Mehr studentische Gründer braucht das Land

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Studenten aufgepasst: die Initiative Herausforderung Unternehmertum will junge Menschen dabei unterstützen, Ideen bereits zu Studienzeiten oder kurz danach Realität werden zu lassen. Und zwar nicht nur mit einer Unterstützung in Höhe von 15.000 Euro pro Team, sondern auch mit zahlreichen Workshops und Know-how von Beratern und Coaches aus dem Netzwerk der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Bewerbungsschluss ist der 8. August 2015.

 

Hallo Frau Thamm! Zunächst einmal ganz allgemein: Herausforderung Unternehmertum ist eine gemeinsame Initiative der Heinz Nixdorf Stiftung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw). Wie entstand diese Partnerschaft und die Idee von Herausforderung Unternehmertum?

Betina-Ulrike Thamm, Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Eine lebendige Unternehmerkultur ist für uns alle wichtig: Arbeitsplätze, gesunder Wettbewerb, Fortschritt – das alles sind Faktoren, die eine erfolgreiche Volkswirtschaft definieren.

Gleichzeitig müssen Unternehmer sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein. Seit 2005 unterstützen wir gemeinsam mit der Heinz Nixdorf Stiftung Studierende dabei, sich als Entrepreneure zu begreifen, unternehmerische Qualifikationen und Kompetenzen zu erwerben und diese während des Studiums oder danach bei der Entwicklung eigener Gründungsideen anzuwenden.

Betina-Ulrike Thamm Betina-Ulrike Thamm, Referentin Kommunikation der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw)
(Foto: Stiftung der Deutschen Wirtschaft)

„Herausforderung Unternehmertum" – der Name impliziert es bereits: Ein Unternehmen gründen und auch Unternehmer sein ist eine Herausforderung. Wie unterstützt Ihr Programm motivierte Gründer dabei?

Betina-Ulrike Thamm, Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Junge Menschen haben oft tolle, kreative Ideen – seien es profitorientierte Geschäftsmodelle oder auch Nonprofit-Konzepte, um sozialen oder ökologischen Fragestellungen mit unternehmerischer Haltung zu begegnen. Viele sind dann aber erstmal mit dem Uniabschluss und dem Start ins Berufsleben beschäftigt oder wissen vielleicht auch nicht so genau, wie man die eigene Idee unternehmerisch umsetzen kann. Hier setzt Herausforderung Unternehmertum an. Wir ermöglichen gründungsinteressierten jungen Leuten bereits während des Studiums, unternehmerisch tätig zu sein, innovative Ideen zu entwickeln, nachhaltig zu wirtschaften und gesellschaftlich wirksam zu sein.

Wie läuft das Projekt „Herausforderung Unternehmertum" genau ab?

Betina-Ulrike Thamm, Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Jedes Jahr im Frühjahr startet unsere Bewerbungsphase, im Herbst – dieses Jahr am 11. September im Rahmen unseres Gründerkongresses – laden wir eine Vorauswahl von bis zu 12 Teams nach Berlin zum Pitch ein. Unsere Jury wählt dann die spannendsten Konzepte für die einjährige Förderung aus. Unsere Teilnehmer arbeiten in interdisziplinären Teams an ihren Businessideen:

Je mehr unterschiedliche Talente und Qualifikationen beteiligt sind, umso höher ist die Erfolgsquote eines Start-ups.

Uns geht es aber in erster Linie darum, den Unternehmergeist junger Menschen bereits früh auf ihrem Bildungsweg zu stärken: Unabhängig davon, ob am Ende des Förderjahres dann tatsächlich die Gründung erfolgt, liegt unser Hauptaugenmerk auf der Vermittlung von unternehmerischer Praxiserfahrung und gründungsspezifischer Qualifizierung.

Die ausgewählten Teilnehmer nehmen später dann an einem Qualifizierungsprogramm teil – was genau beinhaltet das?

Betina-Ulrike Thamm, Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Unsere Teams werden ein ganzes Jahr lang bei der Entwicklung ihrer Ideen unterstützt. Dazu gehört nicht nur die finanzielle Unterstützung – es gibt bis zu 15.000 € pro Team – sondern vor allem auch ein umfassendes Qualifizierungsprogramm, das den Teilnehmern unternehmerisches Know-how vermittelt: Viele haben zum Beispiel noch nie einen Finanzplan erstellt, sind noch nie mit Pressearbeit und Marketingmaßnahmen in Berührung gekommen oder haben keine Erfahrung im Aufspüren von Investoren oder Führen eines Teams. In unterschiedlichen Workshops und Seminaren können die Teilnehmer daher wichtige unternehmerische Schlüsselqualifikationen erwerben. Als Berater und Coaches stehen ihnen dabei erfahrene Experten aus dem Netzwerk der Stiftung der Deutschen Wirtschaft zur Seite.

An wen richtet sich die Ausschreibung und welche Grundvoraussetzungen müssen Bewerber mitbringen?

Betina-Ulrike Thamm, Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Als wir 2005 gestartet sind, richtete sich Herausforderung Unternehmertum vor allem an gründungsinteressierte Stipendiaten unseres Studienförderwerks Klaus Murmann. Inzwischen können sich auch externe Studierende aus ganz Deutschland für eine Teilnahme bewerben.

Bereits zum zehnten Mal startet Herausforderung Unternehmertum in diesem Jahr. Wenn Sie zurückblicken: Was hat sich in der deutschen Gründerlandschaft – insbesondere mit Blick auf Social Entrepreneurship – verändert?

Betina-Ulrike Thamm, Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Eine Menge! Social Return on Investment, Corporate Social Responsibility, Social Impact Business – die Bezeichnungen machen deutlich:

Obwohl verantwortungsvolles Unternehmertum in Deutschland und andernorts eine lange Tradition hat, wird die soziale Komponente des wirtschaftlichen Handelns immer mehr zum strategischen Bestandteil der Unternehmensführung.

Und umgekehrt: Managementkonzepte aus der Wirtschaft und betriebswirtschaftliche Instrumentarien finden zunehmend auch Anwendung im sozialen Sektor. Insbesondere bei Sozialunternehmen, die gesellschaftliche Anliegen verfolgen, zugleich aber nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiten, ordnet sich das Gefüge zwischen For- und Nonprofit neu.

Welches war die erste große Erfolgsgeschichte eines Unternehmens, das von Teilnehmern der Initiative Herausforderung Unternehmertum gegründet wurde?

Betina-Ulrike Thamm, Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Da gibt es vermutlich nicht nur die eine! Es gibt eine ganze Reihe von Start-ups bzw. Unternehmungen, die weit über die Förderzeit hinaus noch erfolgreich aktiv und am Markt sind. Anlässlich unseres zehnjährigen Jubiläums haben wir dieses Frühjahr eine Broschüre herausgegeben, die verschiedene Köpfe und Start-ups aus dem Netzwerk von Herausforderung Unternehmertum porträtiert. Für uns die schönste Erfolgsgeschichte: Zu sehen, dass der Funke übergesprungen ist, und viele unserer Stipendiaten und Alumni unterschiedlichen Stellen ihres Werdegangs ihrem Gründer- und Unternehmergeist folgen.

Bis zum 8. August können sich Interessierte noch bewerben. Was sind Ihre drei Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung?

Betina-Ulrike Thamm, Stiftung der Deutschen Wirtschaft: Wichtige Kriterien bei der Auswahl der Konzepte sind zum Beispiel die interdisziplinäre Zusammensetzung des Teams, die Schlüssigkeit und Machbarkeit des Konzepts sowie der Kreativfaktor. Wichtig ist auch, dass sich die Bewerber noch in der Vorgründungsphase befinden, wir können leider keine Projekte fördern, die bereits die Geschäftstätigkeit aufgenommen haben. Wir freuen uns immer über viele spannende Konzepte!

Vielen Dank, Frau Thamm, für dieses Interview!

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Beispiele für Geschäftsideen aus dem Bereich Social Entrepreneurship finden Sie auf Für-Gründer.de. Wer sich für Studiengänge interessiert, die Gründer ausbilden, kann hier weiterlesen.

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