Wer eine gute Geschichte hat, wird von Journalisten geliebt

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Storytelling ist ihr Ding. Bereits während des Studiums strickte die Tochter eines Obstbauers eine spannende Geschichte um einen ganz besonderen Apfel und dessen Geschmack und machte daraus schließlich sogar ein Projekt für ihre Abschlussarbeit an der Hochschule für Medien. Das Ergebnis ist ein Apfelsaft namens Stiefkind. Daraufhin gründete sie dann auch die PR-Agentur „Die Buben". So machte die Gründerin aus ihrer Leidenschaft für Storytelling einen Beruf, über den sie mit uns sprach. Sie verrät, wieso Storytelling ein Unternehmen erfolgreich machen kann und worauf Gründer achten sollten.

 

Für-Gründer.de: Hallo Magdalena, bevor wir zu deinen Storytelling-Konzepten kommen, erkläre doch unseren Lesern kurz: Wieso ist Storytelling überhaupt hilfreich für ein Unternehmen?

Magdalena Schneider, Die Buben: Ganz einfach: Man hat etwas zu erzählen, nämlich eine Geschichte und Menschen lieben Geschichten. Man muss nicht darüber nachdenken, was man antworten soll, wenn einem eine Frage gestellt wird. Wer eine gute Geschichte präsentieren kann, wird von Journalisten geliebt. Journalisten sind dankbar für gute und spannende Story, vor allem für die, die sie vorher noch nie gehört haben. So kann es passieren, dass eine Geschichte einen Schneeballeffekt hat und sich auf einmal noch mehr Journalisten auf einen stürzen. Und das alles wegen einer guten Geschichte.

Magdalena Schneider Magdalena Schneider, Gründerin von Die Buben (Foto: Felix Bäcker)

Für-Gründer.de: Das klingt, als hättest du das genau so erlebt. Mit „Stiefkind" hat bei dir alles angefangen. Was ist denn die Geschichte, die hinter dem Apfelsaft steckt?

Magdalena Schneider, Die Buben: Mein Vater Georg Schneider ist Obstbauer. Als er 1974 ein Fortbildungsjahr auf einem Obsthof in Frankreich absolvierte, wurde er auf eine besondere Apfelkreuzung aus Zier- und Essapfel aufmerksam. In den Augen seines französischen Lehrmeisters war diese unbrauchbar, da sie zu sauer und nicht so saftergiebig war. Mein Vater fand die Sorte aber interessant, deswegen schenkte ihm sein französischer Lehrmeister verschiedene Wildlinge. So kamen die roten Äpfel nach Deutschland in die bestehende gelbe Apfelfamilie unseres Hofguts.

Da der rotfleischige Apfel ein „Mitbringsel" in eine neue Apfelfamilie war und weil er ein anderes Elternteil durch seine Kreuzung besitzt, nämlich den Zierapfel, verhält sich der rotfleischige Apfel wie ein „Stiefkind" zu unseren normalen, gelbfleischigen Äpfeln. Wir haben dann das Kind beim Namen genannt – oder sagen wir: Das Stiefkind war geboren.

Stiefkind und der rote Apfel Der Stiefkind Apfel ist eine Kreuzung aus einem Zier- und einem Essapfel. Er ist rot und sauer - eine Besonderheit! (Foto: Stiefkind Apfelsaft)

Für-Gründer.de: Der Name war dann also da, aber wie ist daraus ein ganzes Storytelling-Konzept entstanden?

Magdalena Schneider, Die Buben: Mein Studium Unternehmenskommunikation an der Hochschule der Medien in Stuttgart war sehr projektbezogen und ich durfte glücklicherweise ein Projekt zu meinem Apfelsaft initiieren. Eine Projektgruppe aus zehn Studenten verschiedener Fachbereiche, wie Grafik-Design, Packaging-Design und Unternehmenskommunikation, entwickelte dann über ein Jahr lang, in Zusammenarbeit mit dem Betrieb von meinem Vater, die Strategie für das Produkt.

Für-Gründer.de: Was genau ist das Konzept?

Magdalena Schneider, Die Buben: Aus dem Namen Stiefkind ließen sich alle weiteren strategischen Elemente ableiten. In erster Linie ging es darum, dem Stiefkind ein Gesicht zu geben. Wir entwickelten ein Logo, das einen Apfel und gleichzeitig ein Mädchen mit Bobfrisur darstellt. Aber das Mädchen „schaut" nicht normal, sondern sauer, weil der Apfelsaft sauer schmeckt. Als Hauptfarbe für das Corporate Design wählten wir die Farbe rot, weil das der Farbe des Fruchtfleisches des Apfels entsprach.

Wir vereinten also unsere beiden Alleinstellungsmerkmale, rot und sauer, in einem Logo.

Nun hatten wir einen Namen und ein Gesicht. Aber stellt man sich vor, das Produkt wäre eine Person, was fehlt dann noch? Genau, ein Charakter! Also personalisierten wir den Apfelsaft: Wir definierten für das Stiefkind eine spezielle Tonalität, die zum Namen passt, gestalteten den Produkt-Claim, „...denn süß kann jeder!", und entwickelten alle Kommunikationsmaßnahmen passend zur Produktstrategie.

Für-Gründer.de: Was kannst du anderen Gründern in Sachen Storytelling mit auf den Weg geben?

Magdalena Schneider, Die Buben: Das Storytelling muss schlüssig und in sich stimmig sein. Es gibt nichts Schlimmeres, als vor einem Kunden zu stehen und zu sagen: „Ähm, das weiß ich jetzt auch nicht genau, warum das so ist."

Wichtig ist, eine Geschichte zu erzählen, die bewegt. Man muss Kunden emotionalisieren, aber dabei zugleich authentisch bleiben. Denn das Sprichwort „Lügen haben kurze Beine" gilt beim Storytelling auch.

Stimmt eine Geschichte nicht oder ist sie nicht schlüssig genug, werden das die Kunden merken und dann verlieren sie das Vertrauen in das Unternehmen und das Produkt.

Für-Gründer.de: Nach dem Ende deines Studiums hast du dich dann mit einer PR-Agentur selbstständig gemacht. War für dich immer klar, dass du nach dem Studium noch etwas Eigenes gründen willst?

Magdalena Schneider, Die Buben: Durch Stiefkind hatte ich schon ein Bein in der Selbstständigkeit, der Grundstein war gelegt und die ersten Erfahrungen gesammelt. Allerdings gibt es da einen Haken: Durch die limitierte Menge an Stiefkindern pro Jahr, die es aufgrund der seltenen Sorte gibt, war schnell klar, dass ich meinen Lebensunterhalt damit nicht verdienen kann. Und eine Kommilitonin aus meinem Masterstudium wollte sich auch selbstständig machen nach dem Studium.

Wenn man zu zweit ist, kann man sich gegenseitig stützen. Dann hat man mehr Mut, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Also schlossen wir uns zusammen und gründeten „die Buben", eine Agentur für Bewegtbildkommunikation. Auch wenn die Kommilitonin mittlerweile das Unternehmen verlassen hat, habe ich nicht aufgegeben und bin selbstständig geblieben. Meine Agentur besteht nun seit zwei Jahren und ich bin sehr froh, dass ich den Schritt gegangen bin. Es macht einfach Spaß, das zu tun, was man machen möchte, und sich selbst zu verwirklichen.

Buben Magdalena Schneider Auch „die Buben" spielen mit Storytelling – sogar die Visitenkarten sind in Form von Spielkarten gestaltet (Foto: Die Buben)

Für-Gründer.de: Wie setzt du in deiner Agentur auf Storytelling?

Magdalena Schneider, Die Buben: Auch hier beginnt es wieder beim Namen. Meine Agentur heißt „die Buben". Eigentlich waren wir zwei Frauen. Wenn mich jemand fragt: „Warum heißt denn deine Agentur „die Buben"? Du bist doch ein Mädchen?", dann bin ich sofort mit dem Kunden oder Journalisten im Gespräch und kann erklären, dass das „BUB" in „die BUBen" für Beratung, Umsetzung und Betreuung von Bewegtbildmaßnahmen steht. Natürlich setze ich auch bei meinen Kunden dann immer wieder auf Storytelling – zwei gute Beispiele kann ich hierfür dann ja schon authentisch aufzeigen.

Für-Gründer.de: Magdalena, vielen Dank für das Interview!

Mehr zum Thema Storytelling gibt es auf Für-Gründer.de. Hier erfahren Sie zum Beispiel, was noch alles zur Öffentlichkeitsarbeit zählt, und was man für gute Pressearbeit braucht.

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