Sharing Economy – das Ende des Eigentums?

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Ausleihen statt selbst kaufen. Aus verschiedenen Gründen, sei es der Geldmangel oder die Konsumabneigung, wird immer mehr geteilt: Autos, Wohnungen, Bohrmaschinen. Bald sprach man von der Sharing Economy und ein neuer Wirtschaftszweig wurde geboren. Auch die Start-up-Welt ist bereits mit dem Potenzial des Geschäftsmodells vertraut. Doch was ist die Sharing Economy genau und welche Chancen oder Risiken stecken dahinter? Wir werfen einen näheren Blick auf den sozialen Sektor und erklären, was die Sharing Economy auszeichnet.

 

Wer sich selbstständig machen möchte, hat bestimmt schon viel im Internet danach gestöbert, welche Geschäftsideen es gibt und welche Geschäftsmodelle von Erfolg gekrönt sind. Dabei stößt man sicherlich auch auf das Wortpaar „Sharing Economy", ein neuer Wirtschaftszweig mit viel Potenzial für Start-ups. Bei der Beurteilung der Bedeutung von Sharing Economy ist es generell wichtig, digitale Güter getrennt von physischen Gütern zu betrachten. Darum beleuchtet dieser Beitrag heute nur die Sharing Economy im Hinblick auf teilbare Objekte, wie zum Beispiel ein Auto. Die Möglichkeit der Nutzung digitaler Inhalte über die Cloud wird vorerst außer Acht gelassen.

Unser Internetzeitalter wirft ein neues Licht auf die bisherige klassische Beziehung zwischen Konsumenten und Produzenten. Im Vordergrund, so das Postulat vielerorts, stehe jetzt der sinnstiftende Nutzen. Gegenstände werden nicht mehr einfach nur gekauft und gehortet, sondern müssen langfristig sinnvoll sein. So ist es heutzutage nicht mehr zwingend gegeben, dass man ein Produkt kauft und dauerhaft besitzt, selbst wenn man es nicht kontinuierlich benutzt. Das beste Beispiel hierfür ist wohl der Werkzeugkasten. Gehörte dieser früher in jeden Haushalt, fragt man heute bei Freunden oder sogar Nachbarn nach, ob sie einem den Akkuschrauber ausleihen würden.

Wozu den Hammer kaufen, wenn man bloß wenige Nägel in die Wand schlagen möchte, um ein paar Bilder anzubringen, die dort jahrelang hängen?

Statt Dinge zu kaufen, ist der Zugang über andere, der Weg der Sharing Economy. (Foto: Factscompany) Statt Dinge zu kaufen, ist der Zugang über andere der Weg der Sharing Economy (Bild: Factscompany)

Will man heutzutage kurzfristig ein Auto oder Werkzeug nutzen, ist der Besitz dessen nicht mehr notwendig. Stattdessen ist es möglich, sich bei einer oder mehreren der zahlreichen Sharing-Plattformen anzumelden und das Objekt der Begierde auszuleihen. Das funktioniert, indem man einen Mietpreis zahlt oder selbst einen adäquaten Gegenstand zum Verleih zur Verfügung stellt.

So kann ein Gegenstand, der nicht durchgehend benötigt wird, ohne Leerlaufphasen für andere zugänglich gemacht werden. Dies schafft einen weiteren Wert für den Besitzer und gibt anderen Zugang zu Dingen, die man sich selbst nicht leisten kann oder möchte.

Vor kurzem noch Trend und jetzt schon tief in der Gesellschaft verankert?

Der Trend der Sharing Economy hat vor allem viel mit der jungen Generation zu tun, die immer weniger Sinn in der Anhäufung von Gegenständen sieht. Nicht zwingend notwendige Anschaffungen stellen die moderne Auffassung von Verschwendung von Ressourcen und finanziellen Mitteln dar. Die Konsumenten der aufgeklärten Generation haben einen wachsenden Anspruch auf Nachhaltigkeit und fragen zunehmend nach fair produzierten Gütern.

Eine bezeichnende Entwicklung des Trends sind Plattformen zur Nutzung von Wohnimmobilien, die nur teilweise oder zeitweilig gar nicht genutzt werden. Sie bieten Reisenden aus aller Welt das eigene, weiche Bett an und erhalten im Gegenzug eine Nutzungsgebühr (wie bei Airbnb) oder schließen neue Freundschaften (wie bei Couchsurfing). Die Motivationsgründe dahinter sind vielseitig. Aber ganz ohne eine zentrale Verwaltungsstelle war es dann doch schwierig, zu erkennen, welche Wohn- und Schlafräume frei sind. Und die digitale Branche revolutionierte den effizienten Vorgang der Abstimmung von Angebot und Nachfrage.

Eine Studie des Büros für Zukunftsfragen f/21 sah bereits 2011 die Wichtigkeit der Sharing Economy. Bereits damals wird der Sharing Economy das Potenzial zugeschrieben, den alten Kreislauf aus Produktion, Konsum und Entsorgung zu durchbrechen.

Anstelle von Krediten, Werbung und individuellem Eigentum spielen Reputation, Gemeinschaft und gemeinsamer Zugang zu Gütern und Dienstleistungen tragende Rollen. Um beispielsweise bei der gemeinsamen Nutzung von Wohnimmobilien die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten, sind verifizierte Anmeldungen mit dem Personalausweis unerlässlich. Mit der gegenseitigen Bewertung über Portale können zukünftige Nutzer entscheiden, ob sie das Angebot in Anspruch nehmen wollen oder nicht. Manche Wissenschaftler nennen diese Wendung bereits eine „sozioökonomische Umwälzung".

Was sagen aktuelle Zahlen in der Bevölkerung dazu?

Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zeigt, dass Teilen und Tauschen in Deutschland im Trend liegen.

  • Jeder zweite Deutsche nutzt die Share Economy, Tendenz steigend. In Zukunft wollen sogar schon zwei Drittel der Deutschen Dienstleistungen und Produkte der Sharing Economy nutzen.

Deutschland sieht dem Trend Sharinge Econmy positvi entegegen. Eine Chance für Unternehmer! (Foto: PwC) Deutschland sieht dem Trend Sharing Economy positiv entgegen. Eine Chance für Unternehmer! (Bild: PwC)

In einer Studie der Wirtschaftsprüfergesellschaft Deloitte liegt der Anteil jener Schweizer, die im nächsten Jahr Angebote der Sharing Economy nutzen wollen, sogar bei 55 %. Die Studie lässt weiterhin auch auf das potenzielle Wachstum des Sektors schließen. Rund zwölf Milliarden US-Dollar wurden weltweit in Start-ups aus der Sharing Economy investiert. Das ist fast doppelt so viel an Investitionen, die in soziale Netzwerke gesteckt wurden.

Ist die Sharing Economy wirklich effizient?

Viele Befürworter der Sharing Economy sehen den Vorteil vor allem in der stärkeren Auslastung von Produkten. Der Produktzyklus wird damit effizienter und schafft lange Lagerhaltungen ab. Der Preis der Nutzung eines Gegenstandes unterschreitet den Preis des tatsächlichen Besitzes deutlich. Die Konsequenz aus der günstigen, temporären Nutzung liegt für die Nutzer auf der Hand: Es bleibt mehr Geld im Portemonnaie für andere Dinge.

Nicht weniger Konsum ist die Folge von Sharing Economy – im Grunde wird dadurch insgesamt mehr konsumiert. Hier gilt: Geteilt wird, was man sich allein nicht leisten kann oder möchte.

Das Geschäftsmodell rund um die gemeinsame Nutzung setzt also viel Kapital frei und ermöglicht das Wachstum ganzer Branchen. Viele Geschäftsmodelle haben dabei einen disruptiven Charakter. Die Verdienstmöglichkeiten für Jungunternehmer scheinen grenzenlos. Bei cleverer Nutzung von bereits vorhandenen Gegenständen haben Besitzer die Möglichkeit, durch die vielfache Vermietung eine deutliche Wertsteigerungen zu erreichen. Statt Gegenstände zu verkaufen, werden sie effizient verliehen und damit höhere Gewinne erzielt, als beim Verkauf der Produkte. Alteingesessene Platzhirsche sollten dabei das Potenzial der Sharing Economy nicht verkennen und darauf achten, sich dem neuen Zweig zu öffnen. Ansonsten droht der Verlust von Marktanteilen oder gar die Verdrängung aus dem Markt.

  • Die Linde Material Handling GmbH beispielsweise verkauft Gabelstapler. Doch nicht nur der Verkauf ist Teil des Geschäftsmodells. Die Entscheidung der Unternehmensführung, sie auch zu verleihen, öffnete dem Unternehmen ein neues Geschäftsfeld und damit eine weitere Möglichkeit, Geld zu verdienen.

Auch Für-Gründer.de hat in den vergangenen Monaten mehrfach Geschäftsideen aus der Sharing Economy vorgestellt. Erfolgsstories wie unus mietbarer Elektroroller oder Jaano als Alternative zum beliebten Carsharing von Car2Go oder DriveNow stellen nur wenige von vielen Möglichkeiten dar, um Geld zu verdienen. Aber nicht nur kostenintensive Produkte sind Teil der Sharing Economy. Das Start-up Leihbar macht die Vermietung von Alltagsgegenständen zum Geschäftsmodell. Die effizientere Auslastung der Produktzyklen wird dabei verbessert und Wertsteigerungen realisiert.

Die Sharing Economy bietet eine neue Sparte für Gründer – mit stark wachsender Tendenz. Die Studie von PwC verdeutlicht die Haltung der Deutschen zur Sharing Economy.

  • 73 % stimmen in der oben aufgeführten Studie zu, dass die Gesellschaft vom Gedanken des Teilens profitiert.
  • Weiterhin sagen 71 %, dass das Leben dadurch erschwinglicher wird.

Eine weitere interessante Erkenntnis: Die Sharing Economy wird als Motor für neue Arbeitsplätze und weiteres Wachstum gesehen. Hier sind kreative Köpfe für die Ideen von morgen gefragt!

Wenn Sie sich durch weitere soziale Geschäftsideen stöbern möchten oder mehr über das Thema Social Entrepreneurship im Allgemeinen erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen weitere Artikel hier im Blog oder auf Für-Gründer.de.

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