Start-up Trends 2014: anfassbare Geschäftsideen

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Neue Technologien wie 3D Drucker und das Aufkommen des Crowdfunding bieten in Zukunft jedermann abseits des Web & App Hypes eine spannende Grundlage für innovative Geschäftsideen. Erste Start-ups aus der sogenannten Maker Bewegung konnten bereits Millionenumsätze verzeichnen.

 

Sie nennen sich Maker - Bastler und Tüftler, die sich in Hackerspaces und FabLabs treffen und dort an mobilen Robotern, ausgefallenen Kunstobjekten und innovativer Heimelektronik arbeiten. In diesen Werkstätten stehen ihnen Produktionsmittel wie 3D Drucker, CNC-Maschinen und Lasercutter zur Verfügung, die sich sonst nur in den Entwicklungsabteilungen großer Unternehmen wiederfinden. Manche Projekte haben von dort heraus bereits ihren Weg in den an Kapital generieren konnte.

Die Demokratisierung der Produktionsmittel

Zugegebenermaßen sind die meisten unter diesen Makern Hobbyisten, doch nehmen es manche unter ihnen deutlich ernster und rufen bereits die nächste industrielle Revolution aus. Selbst US-Präsident Obama sagte in einer Rede zur Lage der amerikanischen Nation im vergangenen Jahr:

Der 3D-Druck hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir fast alles machen, neu zu erfinden. 

So wie das Internet in den vergangenen Jahrzehnten die Softwareindustrie umgekrempelt hat und es jedem mit einem Notebook und Wlan ermöglicht mit wenigen Klicks ein Web Start-up auf die Beine zu stellen, vereinfachen es Technologien wie der 3D Druck Geschäftsideen umzusetzen, die auf physischen Produkten basierenn. Einfache 3D Drucker sind bereits für wenige hundert Euro zu haben und damit quasi für Jedermann erschwinglich. Sachbuchautor und Maker Chris Anderson spricht daher von der Demokratisierung der Produktionsmittel.

Statt Massenfertigung aus China könnten kleine Garagenfabriken die Produktionswelt von morgen beherrschen. Doch auch schon heute können zahlreiche Geschäftsmodelle, die aus der Makerbewegung entstanden sind, nennenswerte Erfolge vorweisen, wie die folgenden Beispiele zeigen sollen.

Die SmartWatch Pebble: eine klassische Garagengründung

Die Smart-Watch Pebble ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine Erfindung aus der Garage die ganze Welt erobern kann. Nach dem Überraschungserfolg auf Kickstarter vor zwei Jahren und mittlerweile 200.000 verkauften Einheiten ließen es sich Elektronikgiganten wie Sony und Samsung nicht nehmen, eigene Konkurrenzprodukte auf den Markt zu bringen. Selbst Apple soll gerüchteweise an einer iWatch arbeiten.

Foto der Smartwatch Pebble Die Smartwatch Pebble zeigt nicht nur die Uhrzeit an, sondern verbindet sich mit dem eigenen Smartphone und kann dadurch Musik, SMS und viele weitere Funktionen fernsteuern. (Quelle getpebble.com)

Doch hinter diesem Triumph steht kein Konzern mit voll ausgestatteter Entwicklungsabteilung, sondern der damals noch unbekannte Ingenieursstudent Eric Migicovsky aus Kanada. Aus seinem Wohnheim heraus entwickelte er die ersten Prototypen seiner Uhr. Möglich war dies nur durch das Aufkommen einfach programmierbarer Standardkomponenten wie dem Adurio Board (siehe Bild), die bereits für ein Taschengeld zu haben sind, sowie der Nähe zu einer FabLab in seiner Nachbarschaft. Ein 3D-Drucker ermöglichte es ihm dort neue Gehäusekonfigurationen und optische Eigenschaften regelmäßig auszuprobieren.

Mit einem Entwicklerboard und einem E-Ink Display das er sich um den Arm klebte testete Migovsky seine Vision einer Smartwatch (Quelle blog.arduino.cc) Mit einem Entwicklerboard und einem E-Ink Display das er sich um den Arm klebte, testete Migicovsky seine Vision einer Smartwatch (Quelle blog.arduino.cc)

Früher mussten Menschen wie Eric Migicovsky noch auf die Unterstützung von gut gewillten Konzernen hoffen und dabei für eine Zahlung von Tantiemen die Rechte an ihrem Produkt abtreten. Ein hardwarebasiertes Start-up zu gründen, war im Vergleich zu Geschäftsmodellen im Internet aufgrund der Fixkosten kaum möglich. Doch Innovationen wie die angesprochenen Prototyping Plattformen, kostengünstige Produktionsmittel durch FabLabs sowie die Finanzierung durch Crowdfunding Plattformen bieten heute Erfindern die Möglichkeit sich aus eigener Kraft heraus selbstständig zu machen.

Pebble ist eines der interessantesten Beispiele für Hardware-Gründungen aus der Garage heraus. Aber auch der Kauf des Heimautomatisierungs-Start-ups Nest durch das Internethaus Google für 3,2 Milliarden Dollar deutet darauf hin, wo die Zukunft hinzeigt.

3D-Drucker eröffnen Nichenmärkte

Dies ist aber nicht der einzige Weg wie Mitglieder der Maker-Bewegung ihre Werkzeuge für innovative Geschäftsideen nutzen. Ein weiterer Trend ist die Mass Cusomization.

The 20th-century mass-production world was about dozens of markets of millions of people. The 21st century is all about millions of markets of dozens of people.  – Joe Kraus

Die neuen Werkzeuge der Maker-Bewegung, allen voran der 3D Drucker ermöglichen kundenspezifische Produkte zu wettbewerbstauglichen Preisen. Individuelle Massenproduktion nennt sich das. Das Prinzip, das Start-ups wie myMüsli oder deinBonbon für Lebensmittel bekannt gemacht haben, könnte in der Zukunft auf viele weitere Produktgruppen umgreifen.

Beim französischen Start-Up 3DPCase können die Kunden für Smartphone Schutzhüllen nach dem eigenen Geschmack Formen ausschneiden, Farben wählen, Gravuren und Strukturen aufbringen. Selbst das eigene Gesichtsprofil kann in die Gestaltung des Smartphones einfließen. Eine Smartphone-App unterstützt die Kunden beim Gestaltungsprozess und überträgt anschließend das virtuelle Modell an den 3D-Drucker von 3DPCase. Der Herstellungsprozess dauert etwa sechs Stunden. Der Kunde kann sich somit wenige Tage später über seine individuelle Schutzhülle im Briefkasten freuen.

3D Druck ermöglicht frei gestaltbare Produkte für die Massen, wie zum Beispiel die Smartphonecaes von 3DPCase 3D Druck ermöglicht frei gestaltbare Produkte für die Massen, wie zum Beispiel die Smartphonecaes von 3DPCase

Doch nicht jeder hat das kreative Talent um ein eigenes Design zu erstellen. Soll es dann nicht nur eine Schutzhülle für das iPhone, sondern ein Ohrring oder eine neue Deko für das Wohnzimmer sein, ist man auf Marktplätzen wie trinckle richtig. Dort bieten professionelle Designer ihre 3D-Modelle an, die gekauft und anschließend von trinckle hergestellt und verschickt werden. Die Materialbandbreite reicht von Gips, über ABS Kunststoff bis hin zu Acrylglas. Der französische Konkurrent sculpteo bietet sogar Ausdrucke aus Silber an.

Und selbst da soll es in Zukunft nicht aufhören. Manch Hersteller plant druckbare Unterwäsche und selbst Fleisch soll in Zukunft Schicht für Schicht aus Zellkulturen im Druckverfahren zusammengesetzt werden. Ob daraus die nächste industrielle Revolution wird, muss sich noch zeigen. Die Maker-Bewegung verspricht aber auf jeden Fall eine angenehme Abwechslung zur aktuellen Flut an Internet Start-ups.

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