Krankenversicherung für Selbstständige: Privat oder gesetzlich?

Existenzgründer und Selbstständige haben die Wahl zwischen der privaten und freiwillig gesetzlichen Krankenversicherung. Da die Entscheidung für eines der beiden Krankenkassensysteme eine sehr wichtige ist, sollten sich Gründer & Selbstständige vor der Wahl ausreichend über die Vor- und Nachteile informieren.

Für die meisten Gründer ist es sinnvoll, mit einem unverbindlichen PKV-Vergleich zu starten. So können Sie Kosten und Leistungen der privaten mit der gesetzlichen Versicherung vergleichen.

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Chefredakteur: René Klein
Für-Gründer.de Redaktion

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.

  | Privat oder gesetzlich - wichtige Entscheidung für Gründer!

Wenn Sie sich selbstständig machen möchten, so ist ein wichtiges Thema das der Krankenversicherung. Grundsätzlich besteht in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht – diese gilt auch für Selbstständige.

Der Unterschied zwischen einem Angestellten und einem Selbstständigen aber ist, dass man als Selbstständiger zwischen der privaten und der freiwillig gesetzlichen Krankenversicherung wählen kann. Bei einem Arbeitnehmer ist zwar der Wechsel in die private Krankenversicherung auch möglich, aber nur wenn die Versicherungspflichtgrenze überschritten wird.

Dabei ergibt sich für Gründer aber auch oft die Qual der Wahl. Die Frage ist, welches der beiden Krankenkassensysteme für die persönlichen und beruflichen Bedürfnisse besser passt -  sprich: ist es für Sie besser, sich privat oder gesetzlich versichern zu lassen? Nachfolgende Punkte werden Ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen.

  | Selbstständig oder nebenberuflich tätig?

Die erste entscheidende Frage ist, ob Ihre Selbstständigkeit auch als solche anzusehen ist. Wenn Sie sich hauptberuflich selbstständig machen, besteht selbstverständlich kein Zweifel an Ihrem „Status“ und Sie können sich entweder privat oder gesetzlich versichern lassen.

Wenn Sie sich aber nebenberuflich selbstständig machen, so ist der Sachverhalt etwas komplizierter. Entscheidend ist, bei welcher Tätigkeit Sie ein höheres Einkommen und/oder mehr Arbeitszeit aufwenden. Betreiben Sie beispielsweise von Sonntag bis Donnerstag eine Kneipe und arbeiten freitags als Angestellter im Büro, so werden Sie als Selbstständiger klassifiziert – egal ob die Kneipe Gewinne abwirft oder nicht.

Wichtig ist der Status „selbstständig“ nicht nur für die Frage ob Sie sich privat oder gesetzlich versichern lassen können, sondern er ist auch für die anderen Sozialversicherungen relevant - wenn Sie selbstständig sind, dann besteht beispielsweise keine vollumfängliche Sozialversicherungspflicht und somit auch keine Beitragspflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung. 

Ob Sie als Selbstständiger einzuordnen sind, können Sie bei der jeweiligen Krankenkasse anhand eines Prüfbogens oder bei der gesetzlichen Rentenversicherung prüfen lassen (mit dem sogenannten Statusfeststellungsverfahren). Unabhängig davon müssen Sie Ihre Krankenkasse jeweils über Ihren aktuellen Status auf dem Laufenden halten – das gilt auch, wenn Sie eine Nebentätigkeit ausüben. Falls Sie dann als selbstständig eingestuft werden und somit versicherungsfrei sind, haben Sie 3 Monate Zeit, sich für ein Krankenkassensystem – privat oder gesetzlich - zu entscheiden.

  | Aktuelle Krankenversicherung wichtiger Faktor

Auf die Frage nach der passenden Krankenversicherung für Selbstständige ist auch die aktuelle Krankenversicherung – also vor der Gründung – relevant. Denn: Je nachdem, wie Sie aktuell versichert sind, kommt ggf. nur das eine oder das andere Krankenkassensystem in Frage. Folgende Fälle sind dabei zu unterscheiden:

  • Gesetzlich versichert
    Wenn Sie aktuell - also noch vor der Gründung - gesetzlich versichert sind und sich selbstständig machen möchten, so können Sie sich privat oder gesetzlich versichern lassen und haben entsprechend die freie Wahl.
  • Privat versichert
    Wenn Sie aktuell als Angestellter privat versichert sind, so ist ein Wechsel in die freiwillig gesetzliche Krankenversicherung nur dann möglich, wenn Ihr Gehalt während dem Angestelltenverhältnis (also noch vor der Gründung) unter der Versicherungspflichtgrenze liegt. D.h. wenn Sie sich aufgrund eines guten Gehalts z.B. vor ein paar Jahren für eine private Krankenversicherung entschieden haben und sich im Rahmen Ihrer Selbstständigkeit nun freiwillig gesetzlich versichern möchten so ist dies nur möglich, wenn Ihr Gehalt in den letzten paar Monaten vor der Gründung unter der Versicherungspflichtgrenze liegt und Sie so einen Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung vollziehen. Ein weiterer Fall, wo die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung möglich ist wäre, wenn Sie sich für eine gewisse Zeit arbeitslos melden.
  • Privat Versicherte über 55 Jahre alt
    Für privat versicherte Arbeitnehmer, die über 55 Jahre alt sind, ist ein Wechsel in die freiwillig gesetzliche Krankenversicherung ausgeschlossen.

  | Wer eine private Krankenversicherung prüfen sollte

Sowohl die private als auch die gesetzliche Krankenversicherung bieten jeweils Vor- und Nachteile. Vorteil der privaten Krankenversicherung ist die Individualität der Tarife und ein vergleichsweise großer möglicher Leistungsumfang.

Ein weiterer wichtiger Vorteil der privaten Krankenversicherung ist die Flexibilität – Leistungen und entsprechend auch die Kosten können angepasst werden. So können sich z.B. jüngere gesunde Gründer schon für unter 100 € versichern lassen und zu einem späteren Zeitpunkt – wenn die Gründungsphase erfolgreich überstanden ist – in einen leistungsstärkeren Tarif wechseln. Ein günstiger Tarif ist insbesondere deshalb auch entscheidend, weil man als Selbstständiger keinen Arbeitgeberzuschuss für die Krankenversicherung erhält und somit die Kosten für die Krankenversicherung alleine tragen muss.

Bei der gesetzlichen Krankenversicherung beträgt der Mindestbeitrag beispielsweise 321,43 € (2014). Insbesondere für jüngere gesunde Gründer ist der Wechsel in die private Krankenversicherung daher eine interessante Option, da Ersparnisse von mehreren tausend Euro pro Jahr möglich sind! Gründer, die eine Familie haben, sollten jeweils genau vergleichen, wie groß der Vorteil der Familienversicherung ist. Oft lohnt sich trotz des Vorteils der Familienversicherung die private Krankenversicherung, insbesondere da viele private Krankenversicherungen einen speziellen Familientarif anbieten.

Gründer, die eine Vorerkrankung aufweisen, können im Rahmen Ihrer Selbstständigkeit zwar auch von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung wechseln, allerdings ist der Kostenvorteil meist nicht gegeben. Auch für ältere Gründer, insbesondere für diejenigen über 55 Jahre, ist der Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung normalerweise nicht empfehlenswert.

Ob eine private gegenüber der freiwillig gesetzlichen Krankenversicherung aber tatsächlich die bessere Wahl ist, finden Sie nur mit einem Krankenkassenvergleich heraus. Starten Sie dabei mit einem unverbindlichen PKV Vergleich und stellen Sie Kosten und Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung gegenüber.

Tipp

Privat oder gesetzlich versichern lassen? Starten Sie mit einem unverbindlichen PKV Vergleich!

PKV-Vergleich

  | Wer eine gesetzliche Versicherung in Betracht ziehen sollte

Ob Sie sich privat oder gesetzlich versichern sollten hängt wie erwähnt von der privaten und beruflichen Situation ab. Grundsätzlich gibt es viele Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt. Für Gründer mit folgenden Merkmalen bietet sich jedoch eher die Mitgliedschaft in der freiwillig gesetzlichen Krankenversicherung an:

  • Gründer mit Vorerkrankung
    Da der Beitrag bei der privaten Krankenkasse vom Risiko – sprich Ihrem Alter und Gesundheitszustand -  abhängig ist, führen Vorerkrankungen zwangsläufig zu verhältnismäßig hohen Beiträgen. Daher ist für Gründer mit Vorerkrankungen meist die gesetzliche Krankenversicherung die günstigere Variante, da die Beiträge vom Einkommen und nicht vom Gesundheitszustand abhängig sind
  • Gründer über 55 Jahre alt
    Ein wichtiger Faktor für die Entscheidung ob Sie sich privat oder gesetzlich versichern sollten ist auch das Alter. Für Gründer über 55 Jahre, die sich im Rahmen Ihrer Selbstständigkeit für eine private Krankenversicherung entscheiden, ist eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung ausgeschlossen. Möglich ist dann allerdings ein Wechsel innerhalb des Krankenkassensystems und der Tarife. So kann z.B. ein 55 jähriger privat Versicherter in den Basistarif PKV wechseln.
  • Gründer mit Familie
    Gründer mit Kindern und/oder nicht erwerbstätigen Ehepartnern (Minijob ist erlaubt), können Familienmitglieder kostenlos in der Familienversicherung mitversichern. Insofern ist dies -  im Rahmen der Frage privat oder gesetzlich versichert - sicherlich ein Vorteil der freiwillig gesetzlichen Krankenversicherung. Nichtsdestotrotz loht es sich für Gründer mit Kinder und/oder erwerbslosen Ehepartnern, ein unverbindliches Angebot einer privaten Krankenversicherung einzuholen, da auch die privaten Krankenversicherungen mittlerweile günstige Familientarife anbieten.

Wenn für Sie eine oder mehrere Punkte zutreffen, so sollten Sie dennoch einen  Krankenkassenvergleich erstellen. Das Thema privat oder gesetzlich versichert ist im Rahmen einer Existenzgründung sehr wichtig, über das Sie sich ausreichend informieren und die jeweiligen Vor und Nachteile abwägen sollten.

Achtung: 3-Monatsfrist nach Beginn einhalten!

Wenn Sie momentan angestellt und in der gesetzlichen Krankenkasse Mitglied sind, so wird Sie Ihr Arbeitgeber beim Austritt aus dem Unternehmen bei dem Krankenversicherungsunternehmen abmelden. Wichtig ist dann, dass Sie innerhalb einer Frist von 3 Monaten nachdem Sie Ihr Arbeitgeber abgemeldet hat bzw. Sie die Selbstständigkeit bei der gesetzlichen Krankenversicherung angezeigt haben, sich für ein Krankenkassensystem entscheiden müssen.

Ist diese Frist ohne eine Rückmeldung von Ihnen verstrichen, so ist eine freiwillig gesetzliche Krankenversicherung als Selbstständiger nicht mehr möglich. Haben Sie sich innerhalb der Frist für die freiwillig gesetzliche Krankenversicherung entschieden, so gilt die Versicherung rückwirkend; d.h. eine Versicherungslücke besteht dann nicht.

  | Unser Fazit

Ob Sie sich privat oder gesetzlich als Selbstständiger versichern lassen sollen, hängt von vielen Faktoren ab. Wichtig ist, dass Sie sich vor der finalen Entscheidung ob Sie sich privat oder gesetzlich versichern lassen möchten, gut über beide Krankenkassensysteme informieren und Vor- und Nachteile abwägen. Das eine, beste System gibt es leider nicht.

Um den optimalen Versicherungsschutz - abgestimmt auf Ihre berufliche und private Situation - zu finden, bietet es sich an, mit einem unverbindlichen PKV Vergleich zu starten. Die Preis/Leistungsstärksten Tarife können Sie dann mit der gesetzlichen Krankenversicherung vergleichen und haben so eine vernünftige Entscheidungsgrundlage.

Tipp

Neben der Frage privat oder gesetzlich sollten Sie sich auch über das Thema Berufsunfähigkeit informieren!

BUV für Gründer
Chefredakteur: René Klein

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.