Franchising: Kriterien für eine gute Partnerschaft

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Die Übernahme einer bestehenden Geschäftsidee will gut durchdacht und geplant sein. Beim Franchising geht es darum, dass sich Franchisegeber und Franchisenehmer aufeinander abstimmen und ähnliche Vorstellung von der gemeinsamen Partnerschaft haben. Hierzu haben wir mit Waltraud Martius gesprochen, die als Beraterin für Franchisenehmer und -geber tätig ist.

 

 

Für-Gründer.de: Hallo Frau Martius, Sie beraten professionell Franchise-Unternehmen. Inwiefern sollten sich Franchisegeber betreuen lassen?

Waltraud Martius von SYNCON: Im Franchising geht es darum, erfolgreiche Geschäfts- bzw. Betriebsmodelle zu multiplizieren. Dabei ist die Außensicht des Beraters bzw. der Beraterin ein entscheidendes Kriterium. In der Regel weiß der Franchisegeber genau, wie sein Betriebstyp funktioniert. Dieses Wissen für andere verständlich und replizierbar zu machen, ist jedoch eine völlig neue Herausforderung.

Der Frage, wie es denn nun wirklich im Alltag aussieht, wie Prozesse ablaufen, wie Kunden gewonnen werden, wie das Marketing funktioniert und letztendlich, wie die Dienstleistung bzw. die erzeugten Produkte tatsächlich ihren speziellen Wert erhalten, braucht einen Blick von außen. Berater, die sich auf diese Frage spezialisiert haben, wissen, wo die Fallstricke liegen und wo der Hebel angesetzt werden muss.

Waltraud Martius ist seit 25 Jahren Expertin im Gebiet des Franchisings und berät (potenzielle) Franchise-Geber wie -Nehmer. Waltraud Martius berät seit 25 Jahren Franchisegeber und -nehmer

Für-Gründer.de: Was fasziniert Sie am Franchising?

Waltraud Martius von SYNCON: Von Anfang an war es die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Selbstständigen. Nicht anordnen, sondern gemeinsam agieren, arbeiten und gestalten sind die Erfolgsfaktoren und die Besonderheit im Franchising. So entsteht langfristiger, wirtschaftlicher Erfolg – der einzige wirklich entscheidende Faktor. Und natürlich auch die Basis einer Partnerschaft: Der wertschätzende Umgang miteinander. Erfolgreiches zu multiplizieren und damit noch erfolgreicher zu machen, faszinierte mich schon zu Beginn meiner Beratertätigkeit.

Für-Gründer.de: Was zeichnet ein gutes Franchisekonzept in Ihren Augen aus?

Waltraud Martius von SYNCON: Dienstleistungen und Produkte sind heute fast immer vergleichbar, nicht jedoch die Qualität der Rahmenbedingungen. Das macht letztendlich den Erfolg des Franchisings aus - eben die Synergien, die geschaffen und zur Verfügung gestellt werden.

Natürlich gehört auch die permanente Weiterentwicklung dazu, denn Franchisenehmer brauchen in der Anfangsphase eine andere Unterstützung als nach einigen Jahren oder dann, wenn für den Betrieb eine Nachfolge gesucht wird.

Für-Gründer.de: Und welche Geschäftsmodelle eignen sich aus Ihrer Sicht nicht für ein Franchising?

Waltraud Martius von SYNCON:

Prinzipiell behaupte ich, dass jedes Geschäftsmodell geeignet ist, solange die Kriterien erfüllt werden können.

Für-Gründer.de: Was sind die häufigsten Problemstellungen, die Franchise-Unternehmen klären wollen?

Waltraud Martius von SYNCON: Es sind selten einzelne Probleme, die zu lösen sind. Oft stehen aber bestimmte Fragen am Anfang eines Beratungsprojektes. Etwa die Frage: Ist mein Geschäftsmodell franchise-fähig? Auch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit steht natürlich am Anfang der Entwicklung eines Franchisesystems.

  • Wie hoch werden die Entwicklungskosten sein und wie viele Franchisenehmer braucht das System, damit es sich rechnet?
  • Und dann natürlich: wie findet der Franchisegeber seine Franchisenehmer?

Für-Gründer.de: Manchmal läuft nicht alles glatt zwischen Franchisegeber und -nehmer, wie man es aktuell bei einer großen Fastfood-Kette beobachten kann. Welche Möglichkeiten gibt es, um Probleme zu schlichten bzw. vorzeitig zu erkennen?

Waltraud Martius von SYNCON: Wir sprechen ja oft von der wichtigen Rolle des laufenden Controllings im Franchising. Seltener investieren Franchisesysteme in das Controlling der Partnerschaft. Probleme müssen früh erkannt und konsequent korrigiert werden.

Solang es knistert, kann man gegensteuern. Wenn es einmal richtig kracht, wird es schwierig.

Sinnvoll ist es zu evaluieren, wie sich die Beteiligten selbst sehen, ihre Rolle im System einschätzen und die gegenseitige Zufriedenheit bewerten. Das bedeutet, dass sich auch der Franchisegeber diesen Fragen stellen sollte.

Auch der Deutsche Franchise-Verband ist ein geeignetes Instrument, um regelmäßig die Qualität des Systems zu überprüfen. Manchmal warten Franchisegeber zu lange, bis sie Konsequenzen ziehen, die aber im Sinne der Qualitätssicherung für alle Franchisenehmer rechtzeitig gezogen werden müssen.

Für-Gründer.de: Für wen eignet sich die Übernahme eines Franchisekonzepts besonders gut und wer sollte die Finger davon lassen?

Waltraud Martius von SYNCON: Wir arbeiten gerade an einem Projekt, in dem wir uns genau diese Frage stellen und sie auch wissenschaftlich untersuchen. Ohne diesen Ergebnissen vorgreifen zu wollen: Besonders wichtig sind die vermeintlichen Softfaktoren wie Teamfähigkeit, Konsequenz und die Bereitschaft Know-how anzunehmen und vor allem zu erkennen, dass das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss. Dann wird man seine Tätigkeit auch als Selbstständigkeit wahrnehmen und gleichzeitig ein Geschäftskonzept systemkonform umsetzen. Das ist der größte Erfolgsfaktor für Franchisenehmer.

Unternehmer, die permanent das Rad neu erfinden wollen und das Einzelkämpfertum vorziehen, sind sicherlich in einem Franchisesystem nicht gut aufgehoben.

Für-Gründer.de: Worauf sollten Franchisenehmer bei der Wahl eines passenden Franchisegebers besonders achten - und anders herum?

 

Waltraud Martius von SYNCON: Hier verweise ich auf die Unterlagen bzw. die Webseiten der Franchise-Verbände. Dort sind die wichtigsten Kriterien gut dokumentiert, die man beachten sollte, bevor man sich entscheidet. Ich betone an dieser Stelle noch einmal das Bauchgefühl. Das muss neben den Hardfacts, dem professionellen Rekrutierungsprozess oder der Branche stimmen.

Das System muss erprobt sein und der Franchisegeber muss die Vorgaben der vorvertraglichen Aufklärungspflicht erfüllen. Transparenz und Information sind dabei die richtigen Stichworte. Und auch der potenzielle Franchisenehmer muss die Aufklärungspflicht erfüllen und seinem zukünftigen Franchisegeber alle relevanten Informationen offenlegen.

Für-Gründer.de: Zum Abschluss eine allgemeine Frage: Welche Trends und Branchenentwicklungen sehen Sie für die Franchisewirtschaft in den kommenden Jahren?

Waltraud Martius von SYNCON: Franchising wird weiter wachsen. Unter anderem auch deshalb, weil Franchising flexibel auf neue Trends regieren kann. Durch flache Hierarchien sind Franchisesysteme besser in der Lage, schneller auf neue Herausforderungen zu reagieren. Aber auch die Betrachtung weiterer Megatrends unter den Gesichtspunkten des Franchisings machen Mut und Lust auf die Zukunft.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Interview.

Auf Für-Gründer.de finden Sie darüber hinaus weitere Informationen über das Thema Franchising sowie Antworten auf die Frage, wie man Franchisenehmer werden kann. 

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