Meistgelesene Expertentipps rund um die Finanzierung

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Welche Themen standen für Gründer und Jungunternehmer in den letzten Monaten besonders im Fokus? Ein Blick auf die meistgelesenen Interviews mit Gründungsexperten verrät, dass Beiträge rund um die Finanzierung besonders beliebt waren: wie u.a. rechtliche Fallstricke der Schwarmfinanzierung, der erfolgreiche Kreditantrag, Förderprogramme für Gründer, der ideale Finanzplan sowie die Wahl der passenden Finanzierungsstrategie.

 

Kaum zu glauben, wie schnell das Jahr verstreicht. Zur Jahresmitte werfen wir einen Blick zurück und stellen Ihnen die beliebtesten Themen der letzten Monate rund um die Finanzierung der Existenzgründung vor.

Crowdfunding und Crowdinvesting

Wirtschaftsjurist und Unternehmensberater Nico Reisener von der Berliner Kanzlei Kollmorgen & Girrbach sprach mit uns über rechtliche und steuerliche Fallstricke bei Crowdfunding und Crowdinvesting. Er stellte fest, dass es immer noch keine gültige Rechtsprechung zu allen Punkten gibt. Das Thema Crowdfinanzierung erlange aber zunehmende Relevanz. Somit rücken auch immer mehr rechtliche als auch steuerliche Fragen im Hinblick auf die Schwarmfinanzierung deutlich in den Fokus.

Wenn Gründer sich für eine Finanzierung per Finanzierung per Crowdfunding entscheiden, müssen sie bestimmte Informationspflichten und Haftungssituationen berücksichtigen. Die steuerliche Betrachtungsweise konzentriere sich vor allem auf umsatzsteuerliche Belange und die Frage, ob es sich bei den Zuwendungen aus dem Crowdfunding um steuerliche Betriebseinnahmen handelt.

Nico Reisener von Kollmorgen & Girrbach Nico Reisener ist Wirtschaftsjurist und Unternehmensberater bei Kollmorgen & Girrbach

Insbesondere die Art des Beteiligungsmodells beim Crowdinvesting stellt Projektstarter vor die wichtige Frage, welchen Pflichten sie jeweils unterliegen. Reisener erklärt den Unterschied zwischen stiller Beteiligung und partiarischem Darlehen:

Handelt es sich um Genussrechte und stille Beteiligungen, wird den Anlegern kein Mitbestimmungsrecht eingeräumt. Dabei ist natürlich die monetäre Grenze von 100.000 Euro zu beachten, ab dieser wird ein Emissionsprospekt erforderlich. Werden die Verträge als ein partiarisches Darlehen ausgestaltet, somit als Nachrangdarlehen, können diese prospektfrei angeboten werden.

Das Problem liege hier in der Abgrenzung zur stillen Beteiligung. Bei einer Auslegung als stille Beteiligung könnte es zu einer Haftung des Start-ups wegen des Fehlens eines Prospektes kommen.
 Reisener empfiehlt, dass der Vertragserstellung eine besondere Beachtung geschenkt wird.

 

Kreditantrag: darauf sollten Gründer achten!

Die GRENKE Bank hat sich auf die Finanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen spezialisiert. Innerhalb der Gruppe erweitert die Bank das Refinanzierungsportfolio und verfolgt zudem einen neuartigen Ansatz bei der Vermittlung von Förderkrediten für Existenzgründungen bis 100.000 Euro.

Andreas Schulz, Vorstandsmitglied von der GRENKE Bank, führte im Interview aus, was Gründer tun können, um ihre Chance auf eine Bewilligung des Kreditantrags zu erhöhen. Die drei Grundvoraussetzungen für einen Gründerkredit von der GRENKE Bank beziehen sich auf die fachliche und kaufmännische Eignung sowie auf die finanzielle Vergangenheit. Angehende Unternehmer sollten Branchenerfahrungen aus dem Haupt- oder Nebenberuf sowie private Qualifikationen und Weiterbildungen vorweisen können. Darüber hinaus sind kaufmännische Kenntnisse von Vorteil, um die Arbeit eines begleitenden Buchhalters oder Steuerberaters beurteilen zu können. Letztendlich ist auch die finanzielle Vergangenheit, ohne vertragswidriges Verhalten, ein Schlüsselfaktor.

Silke Klapdor und Andreas Schulz Silke Klapdor und Andreas Schulz von der GRENKE Bank

Neben dem Kreditantrag gilt es natürlich, mit einem schlüssigen Businesskonzept zu punkten. Klar und verständlich sollte auf die folgenden Punkte eingegangen werden, wie Vertriebsleiterin Silke Klapdor erklärt:

  • Womit möchte der Gründer Geld verdienen und wie entstand die Idee dazu?
  • Welche Qualifikationen  – persönlicher und fachlicher Natur – bringt er ein?
  • Wie sollen Kunden gewonnen werden?
  • Welche Zielgruppen sollen angesprochen werden und welchen Umsatz sollen diese in welchem Zeitraum einbringen?
  • Welchen Kundennutzen hat das Produkt/die Dienstleistung?
  • Welche Unterscheidungsmerkmale zum Wettbewerb sind vorhanden?
  • Wie wurde das Produkt/die Dienstleistung genau kalkuliert?
  • Wie erfolgte die Herleitung der Verkaufs-/Umsatzzahlen?

Fördermöglichkeiten für Gründer

Felix Thönnessen gründete die Unternehmensberatung thoennessenpartner und berät mit seinem Team Gründer in Düsseldorf und ganz Nordrhein-Westfalen. Die Förderung vor Ort bestehe laut Thönnessen zwar aus guten Förderprogrammen, jedoch habe nicht jeder Gründer Anspruch darauf. Was das Land im Hinblick auf Förderkredite bereit halte, seien der Gründerkredit in Höhe von bis zu 10 Mio. Euro mit vergünstigten Konditionen, niedrigem Zinssatz und gegebenenfalls mehreren tilgungsfreien Jahren von der NRW Bank. Kleinstunternehmen könnten vom Mikrodarlehen der selben Bank profitieren. Mit einem halben Jahr Tilgungsfreiheit könnten bis zu 25.000 Euro beantragt werden. Für Hightech-Gründungen ist laut Thönnessen der Seed Fonds die beste Lösung.

Auch im Hinblick auf Sicherheiten haben Gründer in NRW einige Möglichkeiten. Mit einer Bürgschaft der Bürgschaftsbank NRW könnten Darlehen für angehende Selbstständige sogar noch weiter verbilligt werden. Hier bürgt die Bank für den Kreditnehmer im Rahmen einer Ausfallbürgschaft mit bis zu 100 % und versichert die Selbstständigkeit. Laut einer Meldung der Bürgschaftsbank wurden bereits 11 % mehr Gründungen unterstützt, um dem negativen Gründungstrend entgegen zu wirken. Für innovative Start-ups gibt es sogar einen Zuschuss von 7.500 Euro für die Teilnahme an einer Gründermesse.

Felix Thoenessen Felix Thönnessen von thoennessenpartner

Eine ganz besondere Förderung in Nordrhein-Westfalen richte sich an Start-ups, die im Bereich der Elektromobilität tätig sind. Thönnessen erklärt, worauf es ankommt:

Es gibt ein Förderprogramm der NRW Bank, mit dem Darlehen von bis zu 5 Millionen Euro beantragt werden können. Sollte ein Start-up sich also mit den Themen Fahrzeugtechnik, Batterietechnik, Ladestationen oder ähnlichem beschäftigen, sollte es sich unbedingt bei der Hausbank ausführlich darüber informieren.

Den perfekten Finanzplan erstellen

 

Für Banken und Investoren ist vor allem ein wasserdichter Finanzplan oft ausschlaggebend. Mit Dirk Gostomski von Financial Modelling Videos (FiMoVi) sprachen wir über den Finanzplan und Wege, damit Banken und Investoren zu überzeugen. Für Gostomski zeichnet sich ein guter Finanzplan aus durch:

  • 1. Vollständigkeit,
  • 2. Nachvollziehbarkeit und Transparenz sowie
  • 3. höchstmögliche Flexibilität.

Vollständigkeit beziehe sich hierbei nicht nur auf die Berücksichtigung aller Erlös- und Kostenarten, sondern auch auf die korrekte Planung von Investitionen und Abschreibungen verschiedener Finanzierungsquellen oder die Darstellung und Berechnung von Mittelverwendung und wichtigen Kennzahlen.

Dirk Gostomski Unternehmensberater Dirk Gostomski

Die Attribute Nachvollziehbarkeit und Transparenz seien auf die Orientierung im Finanzplan und die Vermeidung versteckter Berechnungen bezogen. Und flexibel sei ein Finanzplan dann, wenn man beliebige Annahmen ändern könne und sich das gesamte Zahlenwerk automatisch aktualisiert. Wichtig sei dies bei z.B. zeitlichen Verzögerungen. Zur Präsentation der Zahlen vor Banken und Investoren erzählt Gostomski:

Neben diesen drei Aspekten achten Banken und Investoren vor allem auch auf eine ansprechende und übersichtliche Präsentation der wesentlichen Modellergebnisse. Statt unübersichtlicher Zahlenfriedhöfe helfen hier ein bis zwei klar strukturierte Übersichtsseiten, welche die wesentlichen Informationen auf Jahresbasis zusammenfassen.Die richtige Finanzierungsstrategie wählen

Je nach Entwicklungsphase kommen unterschiedliche Finanzierungsformen infrage, denn nicht alle Investoren unterstützen Start-ups in allen Unternehmensphasen. In der Frühphase gehören Inkubatoren bzw. Acceleratoren oder Company Builder zu den ersten Ansprechpartnern. Venture Capital-Geber sind auf die Wachstumsfinanzierung spezialisiert. Business Angels unterstützen Start-ups, die bereits über ein „Proof of Concept" verfügen. Bei der Schwarmfinanzierung ist es vor allem wichtig, dass die Idee überzeugend präsentiert wird.

Mit einem Inkubator, Accelerator oder Company Builder wird die Geschäftsidee gemeinsam entwickelt und schnell umgesetzt. Das heißt, dass Start-ups nicht ganz unabhängig sind. Das kann Vorteile für Gründer haben, die einen starken Partner suchen. Hingegen für Start-ups, die unternehmerische Freiheit wollen, bietet sich eher eine Venture Capital- bzw. Crowdinvesting-Strategie an. Das Fazit zur richtigen Finanzierung steht demnach in Abhängigkeit zum Kapitalbedarf:

Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage nach der „besten" Finanzierungsstrategie für Start-ups gibt es nicht. Entscheidend ist, inwieweit sich der Finanzierungspartner ins Unternehmen einbringen soll bzw. darf, ob bereits ein „Proof of Concept" besteht und wie hoch der Kapitalbedarf ausfällt.

Jens Schleuniger
Jens Schleuniger von Für-Gründer.de zum Thema Finanzierungsstrategien für Start-ups

Besonders in der Gründungsphase kann eine unbedachte Strategie dazu führen, dass Gründer nur unzureichend vom Erfolg profitieren, schnell eine Anschluss-Finanzierung planen müssen oder die Gründung langsamer vorankommt, als ursprünglich geplant.

Es bietet sich daher an, relativ früh einen erfahrenen Berater ins Boot zu holen, der bei der Wahl des Finanzierungspartners die relevanten Aspekte auslotet und mit dem Start-up eine Strategie ausarbeitet, um das „bestmögliche" Resultat zu erzielen.

  • Ob Gründercoach, Designer oder Steuerberater – Jungunternehmer sollten auf das Wissen von Experten vertrauen. Mit unserem Gründerpilot finden Sie für jede Frage im Gründungsprozess die passende Unterstützung.
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