Ungeschönt: Aus diesen Fehlern lernten die GründerInnen

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“Gründen ist kein Sprint, sondern ein Marathon”, heißt es oft. Neben den Höhen gibt es auch viele Tiefen. Welche es sind und aus welchen Fehlern sie lernen konnten, verraten GründerInnen im Gründungs-Podcast “Ungeschönt” der KfW Bankengruppe.

Finanzierung schwerer als gedacht

Wer an die Gründung eines Start-ups denkt, glaubt häufig daran, dass gleich erste Gelder über Business Angels eingesammelt werden können. So erging es auch Dr. Kati Ernst und Kristine Zeller, Gründerinnen von ooia. Auch sie dachten:

Ist ja logisch, wir gründen ein Start-up und dann sammelt man erst einmal eine Runde Geld ein von Business Angels. So macht man das.

Aber: Es war keine Erfolgsstory von Anfang an. Mit den Ersparnissen wurde eine GmbH gegründet, das Produkt entwickelt und der Markteintritt war durch eine sehr erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne möglich. “Wir dachten, wir sind bestens ausgestattet für eine Finanzierungsrunde durch Business Angels”, erklärt eine der beiden Gründerinnen. Trotz guter Kontakte waren es sehr herausfordernde Gespräche, mit wenig Verständnis für Frauenprodukte. Und es wurden ihnen ganz andere Fragen gestellt, als männlichen Gründern. Sie haben gelernt, die Gespräche anders und analytischer für die überwiegend männlichen Investoren aufzusetzen.

Auch Die Brotpuristen-Gründer Sebastian Däuwel setzte alle seine Ersparnisse ein, um gebrauchte Maschinen für seine Backstube zu erwerben. Der Laden selbst wurde self made mit Freunden und mit geringer Investition aufgebaut, um erst einmal zu prüfen, ob die Geschäftsidee funktioniert.

Ich wollte kein Darlehen aufnehmen. Diese Entscheidung hatte aber auch eine Schattenseite, weil ich auf dem Konto immer nur Geldabgänge hatte und mein erspartes Geld immer weniger wurde.

Wie Däuwel mit der verspäteten Eröffnung sowie dem psychischen Druck umging und warum er später ein Darlehen aufgenommen hat, verrät er im Gründungs-Podcast „Ungeschönt“ der KfW in Folge 3: Lebensmittel neu gedacht. Dort spricht auch Original-Unverpackt-Gründerin Milena Glimbovski über ihre Gründung eines Lebensmitteleinzelhandels mit damals neuartigem Konzept, ihre Höhen und Tiefen und warum sie trotz erfolgreicher Crowdfunding-Kampagne einen Kredit aufgenommen hat.

Mit 24 Jahren habe ich einen ganz schön hohen Kredit aufgenommen. Mit meiner Hausbank hatte ich einen Kredit bei der KfW beantragt, den bekommen und damit den ersten Laden aufgemacht. Ich habe daran geglaubt und wusste, wenn die Menschen an uns glauben, werden sie hoffentlich auch bei uns einkaufen.

Hürden bei Namensfindung und Markenaufbau

Mit der Gründung geht die Namensfindung des Unternehmens einher. Auch wenn die Recherche gründlich und über Anwälte geprüft worden ist, können Namensstreitigkeiten auftreten. Das erfuhr ooia, die früher ooshi hießen: Am letzten Tag der Widerspruchsfrist von sechs Monaten gab es einen Widerspruch, da der Name zu nah am Namen einer anderen Brand gewesen sei.

Der Widerspruch kam am Tag des Launches unserer Kickstarter-Kampagne und wir konnten den Namen nicht beim europäischen Markenamt schützen lassen.

Da sie die erste Instanz verloren, haben sie schließlich eine Umbenennung der Marke vorgenommen. “Das war doch ziemlich hart”, erklärt eine der beiden ooia-Gründerinnen. Aber mittlerweile seien sie froh darüber, dass der neue Name sehr beliebt und vor allem geschützt ist. Auf was sie alles bei der Namensumbenennung achten mussten und warum sie auch nach einem Jahr noch damit zu tun haben, berichten sie im Gründungs-Podcast „Ungeschönt“ der KfW: Folge 2: Vom Tabuthema zum Trend.

Falsche Leute gefragt

Frisches Brot aus Speyer: Die Brotpuristen backen ausschließlich mit natürlichen Zutaten. (Foto: Thorsten Futh)

Für die Gründung ist es wichtig, dass auch andere an die Geschäftsidee glauben. Gerade bei einem Quereinsteiger, der sein Hobby zum Beruf machen möchte, schwingt die Angst mit, die Gründung nicht zu schaffen. Das erfuhr Sebastian Däuwel am eigenen Leib. Er wurde von Freunden und seiner Tennismannschaft, die alle in Festanstellung arbeiteten, kritisch beäugt, dass er als Quereinsteiger eine Backstube eröffnen wollte. Das hat ihn demotiviert. Bis er einen Tipp auf einem Sommerfest mit Kreativen bekam.

Sebastian, Du fragst die falschen Leute. Du musst Dich mit Leuten unterhalten, die selbst gegründet haben.

Das war für den Gründer ein erhellendes Erlebnis. “Selbständige und Kreativmenschen haben meine Idee sofort verstanden und sagten ‘Ja klar, das macht doch Sinn. Super, wenn Du da Bock drauf hast, mach doch.” Das hat Däuwel natürlich motiviert.

Auch die Gründerin von Original Unverpackt schwört auf Netzwerke:

Es hilft, ein Netzwerk von Menschen um sich herum zu haben, das einen motiviert.

Alle Unternehmen haben ihre Herausforderungen. Man sollte darüber sprechen, man lernt aus den Geschichten anderer und ist nicht alleine. Ihr haben vor allem das Social Impact Lab und die Entrepreneurs’ Organization geholfen.

Für mich ist das eine Unternehmer-Therapiegruppe geworden. Ich lerne unglaublich viel. Das ist mit das Wertvollste, was ich für meine Entwicklung und somit auch für meine Firma tue.

Quereinstieg und Fehlinvestitionen

Milena Glimbovski_Original Unverpackt Probieren und studieren: Milena Glimbovski erreichte den Unternehmenserfolg durch Know-how und Experimente, die auch mal nicht funktioniert haben. (Foto: Laura Hoffmann)

Milena Glimbovski hatte ihre Idee zur Eröffnung des Original Unverpackt-Ladens während des Studiums und startete als Quereinsteigerin. Sie habe viel dazu gelesen, u. a. Lehrbücher von Auszubildenden, und Praktika gemacht, habe aber zu spät Fachpersonal eingestellt.

Neugierig sein, sich ständig entwickeln und lernen wollen, das glaube ich macht eine gute Unternehmerin, einen guten Unternehmer aus.

Für Sebastian Däuwel gab es als Quereinsteiger und von einem Energieversorger kommend wenige Anlaufstellen für einen Austausch. Zu Beginn hat er sich mit Fragen beschäftigt, wie man eine Bäckerei eröffnet und welchen Kamin sowie welche Geräte er brauche.

Ich versuche, die Dinge in die Hand zu nehmen, zu recherchieren und alles selbst zu verstehen.

Dennoch kam es zu einigen Fehlentscheidungen bezüglich der Anschaffung von Maschinen.

Es war ein Experiment und im Nachhinein ist man immer schlauer.

Was Däuwel beim nächsten Mal anders machen würde, verrät er im Gründungs-Podcast „Ungeschönt“ der KfW: Folge 3: Lebensmittel neu gedacht. Alle Folgen des Podcasts findet ihr unter kfw.de/ungeschoent.

Ungeplante Schicksale und falsches Controlling

Während die Geschäftsidee reift, Finanz- und Businesspläne geschrieben werden und die Unternehmensgründung in vollem Gange ist, wird oft eines außer Acht gelassen: ein langfristiger Plan sowie ein Notfallplan, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt. So geschehen auch bei Milena Glimbovski, die nach der Gründung viele Herausforderungen zu bewältigen hatte.

Nach der Eröffnung waren wir so motiviert, hatten so viele Ideen und viel in Personalkosten investiert.

Der Blick aufs Konto verriet, dass weniger da war, als es sein sollte und die Umsätze waren auch noch nicht wie sie geplant waren. Der erste Tiefpunkt. Glimbovski musste nach drei Monaten das halbe Team entlassen. Außerdem stieg ihre Mitgründerin aus. Nach einiger Zeit folgte der Burnout und sie fiel aus. Wie sie es schaffte, dass ihr Unternehmen weiter lief und was sie aus ihren Fehlern lernte, bespricht sie im Gründungs-Podcast „Ungeschönt“ der KfW: Folge 3: Lebensmittel neu gedacht.

Darin erzählt auch Sebastian Däuwel über seinen Schicksalsschlag: Er erkrankte an Lymphknotenkrebs und fiel für sechs Monate aus. Er erklärt, warum er offen damit umging und wie er seine Backstube dennoch weiterführen konnte und welche Learnings er aus dieser Zeit mitgenommen hat.

  • Im Gründungs-Podcast “Ungeschönt” der KfW Bankengruppe reden Gründerinnen und Gründer Klartext. Es geht um die Höhen und Tiefschläge ihres Unternehmerlebens und was sie daraus gelernt haben. Für 2021 sind insgesamt neun Folgen geplant, die alle zwei Wochen erscheinen. Der Podcast wird in 2022 mit einer neuen Staffel fortgesetzt.
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