In der Unordnung anderer eine Geschäftsidee finden

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Das Nervigste am Aufräumen ist, dass die Unordnung gerne schnell wiederkehrt. Aber vielen Menschen mangelt es nicht nur an Zeit, sondern auch an einem System, um das Chaos zu Hause und im Büro auf Dauer zu verbannen. Vorhang auf für Ordnungsberaterinnen, wie Karin Delsing von Ordnungsliebe oder Marie Kondo aus Japan, die ihren Putzfimmel zu barer Münze machen.

 

Bestseller-Autor: Es muss nicht immer ein Krimi sein

Im zarten Alter von sieben Jahren fiel Marie Kondo das erste Mal eine Wohnzeitschrift ihrer Mutter in die Hände. Sie konnte kaum noch lesen, aber die schönen Bilder von tadellos ordentlichen Wohnungen wie im Hotel hatten sie in ihren Bann gezogen. Sie begann damit, ihr eigenes Zimmer aufzuräumen und stürzte sich später wie im Ordnungswahn auf die ihrer Geschwister und Eltern. Über die Jahre merkte sie, dass die Unordnung trotzdem immer wieder kam. Sie ersann ein eigenes System, das dauerhafte Resultate liefern sollte, und machte sich nach dem Schulabschluss als Ordnungsberaterin selbstständig. Ihre Erfahrung hielt sie in einem Buch fest, welches in Japan und weltweit zum Millionenbestseller wurde.

Wer möchte nicht wie bei Schöner Wohnen leben. Wer hätte nicht gern so ein schön aufgeräumtes Zuhause wie aus einer Wohnzeitschrift?

Ihr Versprechen ist verlockend: Wer sich an ihr System hält, müsse nie wieder aufräumen. Es besteht aus zwei Schritten:

Erstens, man muss in einem großen Hauruckverfahren alle Dinge aus den Regalen holen und entscheiden, ob man diese noch braucht.

An dieser Stelle merken selbst bestimmt viele Frauen, die sonst gerne von sich sagen, nichts zum Anziehen zu haben, wie viel sie doch besitzen. Bei einigen Dingen wird man sich denken, das könnte man noch irgendwann gebrauchen. „Doch irgendwann kommt nie", schreibt die Ordnungsberaterin Kondo in ihrem Buch. Der durchschnittliche Bürger im Westen kann ihrer Erfahrung nach etwa 70 Prozent seiner Dinge aussortieren.

Der zweite Schritt besteht darin, den übrig gebliebenen Sachen einen festen Ort zuzuweisen. Nach dem Gebrauch kommt jeder Gegenstand genau an diesen Platz zurück. Das heißt konkret, wenn Sie nach Hause kommen, hängen Sie den Schlüssel ans Schlüsselbrett und legen ihn nicht auf den Küchentisch. Das Sakko oder Hemd wird nicht aufs Sofa geworfen, sondern auf einen Bügel gehängt. So bleibt die Unordnung fern.

Klingt simpel. Doch die meisten Menschen tun sich schwer mit der Umsetzung. Häufig steht nämlich Sentimentalität im Weg. Für Kondo ist Aufräumen daher auch Vergangenheitsbewältigung. Sie begleitet ihre Kunden während ihrer Seminare oder Hausbesuche und hilft dabei, alte Zöpfe abzuschneiden. Zwischendurch verrät sie auch den ein oder anderen Geheimtipp.

T-Shirts beispielsweise soll man stehend in die Schubladen einordnen. Es entstehen weniger Falten und man muss nicht einen ganzen Stapel herausnehmen.

Stehend lasse sich T-Shirts leichter finden und knittern weniger. Geheimtipp: Stehend lassen sich T-Shirts leichter finden und knittern weniger

Geschäftsidee sauber angezettelt

Karin Dolsing ist wohl von einem ganz ähnlichen Menschenschlag wie Marie Kundo. Zumindest kann man das ihrer Firma entnehmen: OrdnungsLiebe. Ihre Geschäftsidee kam ihr während ihrer Zeit als Buchhalterin. Häufig entleerten Kunden regelmäßig Plastiktüten und Kartons voll mit ungeordneten Zetteln auf ihrem Tisch.

Sie schlägt also Kapital aus der zumeist schwach ausgeprägten Fähigkeit vieler Menschen zur Selbstorganisation. Ordnung heißt für sie, keine Zeit für das Suchen zu verschwenden - ein großes Problem in deutschen Büros. Studien ergaben, dass Mitarbeiter europäischer Unternehmen im Schnitt 67 Minuten täglich für die Informationssuche aufbringen müssen. Übertragen auf Selbstständige bedeutet dies, dass sie sich in dieser Zeit nicht auf ihre Kerntätigkeit fokussieren.

Delsings Kunden sind meistens Selbstständige, die im Eifer des Gefechts „unwichtige" Dinge wie Rechnungen oder Mahnungen ungeöffnet zur Seite geschoben haben und nun mit dem Chaos nicht mehr zurecht kommen. Sie sortiert die Unterlagen, richtet ein auf den Kunden abgestimmtes Ablagesystem ein, kümmert sich um den Briefverkehr und bereitet die Belege für den Steuerberater vor. Nicht selten entdeckt sie dabei alte Forderungen oder unberechtigte Abbuchungen. Ihr Stundensatz liegt bei 30 Euro. Wer sich diesen Service leistet, kauft sich nicht nur mehr Freizeit, sondern auch Durchblick. Lesen Sie mehr zum Thema „saubere" Geschäftsideen auf Für-Gründer.de:

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