer um ein Produkt
Kanban
  • Meist verwendet zur Softwareentwicklung
  • Die Anzahl der parallel ausgeführten Arbeiten sind begrenzt, um Multitasking einzuschränken und die Konzentration zu steigern
  • So können auch kürzere Durchlaufzeiten erreicht werden
Design Thinking
  • Systematische Herangehensweise an komplexe Problemstellungen
  • Wird meist zur Ideenfindung eingesetzt, um aus der Schnittmenge von Nutzen, Marktfähigkeit und Realisierbarkeit ein innovatives Produkt zu kreieren
  • Menschen aus verschiedenen Disziplinen und Hierarchieebenen werden zusammengebracht – das Team verfügt so über ein breites, fachübergreifendes Wissen

Fazit: Vorteile für das Unternehmen durch OKR

Die OKR-Methode unterstützt das Unternehmen in vielerlei Hinsicht:

  • Klarheit über die wichtigsten Aufgaben generieren
  • Teamspirit fördern
  • Fokus für die nächsten drei Monate schaffen
  • Über die Verwendung der Ressourcen entscheiden
  • Transparenz schaffen
  • Kommunikation verbessern
  • Vision und Mission an eine Strategie anschließen

OKR im Unternehmen implementieren
Die OKR-Methode ist ein sehr einfaches Instrument, das keine komplizierte Software benötigt. Trotzdem wachsen derzeit zahlreiche Tools und Anbieter aus dem Boden, die genau das anbieten wollen. Dabei können Sie OKR bereits mit einer kollaborativen Office-Lösung (wie bspw. Google Docs) oder einem internen Wiki implementieren, wenn jeder Ihrer Mitarbeiter auch wirklich begeistert ist und mitzieht. Und das geht nur mit einer guten Personalführung

Chefredakteur: René Klein

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.