Wie geht es nach dem IPO weiter: Investor Relations

Die Kommunikation mit der Presse (PR) gehört für viele Start-ups direkt von Anfang an zum Tagesgeschäft. Nach den ersten größeren Finanzierungsrunden gewinnt auch die Kommunikation mit Investoren stetig an Bedeutung. Zur Vorbereitung des Börsengangs ist dann eine professionelle Kapitalmarktkommunikation notwendig - bezeichnet als Investor Relations (IR).

Nach dem erfolgreichen IPO obliegt es den Investor Relations einerseits die zahlreichen gesetzlichen Vorgaben zur Kapitalmarktkommunikation zu erfüllen. Andererseits steht für die neu gelisteten Unternehmen der langfristige Vertrauensaufbau am Kapitalmarkt im Mittelpunkt der Aktivitäten.

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Chefredakteur: René Klein
Für-Gründer.de Redaktion

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.

  | Investor Relations: worum geht es?

Investor Relations-Arbeit umfasst alle Maßnahmen der Kommunikation eines Unternehmens, mit denen Kapitalmarktteilnehmer erreicht und informiert werden sollen.

Dabei sind es im Wesentlichen drei Gruppen, die im Mittelpunkt der Investor Relations-Aktivitäten stehen:

  •     (potenzielle) Investoren
  •     Analysten
  •     Finanzmedien

Bestimmte Informationspflichten, die von kapitalmarktnotierten Unternehmen zu erfüllen sind, haben der Gesetzgeber oder bspw. die Deutsche Börse für das jeweilige Handelssegment festgelegt. Darüber hinaus hat sich in der Praxis ein sehr umfangreicher Instrumentenkoffer für zahlreiche weitere freiwillige Maßnahmen etabliert. Schließlich stehen die Unternehmen nicht nur in Konkurrenz um Kunden miteinander. Mit dem Börsengang gilt es auch die Gunst des Kapitalmarktes zu erlangen - und noch wichtiger, diese zu erhalten.

Investor Relations beschreibt jedoch keine One-way-Kommunikation: Neben der nach außen gerichteten Wahrnehmung, erfüllt Investor Relations im Idealfall aber auch interne Funktionen und dient als Schnittstelle zwischen dem Kapitalmarkt und dem Management. So ist es auch die Aufgabe eines IR-Managers bspw. die Einschätzungen des Marktes gegenüber möglichen operativen und strategischen Entscheidungen in das Unternehmen hineinzutragen, sodass diese bei der Entscheidungsfindung im Management berücksichtigt werden können.

  | Die wichtigste Frage vorab: kann IR den Aktienkurs beeinflussen?

Bei jeder Finanzierungsrunde, die Start-ups durchlaufen, steht die Unternehmensbewertung im Mittelpunkt. Ist eine Finanzierungsrunde abgeschlossen, ist damit dann auch das Thema Bewertung für einige Zeit abgehakt. Mit dem Börsengang stellt sich diese Situation ganz anders dar. Ist die Notierung erfolgt, wird der Unternehmenswert kontinuierlich neu am Markt verhandelt. Unternehmen können sich mit durchaus starken Schwankungen konfrontiert sehen. Oder die Kurse treten auf der Stelle, auch wenn die Geschäftsentwicklung positiv verläuft. Aus irgendwelchen Gründen will aber keiner die Aktie kaufen.

Die Frage, ob Investor Relations den Aktienkurs beeinflussen kann, ist ganz klar mit ja zu beantworten. Allerdings darf die Aufgabe und die Wirkung von Investor Relations an dieser Stelle nicht missverstanden werden. Es geht nicht per se darum, den Kurs nach oben zu treiben, denn eines ist sicher: diese (Kurs)Entwicklung wird auf keinen Fall nachhaltig sein. Vielmehr sollten die Investor Relations-Bemühungen darauf ausgerichtet sein, einen Informationsstand der Kapitalmarktteilnehmer sicherzustellen, der eine faire Bewertung sicherstellt. Schließlich kann das Vertrauen des Marktes schnell verspielt sein, wie zum Beispiel auch ein bekanntes Beteiligungsunternehmen aus dem Prime Standard nach dem Börsengang erleben musste. Nachdem die Aktie anfänglich kräftig zulegen konnte, ging der Börsenkurs in der Folge deutlich zurück. Grund dafür waren Abschreibungen auf das Portfolio des Unternehmens. Analysten bemängelten mangelnde Transparenz im Hinblick auf die Entwicklung der Portfoliounternehmen und den Bewertungsansatz. Gewiss auch als Reaktion auf die Kritik wechselte das Unternehmen in der Folge vom Entry Standard in den strenger regulierten Prime Standard.

Natürlich kann Investor Relations-Arbeit den Aktienkurs nicht unabhängig von der zugrundeliegenden Unternehmensbewertung beeinflussen - zumindest nicht dauerhaft. Ziel der IR-Verantwortlichen sollte es aber sein, Unterbewertungen der Aktie zu beheben und einen angemessenen Unternehmenswert zu erreichen. Welcher Kurs nun aber angemessen ist, ist nicht so einfach zu beantworten. So wird der Aktienkurs von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Und viele der Faktoren hat das Unternehmen nicht einmal unter Kontrolle. So können einflussreiche Analysten eine ganze Branche abstrafen, obwohl das eigene Unternehmen gut dasteht. Und gerade in solchen Situationen kommt der Investor Relations eine herausragende Bedeutung zu, wie die nachfolgenden Ziele von Investor Relations verdeutlichen.

  | Ziele der Investor Relations

Wenn der Börsengang vorbei und das angestrebte frische Kapital eingesammelt ist, wird es für die Investor Relations-Abteilung auf keinen Fall langweilig. Unter dem Anspruch, durch kontinuierliche Informationen des Marktes eine angemessene Unternehmensbewertung zu gewährleisten, sind die folgenden Hauptziele zu erfüllen:

  • die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen an die Kapitalmarktkommunikation erfüllen
  • einen aktiven Investorendialog führen
  • der Finanzgemeinschaft all jene Informationen zugänglich machen, die nötig sind, die Entwicklung des Unternehmenswertes einschätzen zu können
  • Erwartungen des Marktes steuern - so können neben schlechten Unternehmenszahlen auch Unsicherheiten und unklare Kommunikation zu einer Unterbewertung der Aktie führen. Zu optimistische Aussagen werden allerdings einen Vertrauensverlust zur Folge haben.
  • die eigenen und potenziellen Investoren möglichst gut kennen. Dies ist bspw. hilfreich bei weiteren Kapitalmaßnahmen oder um eine feindliche Übernahme zu erschweren.

Aus einer guten Investor Relations-Arbeit ergeben sich damit folgende Vorteile für das Unternehmen:

  • Unterbewertung wird verhindert, feindliche Übernahmen werden damit erschwert
  • Verringerung der Aktienkursvolatilität
  • die Aktie kann als eigene Währung bei Übernahmen eingesetzt werden, je höher der Kurs desto günstiger das Target
  • Zugang zum Kapitalmarkt wird jederzeit sichergestellt, damit weitere Kapitalmaßnahmen durchgeführt werden können
  • Kapitalkosten werden reduziert
  • Steigerung der Mitarbeitermotivation: wenn Mitarbeiter Aktien halten oder (neue) Mitarbeiter teils mit Aktien bezahlt werden
  • Steigerung des Images des Unternehmens über den Kapitalmarkt hinaus

  | Kommunikation also ganz einfach? Der Kapitalmarkt als Blackbox

Anders als bei einer Series A- oder Series B-Runde bei der die Zahl der Investoren und beteiligten Parteien überschaubar ist, stellt der Kapitalmarkt häufig eine Blackbox für die Unternehmen dar. Grund hierfür sind die sehr heterogenen Gruppen und ihre Handlungsmotive.

Unterschiedliche Investorengruppen

Grundsätzlich ist zwischen passiven und aktiven Investoren zu unterscheiden. Passive Investoren sind bspw. Indexfonds, die Aktien eines bestimmten Index erwerben, um dessen Performance abzubilden. In stärkerem Maße gewinnen auch rein computergestützte Anlagemodelle an Bedeutung.

Das Feld der aktiven Investoren erstreckt sich von Privatanlegern über institutionelle Investoren wie Pensionsfonds bis hin zu bspw. Hedgefonds, die sich teils sehr öffentlichkeitswirksam in ein Unternehmen einkaufen, um das Management zu gewünschten Handlungen zu bewegen, wie z.B. der Ausschüttung einer Sonderdividende oder der Abspaltung von Unternehmensteilen. Der Kapitalmarkt ist ein sehr internationaler Markt und so sind auch in Deutschland mehr und mehr ausländische Investoren der unterschiedlichsten Couleur - vom Pensionsfonds aus den USA bis hin zum Staatsfonds aus China - aktiv.

Gleichzeitig treffen Investoren ihre Entscheidungen nicht nur auf der Basis der reinen Finanzkennzahlen. Corporate Governance- oder Socially Responsible Investment-Richtlinien gehören oftmals auch zum Kriterienkatalog für die Investmententscheidung. Darüber hinaus steht nicht nur die klassische Aktie zum Handel zur Verfügung. Optionen, ETFs, Indexzertifikate und teils komplexe Handelsstrategien können die Preise am Markt zusätzlich beeinflussen.

Analysten und Finanzmedien

Analysten schreiben Einschätzungen zu Unternehmen oder ganzen Branchen und geben Kauf- oder Verkaufsempfehlungen ab. Während früher in erster Linie die Research-Abteilungen der Banken in diesem Feld tätig waren, sind mit dem Internet zahlreiche Foren, Webseiten und selbst Social Media-Kanäle hinzugekommen, die es im Blick zu behalten gilt. Ähnlich verhält es sich mit Finanzmedien. Das Internet und Social Media-Kanäle haben zu einer immer breiteren Vielfalt an Multiplikatoren und Beeinflusser beigetragen.

Nach den überschaubaren Finanzierungsrunden vor dem IPO eröffnet sich für das Unternehmen und die Investor Relations-Verantwortlichen damit ein schier unübersichtlicher Kapitalmarkt. Doch Schritt für Schritt wird auch dieses Terrain vertrauter werden. Dabei hilft es, auch stets die Position der Gegenseite einzunehmen. So stellt auch das einzelne Unternehmen von außen betrachtet für die Financial Community häufig eine Black box dar, wenn es um eine Investitionsentscheidung geht. Und der Investor Relations-Manager hilft, Licht ins Dunkel zu bringen.

  | Was zeichnet gute Investor Relations aus?

Bevor wir im Detail auf einzelne Maßnahmen der Investor Relations eingehen, stehen die Grundsätze für eine gute IR-Arbeit im Fokus. Zur Orientierung bei der Kapitalmarktkommunikation hat der Deutsche Investor Relations Verband (DIRK) Grundsätze für Investor Relations aufgestellt. Diese bilden - unabhängig von gesetzlichen Vorgaben - ein Mindset, das IR-Verantwortliche bei all ihren Aktivitäten berücksichtigen sollten. Gute Investor Relations wird wie folgt definiert:

  • Sachlichkeit, Glaubwürdigkeit, Zeitnähe: alle Informationen für die Kapitalmarktteilnehmer müssen sachlich richtig, verlässlich, fair, offen und zeitnah erfolgen. Im Hinblick auf die Zeitnähe wird insbesondere auf die die gesetzlichen Bestimmungen des § 15 WpHG (Wertpapierhandelsgesetz) zur Veröffentlichung und Mitteilung kursbeeinflussender Tatsachen hingewiesen.
  • Wesentlichkeit und Vollständigkeit der Informationen: Keine reine Informationsflut. Im Rahmen der Kapitalmarktkommunikation ist stets zu hinterfragen, was kurs- und bewertungsrelevanten Daten für die Kapitalmarktteilnehmer sind.
  • Kontinuität, Stetigkeit und Vergleichbarkeit: Wenn es gut läuft, fällt das Berichten sicherlich leichter. Doch das Vertrauen der Investoren erarbeitet man sich insbesondere durch eine kontinuierliche Kommunikation, unabhängig von der aktuellen Geschäftslage des Unternehmens. Hilfreich ist es für die Kapitalmarktteilnehmer eine Stetigkeit und Vergleichbarkeit der Informationen im Zeitverlauf sowie innerhalb der Branche zu gewährleisten.
  • Zukunftsorientierung: Der Aktienkurs reflektiert stets die Zukunft. Deshalb kommt dem Ausblick des Unternehmens auf die zukünftige Entwicklung eine wichtige Bedeutung zu. Zum Standard gehören für die Investor Relations Informationen zur mittel- und langfristigen Markt- und Unternehmensentwicklung.
  • Zeitlich und inhaltliche Gleichbehandlung: Schon aus dem Gesetz ergibt sich ein Verbot für den Handel mit Insiderinformationen. Für die IR-Arbeit ist es damit essentiell, alle Marktteilnehmer zeitlich und inhaltlich gleich zu behandeln.
  • Keine Weitergabe oder Ausnutzung von Insiderinformationen: IR-Mitarbeiter verfügen aufgrund ihrer Tätigkeit zwangsläufig über Insiderinformationen. Diese dürfen allerdings unter keinen Umständen weitergegeben oder genutzt werden. Dies gilt insbesondere auch bei Unternehmensgesprächen oder -präsentationen.

Ähnlich ausgerichtet sind die Grundsätze für „Effektive Finanzkommunikation“, die die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Assetmanagement (DVFA) benannt hat:

  • Erwartungsmanagement
  • Gleichbehandlung
  • Kapitalmarktorientierung
  • Kontinuität/Aktualität
  • Nachvollziehbarkeit
  • Wesentlichkeit
     

Pflichten für die Investor Relations

Pflicht und Kür - so lässt sich die Arbeit der Investor Relations-Abteilung ohne Frage aufteilen. Die Pflicht ergibt sich aus gesetzlichen Regelungen sowie der Börsenregulierung. Vor der Notierung an der Börse greift das Wertpapierprospektgesetz, das zahlreiche Vorgaben zur Erstellung des Wertpapierprospekts macht. Zu den relevanten Gesetzen für die IR-Pflichten nach dem IPO zählt bspw. das Wertpapierhandelsgesetz (kurz WPHG). Im WPHG sind u.a. die folgenden wesentlichen Vorschriften enthalten:

  • §15 Übermittlung von Insiderinformationen und von Eigengeschäfte: einerseits sind gemäß § 15 WPHG Insiderinformationen unverzüglich zu veröffentlichen, auch bekannt unter ad-Hoc Informationen. Andererseits sind Aktienkäufe oder -verkäufe von Führungskräften mitzuteilen.
  • § 21 / 26 WPHG Meldung bei Überschreiten von Stimmrechtsanteilen: es bestehen zahlreiche Schwellenwerte für Aktienanteile an einem Unternehmen, deren Über- oder Unterschreiten innerhalb einer bestimmten Frist durch den Investor zu melden ist. Gleichzeitig sind Unternehmen ebenfalls verpflichtet nach Kenntnis dieser Informationen, eine Meldung herauszugeben.
  • § 37v ff Veröffentlichung von Finanzberichten: zu den Pflichten von börsennotierten Unternehmen, und damit zumeist in den Zuständigkeitsbereich der Investor Relations fallend, gehören Finanzberichte. Der Jahresfinanzbericht muss innerhalb von vier Monaten nach Geschäftsjahresende und der Halbjahresfinanzbericht innerhalb von drei Monaten nach Halbjahresstichtag veröffentlicht werden.

Über die gesetzlichen Anforderungen hinaus kann die jeweilige Börse über zusätzliche Transparenzanforderungen verfügen. Die Deutsche Börse hat diese Regelungen in der Börsenordnung festgehalten. Darin sind Vorschriften für Unternehmen enthalten, die im Prime Standard oder dem Segment Scale (früher Entry Standard) notiert sein wollen. Bei Notierungen im General Standard greifen lediglich die gesetzlichen Regelungen. Zu den ergänzenden Regelungen für Unternehmen im Prime Standard zählen laut Börsenordnung:

  • § 50 und 51: ergänzend zum WPHG sieht die Börsenordnung auch eine Erstellung des Jahres- und Halbjahresfinanzbericht in englischer Sprache vor. Zusätzlich zum WPHG verpflichtet die Börsenordnung die Unternehmen zur Veröffentlichung eines Quartalsfinanzberichts oder einer Quartalsmitteilung. Diese müssen ebenfalls in deutscher und englischer Sprache übermittelt werden - innerhalb von 2 Monaten nach Ende des 1. und 3. Quartals.
  • § 52 Unternehmenskalender: im Zuge der Börsennotierung muss ein Unternehmenskalender in deutscher und in englischer Sprache erstellt werden. Der Kalender muss die wesentlichen Termine der Finanzmarktkommunikation, wie bspw. Veröffentlichungen der Finanzberichte, die Hauptversammlung, Pressekonferenz und Analystenveranstaltungen für das jeweilige Geschäftsjahr umfassen. Der Unternehmenskalender ist dann zu Beginn jedes Geschäftsjahres zu aktualisieren. Veröffentlicht werden muss der Unternehmenskalender auf der Internetseite des Unternehmens.
  • §53 Analystenveranstaltung: Wenn das Unternehmen im Prime Standard gelistet wird, muss die IR-Abteilung zumindest einmal im Jahr eine Analysenveranstaltung durchführen - abseits der Pressekonferenz zur Veröffentlichung des Jahresabschlusses.
  • §54 Veröffentlichung und Mitteilung von Insiderinformationen in englischer Sprache: das WPHG fordert zunächst nur eine Veröffentlichung von Meldungen nach §15 WPHG in deutscher Sprache. Gemäß Börsenordnung sind diese Meldungen durch das Unternehmen auch gleichzeitig in englischer Sprache vorzunehmen.

  | Praktische Maßnahmen

Zu den praktischen Maßnahmen für die Investor Relations-Mitarbeiter im Unternehmen zählen bspw.:

  • Aufbau und Pflege eines Investor Relations-Bereich auf der Website
  • Veröffentlichungen von kapitalmarktrelevanten Mitteilungen, insbesondere unter Berücksichtigung von Adhoc-Mitteilungen, die eine sofortige Veröffentlichung kursrelevanter Meldungen zur Folge haben
  • Erstellung und Veröffentlichung von Finanzberichten: die zuvor genannten Fristen werden in der Praxis häufig nicht ausgeschöpft, da sich in der Best practice der Investor Relations deutliche kürzere Veröffentlichungszeiträume etabliert haben
  • Telefonkonferenzen, insbesondere zur Veröffentlichung der Quartals- und Geschäftsberichte
  • Mitarbeit bei der Organisation der Hauptversammlung: Präsentationserstellung, Redenschreiben, Q&A
  • Ausarbeitung und kontinuierliche Pflege der Equity Story des Unternehmens
  • Erstellung und kontinuierliche Aktualisierung eines Factbooks für das Unternehmen
  • Organisation und Durchführung von Roadshows zur Gewinnung neuer Investoren und Beziehungspflege mit Altinvestoren
  • Auf- und Ausbau von Coverage für die Aktie
  • Debt Investor Relations
  • Veranstaltung des Capital Market Day
  • Interne Kommunikation und Mitwirkung bei der internen Strategieentwicklung aus Sicht des Kapitalmarktes
  • Positionierung des CFOs am Kapitalmarkt
  • Reden des CFOs / CEOs schreiben
  • Kommunikation mit aktiven Investoren
  • Übernahmen abwehren

  | Beispiel für den Bereich Investor Relations auf der Website

Der Investor Relations-Bereich auf der Website ist einer der wichtigsten Zugänge für Investoren, Medienvertreter oder Analysten. Machen Sie Informationen einfach und vollständig zugänglich und halten sie Informationen stets auf dem neuesten Stand. Exemplarisch stellen wir den IR-Bereich der Webseiten von BASF und Zalando in zentralen Punkten gegenüber und weisen auf Unterschiede hin:

Bereich Zalando BASF
Startseite Investor Relations

Sehr knapp gehalten und unpersönlich. Kurzes, aber allgemeines Missionstatement.

Kurzprofil des Unternehmens. Kurzdarstellung, warum sich ein Investment in die BASF-Aktie lohnt.

Informationen zum Unternehmen

Keine detaillierten Informationen im direkten Zugriff möglich.

 

Dem Besucher bleibt lediglich, auf den Geschäftsbericht zurückzugreifen

Eine sehr umfangreiche Rubrik "BASF auf einen Blick" mit der Vorstellung der

- Geschäftsbereiche

- Strategie

- Ausblick

- Finanzdaten und

- Corporate Governance.

Kalender

Standardtermine wie:
- Finanzberichte
- Hauptversammlung
- Kapitalmarkttag

Neben den Standardterminen gibt BASF sogenannte Quiet Periods an
Publikationen

Geschäfts- und Finanzberichte inkl. Audiomitschnitte der Conference Calls.

 

Präsentationen der Ergebnisveröffentlichungen.

 

Präsentationen und Audiomitschnitte vom Kapitalmarkttag.

 

Geschäftsbericht als interaktive Onlineversion.

Neben den klassischen Publikationen, wie sie auch bei Zalando zu finden sind, bietet BASF Zugriff auf Präsentationen, die auf Roadshows und Konferenzen gehalten wurden.

 

Mit einem 80-seitiges Factbook bietet BASF tiefe Einblicke in das Unternehmen.

 

Statt der Audiomittschnitte der Telefonkonferenzen stellt BASF schriftliche Protokolle zur Verfügung, was die Verarbeitung vereinfacht.

Aktie

- Kurschart

- Informationen zur Aktie
- Aktionärsstruktur
- Auflistung der Analysten

Zusätzlich zu den Standardinformationen rund um die Aktie stellt BASF wesentlich mehr Informationen im Hinblick auf die Analysten, die die BASF Aktie covern, zur Verfügung. So werden alle Analysten mit Telefonnummer aufgeführt. Zudem gibt es eine Zusammenfassung der Analystenmeinungen zu den wesentlichen Finanzkennzahlen von BASF.
Nachhaltigkeitsbericht Nicht vorhanden Sehr umfangreicher Bereich inkl. Kennzahlen und Ziele.
Kontakt Lediglich Name und Emailadresse eines Ansprechpartners. Vorstellung der einzelnen Teammitglieder inkl. Mail und Telefonnummern.

Der Investor Relations Bereich von BASF ist wesentlich umfangreicher und detaillierter in den Informationen als der von Zalando. Ein Grund dafür ist natürlich auch die bereits wesentlich längere Kapitalmarktnotierung und die umfassende Kapitalmarkterfahrung von BASF. So wird BASF häufig als Best Practice für Investor Relations in Deutschland herangezogen. Für kleinere Unternehmen ist es natürlich nicht möglich, ein ähnliches Niveau zu erreichen. Allerdings ist nicht immer unbedingt ein großes Team nötig, um eine gute Investor Relations zu gewährleisten und viele nützliche Dinge lassen sich auch so implementieren. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall, um Anregungen für die eigene Investor Relations-Arbeit zu erhalten.

  | IR - wer soll es machen? Berufsbild IR-Manager

Für den Investor Relations-Manager gibt es keinen speziellen Studiengang. Zwar haben viele IR-Manager einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund, ein Quereinstieg ist jedoch ebenfalls sehr häufig möglich. Aufgrund der engen Verbindung zu den Bereichen Accounting und Treasury in den Unternehmen ist eine Affinität zur Zahlen ohne Frage von Vorteil und ohne Zweifel nötig. Doch gerade Kommunikationsfähigkeit ist eine zweite entscheidende Komponente für einen guten Investor Relations-Manager. Kapitalmarkterfahrung und juristische Kenntnisse runden das Anforderungsprofil ab. Dies verdeutlicht die Komplexität, die Investor Relations-Mitarbeiter zu bewältigen haben. Und da noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, gibt es Fortbildungsmöglichkeiten wie den CIRO (Certified Investor Relations Officer) vom DIRK

In DAX-Unternehmen umfassen die Investor Relations-Abteilungen schnell bis zu 10 oder mehr Mitarbeiter. Ein solcher Umfang ist natürlich bei kleineren Unternehmen nicht nötig, dennoch ist zu empfehlen, Investor Relations als eigene Abteilung zu etablieren. Direkter Vorgesetzter ist dann meist der CFO. Dementsprechend eng sollte der Investor Relations-Verantwortliche in die Unternehmensentwicklung eingebunden werden - schließlich sind Überraschungen am Kapitalmarkt zu vermeiden.

Vor dem Hintergrund des anspruchsvollen Aufgabengebiets verdienen IR-Manager verdienen relativ gut, wie eine Untersuchung von Fricke Finance & Legal und Hays zeigt:

  • Junior IR-Manager: 45.000 bis 75.000
  • EuroSenior IR-Manager: 80.000 bis 120.000 Euro
  • Leiter Investor Relations: 150.000 bis 200.000 Euro

Das Gehalt ist natürlich vom konkreten Aufgabenfeld und der Unternehmensgröße abhängig.
 

Externe Unterstützung bei der IR

Als Investor Relations-Manager müssen und können Sie natürlich nicht alles selbst machen. Ebenso wie sich Start-ups bei der Pressearbeit häufig die Unterstützung von externen Agenturen holen, bietet sich dies auch bei der Investor Relations-Arbeit an. Dies unterstützen dann bspw. insbesondere bei den größeren Projekten wie:

  • der Erstellung der Finanzberichte
  • der Vorbereitung von Telefonkonferenzen
  • Roadshows
  • der Organisation des Capital Market Day

Zudem stehen die IR-Agenturen als Sparringspartner für die kontinuierliche IR-Arbeit zur Verfügung. Dies empfiehlt sich vor allem für IR-Neulinge, da auf Seiten der Berater oftmals langjährige IR-Erfahrung vorhanden ist. Dies sollten Sie auch bei der Auswahl der Agenturen berücksichtigen und abklopfen.

Zusätzlich bietet sich auch die Unterstützung durch Grafikagenturen – insbesondere für die Finanzberichte – an. Und auch auf externen rechtlichen Rat sollten Sie zurückgreifen können. Daneben gibt es eine Reihe technischer Dienstleister, die bei der Versendung und Übermittlung der Finanzberichte, Ad-hoc-Mitteilungen zur Seite steht.

Unser Fazit

Überspitzt formuliert ist das Produkt des Investor Relations-Mitarbeiter die Aktie Ihres Unternehmens. Und wie im klassischen Vertrieb sollte diese Aufgabe nicht unterschätzt werden. Die IR-Arbeit sollte von Tag 1 nach den Leitlinien guter Investor Relations erfolgen. Vertrauen ist am Kapitalmarkt schnell zerstört. Doch ein guter IR-Manager alleine reicht nicht. Das Verständnis für die Bedeutung der IR muss auch auf Vorstandsebene vorhanden und die Zusammenarbeit entsprechend eng sein. Zudem sind ausreichend Ressourcen und externe Unterstützung für den IR-Abteilung notwendig. Die Erfüllung aller relevanten Pflichten ist die Basis für eine gute Investor Relations. Maßstab sollten aber die sich am Markt etablierten Best Practice sein, denn nur wer das beste Produkt bietet, wird langfristig erfolgreich sein, um den Vergleich zum Vertrieb nochmals aufzugreifen.

Abschließend haben wir wichtige Links für die praktische Investor Relations-Arbeit zusammengestellt:

Chefredakteur: René Klein

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.