Zwei Personen, ein Job: Arbeiten im 21. Jahrhundert

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Carsharing, Foodsharing, Wohnungssharing: Beispiele für Start-ups, die damit wirtschaften, dass Dinge geteilt werden, gibt es immer mehr. Doch was, wenn wir uns einfach unseren Job teilen? Geteilter Job heißt zwar halbes Gehalt, aber viel mehr Zeit. Die Gründerinnen von Tandemploy sind von diesem Konzept überzeugt. Mit einer Starthilfe durch das EXIST-Gründerstipendium wandelten sie ihr gutes Bauchgefühl in ein funktionierendes Geschäftsmodell um.

 

Für-Gründer.de: Hallo Frau Tepe, was ist Ihre Geschäftsidee und wer steckt dahinter?

Jana Tepe von Tandemploy: Die Gründerinnen der Jobsharing-Plattform Tandemploy sind Anna Kaiser und ich. Mit Tandemploy machen wir Jobsharing für Menschen und Unternehmen einfach umsetzbar. Vorher kam Jobsharing in Firmen meist nur als Zufallsprodukt zustande – und dafür war es uns definitiv zu schade. Es ist einfach so eine pragmatische und großartige Lösung für viele Herausforderungen unserer Zeit!

Die Welt verändert sich gerade rasant. Wir wissen so viel über Produktivität, aber arbeiten immer noch so wie zu Zeiten der Industrialisierung.

Für-Gründer.de: Wer gehört zu Ihrer Zielgruppe und wie groß schätzen Sie Ihren Markt?

Jana Tepe von Tandemploy: Wir richten uns sowohl an Jobsuchende als auch an Firmen, die Jobsharing gut finden und umsetzen möchten. Menschen finden bei uns den perfekten Tandempartner zum Teilen einer Stelle und treffen auf die Unternehmen, die Jobsharing offen gegenüberstehen. Firmen können unsere Plattform nutzen, um extern neue Leute  - Tandems, aber auch Pendants für bereits vorhandene Mitarbeiter - zu finden, aber auch, um intern bei sich interessierte Personen zusammenzubringen.

Für Letzteres können Arbeitgeber auf Tandemploy.com geschlossene Räume bekommen, eine „White Label Lösung" also um Jobsharing für ihre eigenen Mitarbeiter zu ermöglichen.

Die Nachfrage nach Jobsharing ist enorm und steigend, denn immer mehr Menschen wünschen sich mehr Flexibilität im eigenen qualifizierten Job. Auch bei Firmen steigt das Interesse, denn diese müssen einfach neue Wege gehen, um gute Mitarbeiter zu finden und in jeder Lebenslage zu halten.

Gründerinnen von Tandemploy Die Gründerinnen von Tandemploy: Jana Tepe (l) und Anna Kaiser (Foto: Christian Stumpp)

Für-Gründer.de: Wie heben Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab?

Jana Tepe von Tandemploy: Bisher gibt es weltweit noch keine Plattform wie unsere. Wir bringen erstmalig an Jobsharing interessierte Menschen und Unternehmen mit einer cleveren Technologie zusammen. Das Matching der Tandems mit der „richtigen Chemie" erfolgt über einen eigens entwickelten Algorithmus im Hintergrund. Die Möglichkeit, Einzelprofile zu Tandemprofilen verschmelzen, ist bisher auch einzigartig. Unser Angebot ist sehr auf die Anforderungen von Jobsharing zugeschnitten und deckt hier sehr ganzheitlich alle Aspekte ab.

Für-Gründer.de: Was gab den finalen Impuls zu Ihrer Existenzgründung?

Jana Tepe von Tandemploy: Die Idee. Wir hatten die Idee zu Tandemploy in unserem letzten Job in der Personalberatung, ausgelöst durch eine tolle Tandembewerbung. Wir konnten gar nicht anders, wir mussten einfach gründen. Die Entscheidung fiel sehr schnell und bauchgetrieben. Und wir haben sie noch nie bereut.

Für-Gründer.de: Wo lagen bisher die größten Hürden?

Jana Tepe von Tandemploy: Es gab immer mal wieder größere und kleinere Hürden. Eine Herausforderung war es, die Finanzierung von Tandemploy zu sichern. Eine weitere große Aufgabe ist es nach wie vor, unser Thema in die Welt heraus zu tragen.

Viel zu viele Menschen und Firmen kennen Jobsharing einfach immer noch nicht. Wenn sie aber davon erfahren sind sie in aller Regel positiv überrascht bis begeistert. Das gibt uns immer wieder einen riesen Motivationsschub.

Tandemploy Ein Blick auf die Website von Tandemploy (Bild: Tandemploy)

Für-Gründer.de: Welche Aufgaben stehen Ihnen in nächster Zeit bevor?

Jana Tepe von Tandemploy: Gerade bauen wir unser Team aus, wachsen von drei auf elf Leute. Das ist ein großer und toller Schritt, denn wir vervielfachen unsere Power. Sechs unserer elf Teammitglieder arbeiten übrigens im Jobsharing, aus den verschiedensten Motivationen heraus.

Für-Gründer.de: Was motiviert Sie, jeden Tag aufzustehen und nicht als Angestellter, sondern als Gründer ins Büro zu gehen?

Jana Tepe von Tandemploy: Unsere Vision einer Arbeitswelt, in der Menschen mit weniger, aber cleverer und kooperativer, Arbeit mehr erreichen. Wir setzen uns für Arbeit ein, die wirklich ins Leben passt – und dafür lohnt es sich allemal zu kämpfen.

Für-Gründer.de: Wie sind Sie auf EXIST gekommen und wie lief der Bewerbungsprozess ab?

Jana Tepe von Tandemploy: Das EXIST-Programm kannten wir aus unserem vorherigen Job in der Personalberatung schon sehr gut. Bei i-potentials haben wir überwiegend für junge Start-ups rekrutiert, die in ihren Anfangsphasen oft selber EXIST-finanziert waren. Die EXIST-Bewerbung haben wir direkt zu Beginn verfasst und uns etwa drei Wochen wirklich voll darauf konzentriert. Nach drei Monaten wussten wir endlich, dass wir die Förderung bekommen werden, und nach sechs Monaten begann unser EXIST-Jahr.

Für uns war das ein Jahr geschenkte Zeit, um unsere Idee zu entwickeln und unsere Beta-Version auf den Markt zu bringen. Ein riesen Geschenk, für das wir tatsächlich bis heute sehr dankbar sind.

Für-Gründer.de: Welche Tipps können Sie anderen Gründern für die Bewerbung um EXIST geben?

Jana Tepe von Tandemploy: Tipps sind immer so eine Sache. Aber konkret und spezifisch zu sein – und dabei nicht die Nerven zu verlieren – ist sicher hilfreich. Uns hätte die EXIST-Bewerbung übrigens auch ohne die Zusage geholfen, da sie uns quasi gezwungen hat, unseren Businessplan niederzuschreiben und das Geschäftsmodell gut zu durchdenken.

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Für-Gründer.de: Was haben Sie neben der finanziellen Förderung aus dem Programm mitgenommen?

Jana Tepe von Tandemploy: Gute Kontakte zu Multiplikatoren, Unterstützern und anderen Teams mit ähnlichen Herausforderungen, Hochs und Tiefs.

Für-Gründer.de: Wie ging es nach der EXIST-Förderung bei Ihnen weiter?

Jana Tepe von Tandemploy: Crowdfunding, Business Angels, zuletzt eine größere Finanzierungsrunde im Juli 2015. Am Thema Finanzierung bleibt man dran, auch wenn wir mittlerweile natürlich eigene Umsätze erzielen.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Interview.

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