Kinderleicht programmieren: So haucht ihr dem Roboter Leben ein

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Spielerisch lernen und dabei optimal auf die berufliche Zukunft vorbereitet werden? Robo Wunderkind möchte das für Tausende Kinder realisieren und befindet sich bereits auf  Erfolgskurs. Anna Iarotska, Co-Gründerin und CEO des Unternehmens, hat klare Pläne, wie die junge Generation für MINT-Berufe fit gemacht wird.

 

GründerDaily: Hallo Anna. Beim Stichwort Roboter denken viele Leute wahrscheinlich an High-Tech-Produktionsstätten oder ähnliches. Eure Roboter-Bausätze dagegen sind für Kinder ab fünf Jahren gedacht. Wie passt das zusammen?

Anna von Robo Wunderkind: Genau! Bei Kindern ab 5 arbeitet das kognitive Bewusstsein auf Hochtouren und die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten kann zu diesem Zeitpunkt immens gefördert werden. Aus diesem Grund haben wir unseren Robotics-Baukasten so intuitiv und so smart wie möglich ausgestattet. Die bunten Module lassen sich kinderleicht zusammenstecken und sind auch mit den originalen Legosteinen kompatibel – der Kreativität sind somit keine Grenzen gesetzt.

robo wunderkind-1-1200 Die Gründer von Robo Wunderkind – Anna Iarotska, Yuri Levin (im Bild) und Ustem Akishbekov – wollen das Lernen revolutionieren. (Foto: Robo Wunderkind)

Gleichzeitig ergänzen Lichtsensoren, große und kleine Reifen, Motoren, Mikrofon, Geschwindigkeitssensoren und viele weitere Module die fantasievollen Maschinen und hauchen den Robotern Leben ein. Denn via App können Kinder die Bewegungsabläufe ihre Roboter individuell und wortwörtlich kinderleicht programmieren – Streckenabschnitte fahren, Aufnehmen und Ton wiedergeben, Lichtfarbe wechseln und vieles mehr.

GründerDaily: Wie viele Kinder nutzen das Robo Wunderkind und die Programmier-Apps schon und was ist euer Ziel?

Anna von Robo Wunderkind: Wir haben bereits knapp 5.000 Modul-Sets an private Nutzer verkauft. Dazu kommen rund 1.500 Sets für 200 internationale Bildungseinrichtungen. Darunter 55 allein im deutschsprachigen Raum. Die Kindergärten und Schulen integrieren Robo Wunderkind in den Lehrplan.

Unser Ziel ist es, den Nachwuchs früh für die Themen Robotics & Coding zu begeistern, ihnen Freude am technischen Tüfteln zu vermitteln und sie auf diese Weise für die Zukunft zu wappnen und für MINT-Berufe zu begeistern.

Technologisches Know-How, KI und Co. werden den Alltag und die beruflichen Laufbahnen zukünftiger Generationen stark prägen. Wir glauben, dass Basiswissen, das sich die Kids spielerisch aneignen, sie später mutiger und selbstbewusster mit dem Thema Programmieren und Technologie umgehen lässt. Wir hoffen, dass wir einmal das Go-to-Produkt in dieser Alterskategorie und in diesem Bereich werden.

GründerDaily: Wie genau lässt sich das in den Lehrplan integrieren?

Anna von Robo Wunderkind: Gemeinsam mit Pädagogen haben wir Lehr- und Lernmaterialien, Videos und Handbücher erstellt, die auch Laien in kürzester Zeit dazu befähigen, sich in die Materie einzuarbeiten und Kinder in die Rolle der Programmierer und Entwickler zu versetzen. Dabei zielt unser Curriculum auf die Themen Programmierung und andere Disziplinen, wie Mathematik und verschiedene Kunstprojekte ab.

Unser Curriculum überschneidet sich mit den deutschen Standards, und es sind verschiedene Schwierigkeitslevel vorhanden.

Denn was bisher fehlte, waren Lösungen, die sich direkt in die Lehrpläne integrieren und umsetzen ließen. Mit Robo Wunderkind liefern wir genau das, wonach Lehrer suchen: eine intuitive Anwendung für Pädagogen und Kinder, Spaß und Spannung verknüpft mit wertvollen Inhalten, die in unterschiedliche Szenarien übersetzt werden können.

GründerDaily: Siehst du künftig Bildungseinrichtungen als eure wichtigsten Kunden oder finden sich eure Roboter eher in Privathaushalten?

Anna von Robo Wunderkind: Sowohl als auch! Wir sind der Meinung, dass sowohl im privaten Umfeld als auch in der Schule eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema Robotics & Coding stattfinden sollte.

Wäre es nicht toll, wenn ein Teil der passiven Bildschirmzeit die Kids mit dem Konsum von Filmen und reaktiven Spielen verbringen, auf aktives Programmieren entfallen würde?

Zukünftig möchten wir daher sowohl auf Kinder-Wunschlisten an erster Stelle stehen, als auch flächendeckend in Schulen und Bildungseinrichtungen auf der ganzen Welt integriert sein. Bisher erfolgte die digitale Lehre an Schulen nur iterativ – unsere Gespräche mit Lehrkräften und Direktoren haben uns jedoch gezeigt, dass das Interesse und der Markt für Lehr-Spielzeuge wie Robo Wunderkind vorhanden ist und passende Lösungen gesucht werden. Der DACH-Region schreiben wir dabei eine besonders hohe Priorität vor, nicht zuletzt seit der Zustimmung zum Digitalpakt.

GründerDaily: Wie erreicht ihr eure verschiedenen Zielgruppen?

Anna von Robo Wunderkind: Wir haben in der Vergangenheit zahlreiche Workshops an Schulen und Bildungseinrichtungen in ganz Deutschland, der Schweiz und in Österreich, sowie in den USA und Großbritannien abgehalten. Mittlerweile gibt es zahlreiche Institutionen, die mit unseren Robotern selbst Workshops durchführen und dadurch Pädagogen, Kinder und auch Familien erreichen.

Dazu sind wir auf diversen Bildungs-, Tech- und Spielwarenmessen vertreten und vertreiben unsere Education-Produkte über Schulausstatter sowie Vertriebspartner. Unsere privaten Endkonsumenten erreichen wir über unseren Onlineshop, Amazon und verschiedene Concept-Stores und Spielwaren-Händler in weiteren 14 Ländern.

GründerDaily: Wie habt ihr die Entwicklung finanziert?

Anna von Robo Wunderkind: Wir sind 2014 mit Eigenmitteln gestartet und haben einen Prototyp entwickelt, mit dem wir im Jahr 2015 über eine Kickstarter-Kampagne USD 246.000 einsammeln konnten. Mit dem Geld finanzierten wir unsere Produktentwicklung – die ersten Roboter erreichten unsere Kunden dann gegen Ende 2017. Mittlerweile unterstützen uns zwei Venture Capital Fonds und einige Business Angels aus der Schweiz und Österreich mit einem Gesamtvolumen von 2 Millionen Euro – allesamt sehr wertvolle Ansprechpartner und Mentoren für uns, die wir sehr schätzen.

GründerDaily: 2013 hast du dich gemeinsam mit Rustem Akishbekov und Yuri Levin für die Gründung entschieden. Stelle uns das Gründerteam doch kurz vor. Woher kanntet ihr euch?

Anna von Robo Wunderkind: Wir haben uns auf dem Pioneers Festival Ende 2013 kennengelernt. Rustem war wie ich in dem Organisationsteam und Yuri kannte Rustem durch das Studium. Rustem hat ursprünglich die Idee, einen Roboter-Baukasten zu entwickeln und hat sein technisches Wissen mitgebracht. Er arbeitete mit uns bis 2017 und ist seitdem nicht mehr operativ involviert, aber bleibt unser Unterstützer.

robo wunderkind-2-1200 Spiel, Spaß und Technologie kombiniert: Robo Wunderkind ist sowohl für Privathaushalte als auch für Bildungseinrichtigungen geeignet. (Foto: Robo Wunderkind)

Yuri studierte Architektur an der Technischen Universität Wien und ist ein multidisziplinärer Designer, der sich hauptsächlich auf das Produktdesign konzentriert. Seine umfassenden Kompetenzen von Industriedesign und Branding über Videoproduktion bis hin zur Fotografie hat er sich über ein Selbststudium und durch viele persönliche Projekte angeeignet. Und ich habe über 10 Jahre Erfahrungen als Beraterin und Projektleiterin von Investitions- und Entwicklungsprojekten gesammelt.

Aufgewachsen bin ich in der Ukraine, und habe in Deutschland, Großbritannien, China und den USA gelebt und gearbeitet, und bin nun in Österreich ansässig. Mit Robo Wunderkind wollen wir einen neuen Ansatz für Querschnittstechnologien und Bildung entwickeln.

GründerDaily: Robo Wunderkind ist in 15 Ländern erhältlich. Welches ist deiner Meinung nach der wichtigste Punkt beim Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzwerks?

Anna von Robo Wunderkind: Eine nachhaltige Partnerschaft. Das bedeutet für uns, dass unsere Distributoren und Reseller in Puncto Qualität und Vertrieb mit uns übereinstimmen und daran interessiert sind, langfristig gut zusammenzuarbeiten. Wir pflegen den Kontakt zu unseren Partnern gern persönlich und sind auch oft selbst vor Ort – das ist uns sehr wichtig. Vor allem in Bezug auf digitale Lerntools, welche Technologien sind, die für Schulen und Bildungseinrichtungen eine große Herausforderung darstellen, ist es wichtig, sehr eng mit Partnern zusammenzuarbeiten und ständig im Austausch zu sein.

GründerDaily: Welche Ziele habt ihr euch für die nächsten drei Jahre gesetzt?

Anna von Robo Wunderkind: Wir möchten in drei Jahren in der DACH-Region der führende Anbieter für pädagogisch wertvolles Robotik- und Programmier-Spielzeug sein – privat und im Einsatz in Schulen. Bei Lehrpersonen kommt Robo Wunderkind sehr gut an – wir sehen daher keine Akzeptanz-Schwierigkeiten.

Dazu spielt uns der beschlossene Digitalpakt in die Karten – wir verzeichnen schon jetzt enorme Zuwächse aus der Schweiz. Wir wollen mit unseren Robotern Kinder für MINT-Berufe begeistern. Sie sollen dadurch die Möglichkeit kriegen, diese neuen Inhalte auf spielerische Art und Weise zu erfahren.

Natürlich müssen wir dazu noch mehr Kinder erreichen als dies jetzt der Fall ist. In einem Jahr möchten wir deshalb auf Platz 1 der Wunschliste für Weihnachten stehen und zusätzlich in Tausenden Schulen in Deutschland und anderen Ländern integriert sein.

Keyfacts über Robo Technologies GmbH

  • Gegründet im Jahr: 2015
  • Firmensitz in: Wien
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 15 Mitarbeitern (international)
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: Crowdfunding
  • Besonders geholfen haben mir/uns bisher: Mein Alumni Netzwerk, mein Startup-Netzwerk aus Hax sowie hier in Wien
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/ uns folgende:
    • Menschen: meine Mitarbeiter und mein Netzwerk
    • Tools: Slack, Asana, RocketReach, Pocket
    • Internetseiten: wired.co.uk, derbrutkasten.com
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