Einkaufsfinanzierung: Kurzfristige Kredite ohne Umweg über eine Bank

Besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) kann die Liquidität schnell knapp sein. Sie warten auf die Bezahlung von Rechnungen, während zugleich Gehälter und neue Lieferungen bezahlt werden müssen. Da kann eine Vorfinanzierung sinnvoll sein.

Wie und bei wem Sie an attraktive Kredite über Einkaufsfinanzierung kommen und worauf Sie achten sollten, lesen Sie hier.

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Chefredakteur: René Klein
Für-Gründer.de Redaktion

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.

Tipp

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1. Wofür eignet sich eine Einkaufsfinanzierung?

Die Einkaufsfinanzierung ist eine in Deutschland relativ neue Finanzierungslösung, mit der Sie finanzielle Engpässe überbrücken und von einem Zahlungsaufschub profitieren können. Sie ist eine bankenunabhängige Finanzierungsmöglichkeit und eignet sich besonders gut als Alternative zum teuren Kontokorrentkredit und bietet darüber hinaus weitere Vorteile:

  • Sofortige Liquidität und finanzielle Flexibilität bei Wachstums- und Saisonspitzen 
  • Zahlungsziele der Lieferanten werden eingehalten, dadurch können Skonti und andere Rabatte genutzt werden und verbessern sich Lieferantenbeziehung sowie Einkaufskonditionen 
  • Verbesserung und Stabilisierung von Rating und Kennzahlen 
  • Überbrückung von Kapitalbindung 
  • Kreditlinien können ergänzt werden 

Vor allem neue Online-Kreditanbieter wie Auxmoney bieten interessante Konditionen für schnelle Kredite.

2. Welche Branchen nutzen Einkaufsfinanzierungen überwiegend?

Die Finanzierung der Einkäufe eignet sich vor allem für Branchen, in denen Produkte immer auf Lager sein müssen – also etwa Handelsunternehmen und Betriebe für Produktion oder Handwerk, die verstärkten Waren- oder Materialeinsatz haben. Viele Unternehmer dieser Branchen wünschen sich deshalb längere Zahlungsziele bei ihren Lieferanten, um die Überschneidung zwischen dem Zahlungsziel des Lieferanten und dem Verkauf der Produkte finanziell abzusichern.  

Wer schnell und unkompliziert Geld braucht, kann einen kurzfristigen Kredit bei einem Online-Kreditanbieter aufnehmen. Finetrading ist eine weitere Alternative zum klassischen Bankkredit, der in vielen Fällen zu teuer ist. Für Unternehmen mit besonders hohen Absatzmengen ist auch das Reverse Factoring eine interessante Spielart der Einkaufsfinanzierung. 

3. Anbietervergleich: Einkaufsfinanzierung über kurzfristige Kredite

In den letzten Jahren haben sich immer mehr junge Fintech-Start-ups der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmer angenommen. Die Prozesse der Fintechs werden digital entwickelt und sind somit effizienter, kostengünstiger und oft sogar komplett automatisiert. Auf diese Weise erhalten Sie schneller (oftmals bereits nach wenigen Sekunden) eine Zu- oder Absage als bei den klassichen Banken und Kredithäusern.

Wenn Sie Anbieter vergleichen, sollten Sie auf die möglichen Rückzahlungsmodalitäten sowie die Mindestanforderungen der Einkaufslinien achten. 

Anbieter Konditionen der Finanzierung Zielgruppe und Anforderungen
VAI 2 % Servicegebühr pro Rechnung, 0,2 bis 0,7 % variable Laufzeitgebühr (bonitätsbedingter Aufschlag für Laufzeiten ab 30 Tage)  KMU
amacash 5 % des Wareneinkaufs Gebühr, Bearbeitungsgebühr, Laufzeit 180 Tage, monatliche Ratenzahlung  Amazon Händler 
tradico Kreditrückzahlung zwischen 1 und 150 Tagen, Kredithöhe von 10.000 bis 1.500.000 Euro, ab 1 % Provision, individuelle Zinsrate  KMU der DACH-Region, kein Mindestumsatz 
auxmoney Nettokreditbetrag 10.000 bis 50.000 Euro, Laufzeit 12 bis 84 Monate, gebührenfrei bis auf Zinsen (Zinsrate individuell)  Einzelunternehmen, Freelancer 
interfin Kein Mindest-Finanzierungsvolumen, max. Kredithöhe 40.000 Euro, Laufzeit bis 150 Tage, Provision ab 0,63 % pro Rechnung, Zinsrate individuell  KMU, Einzelrechnungen ab 500 Euro 

Vergleichsportale für (Einkaufs-)Finanzierungen 

Auf einigen Seiten lassen sich verschiedenste Finanzierungsanbieter miteinander vergleichen. So finden Sie das für Sie günstigste Angebot für Ihre Einkaufsfinanzierung.

  • COMPEON
  • FinCompare 

4. Einkaufsfinanzierung über Finetrading

Die Wortneuschöpfung Finetrading wurde vor einigen Jahren gebildet, um bankenunabhängige von bankgestützten Einkaufsfinanzierungen zu unterscheiden. Beim Finetrading wird explizit keine klassische Banken als Zwischenhändler eingeschaltet, sondern ausschließlich Finanzdienstleister. Mittlerweile werden beide Begriffe jedoch von den meisten Finanzierungsgesellschaften synonym verwendet und stehen für die Finanzierung über einen Finetrader anstelle einer Bank. Bei dieser Methode handeln Sie jeden Deal einzeln aus, was das Finetrading zwar flexibel, aber auch etwas mühsam macht.

Ablauf des Finetradings

1. Vereinbarung über Zusammenarbeit mit dem Finetrader

2. Bonitätsprüfung

3. Verhandlung zwischen Unternehmer und Finetrader, der die weiteren Konditionen mit dem Lieferanten bespricht. Hierbei muss über folgende Punkte abgestimmt werden:
 

  • Ware
  • Preis
  • Dauer der Kooperation
  • Zahlungsziel
  • Finetrading-Gebühr

4. Bestellung der Ware über den Finetrader; Lieferung der Ware wie üblich durch den Lieferanten. Die Rechnung erhält der Finetrader.

5. Der Finetrader begleicht die Rechnung umgehend und schickt dem Unternehmer eine Rechnung zu den vereinbarten Konditionen.

Kosten und Konditionen beim Finetrading

Beim Finetrading wird üblicherweise ein prozentualer Anteil des Warenwerts bzw. des Rechnungsbetrags als Gebühr angesetzt. Dazu kommen noch Zinsen – der Zinssatz variiert je nach Bonitäts-Rating, der Kreditlaufzeit sowie dem Warenwert. Grundsätzlich liegt die gesamte Kostenhöhe für ein Zahlungsziel von 120 Tagen ungefähr zwischen 1,5 und 3 Prozent.

Schaffen Sie es, Ihre Verbindlichkeiten gegenüber dem Geldgeber innerhalb der ersten 30 Tage zu begleichen, entfallen die Gebühren häufig komplett. Überschreiten Sie allerdings das übliche Zahlungsziel von 120 Tagen, können Zinsen und Gebühren rapide ansteigen: Bei einigen Anbietern kann es sogar zu einem Zinssatz von mehr als 20 Prozent kommen. Wenn ersichtlich werden sollte, dass Sie die durch eine Einkaufsfinanzierung verlängerte Zahlungsfrist nicht einhalten können, kann es sich lohnen, auf einen Betriebsmittelkredit o. Ä. umzuschulden, der auf eine längere Laufzeit gerechnet günstiger ist. 

Eine Einkaufsfinanzierung ist in ihrer Höhe zudem auf das Limit Ihrer Warenkreditversicherung begrenzt. Lediglich bei sehr guter Bonität kann dieses Limit auch überschritten werden. 

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5. Einkaufsfinanzierung im größeren Rahmen: Reverse Factoring

Neben dem Finetrading gibt es noch eine weitere Form der Einkaufsfinanzierung, die allerdings erst für größere Umsätze und ein hohes Absatzvolumen interessant wird: das Reverse Factoring (auch: Einkaufsfactoring). Diese Finanzierungsmethode grenzt sich von der klassischen Einkaufsfinanzierung und dem Finetrading ab, indem sie den Finanzierungsprozess umkehrt. Denn beim Reverse Factoring verbessern Selbstständige nicht die eigene Liquidität, sondern die ihrer Lieferanten, indem Sie ein Factoring für Ihren Lieferanten organisieren, der so sein Geld schneller erhält.

6. Einkaufsfinanzierung im kleineren Rahmen: Verlängerung des Zahlungszieles

Unternehmen, die keinen gesonderten Kredit aufnehmen und einen überschaubaren Zeitraum überbrücken möchten, können um eine Verlängerung des Zahlungszieles bitten. Dies kann direkt mit dem Händler ausgehandelt oder durch die Zahlung mit der Firmenkreditkarte erreich werden. Die zweite Option kann greifen, wenn der Händler eine fristgerechte Zahlung fordert oder Unternehmer die notwendige Nachverhandlung nicht führen möchten bzw. mit zu vielen Gesprächspartner führen müssten. Das Gespräch mit dem Kreditkarteninstitut ist in solchen Fällen die einfachere Lösung und viele Anbieter werben sogar mit einem verlängerten Zahlungsziel.

7. Was braucht man zur Beantragung einer Einkaufsfinanzierung?

Jeder Anbieter hat unterschiedliche Anforderungen an die Dokumente, die Sie mit Ihrem Antrag auf eine Einkaufsfinanzierung versenden müssen. Folgende Unterlagen gehören bei der Anfrage von Einkaufsfinanzierungen jedoch zum Standard:

  • Jahresabschluss (nicht älter als 9 Monate)
  • Betriebswirtschaftliche Auswertung (max. 3 Monate alt)
  • Summen- und Saldenliste inkl. Monatswerte (max. 3 Monate alt)
  • Banken- und Verbindlichkeitsspiegel (max. 3 Monate alt)  

Meistens wird auch eine Liste der Kreditoren und Debitoren sowie Ihr Handelsregisterauszug verlangt. 

8. Vor- und Nachteile der Einkaufsfinanzierung

Vorteile Nachteile
Verlängerung des Zahlungsziels  Bei verspäteter Zahlung sind die Kosten sehr hoch 
Sie verfügen schneller über liquide Mittel und können diese bspw. verwenden, um andere Verbindlichkeiten zu bedienen  Eine Einkaufsfinanzierung ist nicht geeignet für z. B. Gehälter, Löhne, Miete 
Nutzung von Skonti; Großteil der Kosten lässt sich durch Skontoerträge refinanzieren – gelegentlich übersteigen diese sogar die Gebühren der Finanzierung  Das Verfahren für Finetrading ist aufwändig  
Kredit kann bei den meisten Anbietern ohne Vorfälligkeitsentschädigung jederzeit komplett oder teilweise getilgt werden   

9. Fazit: Einkaufsfinanzierung für kurzfristige Finanzierungen

Eine Einkaufsfinanzierung – auch in der Form des Finetrading – bringt einige attraktive Vorteile mit sich. Auf einen Bankkredit sind Sie zur kurzfristigen Finanzierung Ihrer Waren bzw. Ihres Materials nicht länger angewiesen. Jedoch muss darauf hingewiesen werden, dass bei längeren Zahlungszielen ab sechs Monaten ein klassischer Bankkredit vermutlich sinnvoller für Sie ist, da Gebühren und Zinsen einer Einkaufsfinanzierung stark ansteigen, wenn die üblichen 120 bis 180 Tage der Zahlungsfrist überschritten werden. Eine Alternative zur Einkaufsfinanzierung kann ein Betriebsmittelkredit sein.  

Damit Sie Ihren Finanzierungsbedarf direkt von Anfang an kennen, benötigen Sie einen detaillierten Finanzplan. Dieser ist für die Beantragung von Bankkrediten Pflicht und unterstützt Sie bei der weiteren Planung Ihrer Finanzen.

Chefredakteur: René Klein

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.