Ein guter Chef sein: Damit können Gründer punkten

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Wenn man sich über die Arbeit unterhält, spricht man zwangsläufig auch über seine Vorgesetzten - und damit über Sie, den Gründer. Im besten Fall geht Ihr Name mit Lob einher, im schlimmsten Fall gibt es noch viel für Sie zu tun. Damit Ihre Mitarbeiter nichts an Ihnen auszusetzen haben, sollten Sie sich unsere Tipps zu Herzen nehmen. Sollte es dennoch mal eine Uneinigkeit geben, bedeutet das nicht gleich dicke Luft. Vielmehr können Gründer auch hier beweisen, dass sie es besser machen können, als einst ihr eigener Chef.

 

Viele Existenzgründer waren vor ihrem Schritt in die Selbstständigkeit selbst einmal Angestellte in einem Unternehmen. Somit weiß auch fast jeder Gründer, der heute im Chefsessel sitzt, wie es damals war, angestellt zu sein und von einem Vorgesetzten „geführt" zu werden. Jetzt wo man auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzt, kann man auf die eigenen Erfahrungen aus der Zeit als Mitarbeiter zurückgreifen und sich fragen, ob man damals mit dem Chef zufrieden war. Lief vielleicht nicht alles immer so, wie man es sich gewünscht hätte und so sollte man vor allem die negativen Erinnerungen abrufen und überlegen, wie man es besser machen könnte.

Einige Gründer hatten früher vielleicht das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Dann sollten sie ihre Mitarbeiter selbst mehr in Entscheidungsprozesse einbeziehen. Anderen Jungunternehmern fehlte früher möglicherweise der Teamzusammenhalt. Sie sollten daher gezielte Maßnahmen zum Teambuilding ergreifen, wenn sie selbst gerade merken, dass Teamgeist fehlt. Vielleicht haben sich einige Existenzgründer auch selbstständig gemacht, weil sie mehr Flexibilität brauchten. Diese sollten dann am besten wissen, wie wichtig flexible Arbeitszeitmodelle für einige Mitarbeiter sein können.

Auch das regelmäßige Mitarbeitergespräch ist jetzt eine Aufgabe des Gründers, die er früher von der anderen Seite des Dialogs wahrgenommen hat. Für ihn gehören jetzt sogar die Mitarbeiterbewertung und Verhandlungen über Gehälter auf die Agenda. Also was gehört alles dazu, um ein guter Chef zu sein und Mitarbeiter zu motivieren?

Business Was für ein Chef wollen Sie sein? (Foto: Ben Rosett via Unsplash)

#1 Verstehen, was Mitarbeiter wollen

Motivierte Mitarbeiter denken mit und haben stets das Wohl des Unternehmens im Sinn. Sie lächeln, haben immer wieder neue Ideen, sind sogar bereit, Überstunden zu leisten, falls nötig, und sprechen auch außerhalb der Arbeit positiv über ihren Arbeitgeber. Schon aus dieser Beschreibung wird deutlich, wie wichtig motivierte Mitarbeiter für ein Unternehmen sind - vor allem dann, wenn es sich in der Start-up-Phase befindet.

Motivieren lassen sich Angestellte über viele verschiedene Anreize. Allerdings ist nicht jeder Mensch an den gleichen Dingen interessiert, wie die anderen. Ein Chef muss als herausfinden, was sich die Mitarbeiter wünschen. Da gibt es beispielsweise die finanzielle Erfolgsbeteiligung, diverse Rabatte und Gutscheine oder die Möglichkeit, Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten zu lassen.

Aber auch kleine Gesten zwischendurch, wie täglich frisches Obst oder Hitzefrei bei heißen Sommertemperaturen, sowie das allgemeine Verhalten des Arbeitgebers sind entscheidende Faktoren für die Motivation der Mitarbeiter.

Drei allgemeine Tipps, die Gründer beherzigen sollten, um Mitarbeiter zu motivieren, sind:

  1. Geben Sie Raum zur persönlichen Entfaltung Sind Mitarbeiter zufrieden mit ihrer Tätigkeit, kann man davon ausgehen, dass sich das positiv auf die Mitarbeitermotivation auswirkt. Demnach sollten die Aufgaben Abwechslung bringen sowie variierende Schwierigkeitslevel haben, damit Mitarbeiter angemessen herausgefordert werden. Dabei sollten Mitarbeiter aber auch stets in der Lage sein, die gestellten Aufgaben zu bewältigen.
  2. Sorgen Sie für ein gutes Betriebsklima Chefs haben Sorge dafür zu tragen, dass sich einzelne Mitarbeiter als Teil des Teams fühlen können, das gemeinsame Ziele verfolgt und nicht mehrere Rivalen hervorbringt. Auf diese Weise kann es schnell zum Konkurrenzkampf um die Gunst des Vorgesetzten, Gerüchten und sogar Mobbing kommen. Solche Umstände leiten eine Stimmung am Arbeitsplatz ein, die Gift für jedes Unternehmen ist.
  3. Bieten Sie Ihren Mitarbeitern echte Karrierechancen Ein Unternehmen muss Aufstiegschancen bieten, um Mitarbeiter langfristig motivieren zu können. Statt in einem Hamsterrad möchten Mitarbeiter sich vorwärts bewegen. Werden Aufstiegschancen geboten, sind Mitarbeiter eher dazu bereit, die Extrameile zu gehen, um zur gewünschten Beförderung zu gelangen.

Die nähere Erläuterung dieser drei Tipps und noch mehr Möglichkeiten, um Mitarbeiter zu motivieren, finden Sie hier.

#2 Hinhören, wenn Mitarbeiter sprechen

Das Mitarbeitergespräch bietet eine andere spannende Gelegenheit, mit der Vorgesetzte ihre Mitarbeiter motivieren - oder auch demotivieren - können. Denn hier wird der beste Moment geliefert, um einander zu sagen, was gut und was weniger gut im Unternehmen sowie bei der eigenen Arbeit läuft. Dabei können Gründer konkrete Ziele vorgeben, Leistungen aus dem Jahr messen und die Ergebnisse der Mitarbeiter beurteilen. Macht man es richtig, kann die Zusammenarbeit gestärkt werden, nutzt man das Gespräch nur, um den Finger in die Wunde zu legen, führt dies zum Gegenteil.

Die wichtigsten Anlässe, um ein Mitarbeitergespräch zu führen, sind die Anerkennung, Beurteilung oder Informationsübermittlung. Weitere Gründe liegen im Mitarbeiterfeedback, der Zielvereinbarung oder der Konfliktbewältigung. Aber bei aller Vorsicht lauern auch hier einige Stolperfallen. So dürfen Gründer nicht den Fehler machen, sich nicht umfassend vorzubereiten. Vielmehr sollte die Vorbereitung mindestens so viel Zeit in Anspruch nehmen, wie das Mitarbeitergespräch selbst dauern soll. Einige weitere häufig gemachte Fehler sind:

  • Unpersönliches Gespräch: Wird das Gespräch nach Schema F geführt, drückt man geringe Wertschätzung aus. Gründer sollten sich intensiv mit den Stärken und Schwächen der Mitarbeiter beschäftigen, bevor sie in das Gespräch gehen.
  • Aber auch zu persönliche Mitarbeitergespräche sind nicht der richtige Weg. Hierher gehören nur sachliche Themen, die sich auf die Arbeit beziehen. Private Themen, wie der letzte Urlaub oder Beziehungsprobleme haben Sendepause.
  • Wer unverbindlich bleibt und keine konkreten Vereinbarung formuliert, gibt seinen Mitarbeitern keinen Kompass zur Handlungsorientierung an die Hand. So wird man in einem Jahr auch nicht konkret messen können, was erreicht wurde.
  • Lückenhaftes Mitarbeitergespräch: Indem Führungskräfte das Gespräch strukturieren und es anhand eines Leitfadens vorbereiten, verringern sie die Gefahr, etwas zu vergessen.

Weitere Tipps, wie Gründer ein Mitarbeitergespräch vor- und nachbereiten, haben wir hier zusammengestellt.

#3 Mitarbeiter teilhaben lassen, wenn Erfolge gefeiert werden

Nicht nur große Konzerne nutzen Boni, um Mitarbeiter zu motivieren. Auch immer mehr Start-ups setzen den Bonus zur Motivation ein. Denn damit können auch Gründer mit finanziellen Anreizen locken, die sie aber erst nachgelagert auszahlen können. Das gibt Gründern mehr Luft und Handlungsspielraum.

Beim Bonus handelt es sich demnach um einen variablen Gehaltsanteil, der zusätzlich zum fixen monatlichen Gehalt bspw. einmal im Jahr gewährt wird, sofern gewisse Zielvorgaben erreicht werden. Diese Vorgaben orientieren sich zumeist an bestimmten Kennzahlen des betrieblichen Erfolgs oder der persönlichen Leistung. Gründer, die sich dafür entscheiden, ein Bonussystem einzuführen, müssen dann also auch festlegen, von welchen Bedingungen der Bonus abhängt und in welcher Höhe er zu welchem Zeitpunkt ausgezahlt wird.

#4 Mitarbeitern ein Stück vom Kuchen abgeben

Will man als Start-up im Wettbewerb um Fachkräfte mithalten, kann man auch über das Thema Mitarbeiterbeteiligung nachdenken. Denn so können gut ausgebildete Mitarbeiter angeworben werden, obwohl man zunächst nur sehr niedrige Gehälter zahlen kann. Hierbei profitieren Angestellt durch eine finanzielle Beteiligung am Unternehmen an der gesamten Wertentwicklung des Start-ups. Mitarbeiter verstehen sich dadurch nicht mehr nur als „Mit-Arbeiter", sondern als „Mit-Eigentümer" des Unternehmens. Hierbei müssen Gründer allerdings eine attraktive Beteiligungsvariante gestalten, sonst sind Mitarbeiter davon nicht zu überzeugen. Hier erklären wir die Unterschiede zwischen den verschiedenen Formen der Mitarbeiterbeteiligung und erläutern, für welche Rechtsformen welche Art der Mitarbeiterbeteiligung geeignet ist.

#5 Mehr Dialog und Austausch: die interne Kommunikation pflegen

Wer sein Augenmerk auf eine gute interne Kommunikation im Unternehmen legt, kann die Atmosphäre am Arbeitsplatz positiv beeinflussen. Hierfür stehen verschiedene Medien, Kanäle und Tools zur Verfügung, damit Kollegen sich untereinander verständigen und auf dem Laufenden halten können. Gründer müssen dies ebenfalls aktiv mit gestalten und die interne Kommunikation im Unternehmen hochhalten, damit ein „Wir-Bewusstsein" entwickelt werden kann, das die Unternehmenskultur stärkt.

Gründer sollten die Kanäle kennen, mit denen es sich bestens kommunizieren lässt, und auch neue Tools im Unternehmen einführen, wenn sie sich als gut erwiesen haben. Nur so werden auch Gründer von ihren Mitarbeitern erfahren, was sie wissen müssen.

Fazit: ein guter Chef bleibt menschlich!

Ein guter Chef versteht, dass Mitarbeiter keine Maschinen sind, sondern zur „Betriebsfamilie" werden. Mit dieser muss man keinesfalls zu persönlich werden, darf aber nicht die Personen mit ihren Zielen und Wünschen aus den Augen verlieren. Das bedeutet, dass man in Erfahrung bringen sollte, in welcher Rolle Mitarbeiter sich sehen und wie sie sich entwickeln wollen. Um sie dabei zu unterstützen, sollten die Aufgaben und Tätigkeitsbereiche im Unternehmen klar verteilt sein. So kennt jeder seine Zuständigkeiten und weiß, wann seine Fachexpertise gefragt ist. Das heißt auch, dass Mitarbeiter in Entscheidungen einbezogen werden, vor allem dann, wenn es um Projekte geht, an denen jene Mitarbeiter beteiligt sind. Wer sich ernst genommen fühlt und spürt, dass er etwas mit seiner Meinung und seinen Erfahrungen verändern kann, geht noch verantwortungsbewusster mit seiner Arbeit um.

Und wenn es doch einmal passiert, dass eine Deadline überschritten ist, ein Kunde verprellt oder ein Projekt mangelhaft ausgeführt wurde, müssen Gründer beweisen, dass sie wussten, worauf sie sich eingelassen haben, als sie beschlossen, sich selbstständig zu machen. Und zwar, dass sie auch im Notfall einen kühlen Kopf bewahren können. Es bringt nichts, noch Salz in die Wunde zu streuen. Ein guter Chef gibt konstruktives Feedback und erkundigt sich, inwiefern er vielleicht sogar mit einer Weiterbildung dabei helfen kann, eine Fähigkeit zu verbessern oder Entlastung an anderer Stelle zu schaffen. Das Stichwort heißt Menschlichkeit. Wenn Gründer sich diese auf professioneller Ebene bewahren und sich öfter mal zurück versetzen in die Zeit, als sie selbst noch Angestellte waren, kommen sie dem Titel „bester Chef" ein ganzes Stück näher.

Weitere Informationen rund um die Personalführung, die organisatorischen Schritte der Mitarbeitersuche und einige Tipps für motivierte Mitarbeiter finden Sie hier.

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