10 Tipps für eine barrierefreie Website
Eine barrierefreie Website sorgt dafür, dass alle Menschen Inhalte einfach erreichen, verstehen und nutzen können. Von einer logischen Navigation über klare Schriftarten bis hin zu Videos mit Untertiteln – mit kleinen Anpassungen lassen sich große Hürden abbauen. Hier sind zehn praktische Tipps, um eine Website nicht nur barrierefrei, sondern für alle zugänglich und bedienungsfreundlich zu gestalten.

1. Klarer Seitenaufbau und logische Navigation
Ein strukturierter Seitenaufbau schafft Orientierung. Damit sich Besucher:innen schnell zurechtfinden, sollten Menüs logisch und intuitiv gestaltet werden. Besonders hilfreich ist eine klare Hierarchie der Überschriften – von <h1> bis <h3>. Diese Struktur hilft nicht nur denjenigen, die mit einem Screenreader arbeiten, sondern verbessert auch die allgemeine Bedienungsfreundlichkeit und ist gut für SEO-Maßnahmen.
So sollte jede Seite genau eine <h1> enthalten, die den Hauptinhalt der Seite beschreibt. Sie ist die wichtigste Überschrift und steht ganz oben in der Hierarchie. Die <h2> Überschriften markieren Hauptabschnitte und dienen dazu, den Inhalt unterhalb der <h1> sinnvoll zu unterteilen. Falls dieser Hauptabschnitt noch detaillierter ausgebaut werden soll, bieten sich <h3> Überschriften für die Unterteilung in weitere Unterpunkte an. Für Nutzer:innen von Screenreadern bietet diese Struktur eine Art Inhaltsverzeichnis, das sie schnell durch die Seite navigieren lässt. Gleichzeitig profitieren auch Suchmaschinen davon, da sie den Seiteninhalt leichter analysieren und bewerten können.
Die sogenannte Brotkrumen-Navigation ("Breadcrumbs") zeigt auf einen Blick, wo man sich auf der Website befindet. Besonders bei vielen Unterseiten hilft sie dabei, schnell zurück zu den Hauptbereichen zu gelangen. Das spart Zeit und macht die Seite übersichtlicher.
2. Kontraste und lesbare Schriftarten wählen
Ein guter Kontrast zwischen Text und Hintergrund sorgt dafür, dass Inhalte leicht zu lesen sind. Ist der Kontrast zu schwach, erschwert es das Lesen, besonders für Menschen mit Sehschwächen. Ideal sind dunkle Schriftfarben auf hellem Hintergrund oder umgekehrt. Eine zentrale Referenz für die Festlegung von Werten sind hierbei die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die das Kontrastverhältnis regelt.
Die empfohlenen Mindestwerte sind demnach wie folgt festgelegt:
- Normaler Text (bis 18 pt bzw. 24 px): Mindest-Kontrastverhältnis: 4.5:1
- Großer Text (ab 18 pt bzw. 24 px oder fett ab 14 pt): Mindest-Kontrastverhältnis 3:1
- Grafische Inhalte und Bedienelemente: Mindest-Kontrastverhältnis 3:1
- Erweiterte Barrierefreiheit (AAA): Für optimale Lesbarkeit sollte bei normalem Text auf ein Verhältnis von 7:1 und bei großem Text auf ein Verhältnis von 4.5:1 geachtet werden.
Zusätzlich sollten gut lesbare Schriftarten wie Arial, Helvetica oder Verdana verwendet werden. Verspielte oder zu kleine Schriften wirken zwar dekorativ, aber können schnell unübersichtlich werden. Eine Mindestgröße von 16 Pixeln ist optimal. Wer sicher sein will, kann Tools wie den Kontrast-Checker von WebAIM nutzen, um den Kontrastwert zu prüfen.
3. Alternative Texte für Bilder und Grafiken
Nicht alle Menschen können Bilder sehen oder verstehen, was darauf zu sehen ist. Hier helfen Alternativtexte (auch Alt-Texte genannt). Sie beschreiben kurz und verständlich, was ein Bild darstellt. Diese Texte werden von Screenreadern vorgelesen und sorgen dafür, dass keine Informationen verloren gehen.
Bei komplexeren Grafiken oder Diagrammen ist es sinnvoll, eine längere Beschreibung hinzuzufügen oder die Inhalte im Text zu erklären. Werden dekorative Bilder genutzt, die keine wichtige Information enthalten, kann der Alt-Text leer gelassen werden.
4. Tastaturbedienbarkeit sicherstellen
Nicht jede:r nutzt eine Maus, um durch eine Website zu navigieren. Eine barrierefreie Website sollte deshalb komplett mit der Tastatur bedienbar sein. Hier kommt zum Beispiel auch die Tabulatortaste ins Spiel: Sie ermöglicht es, von einem Element zum nächsten zu springen – etwa von Links zu Buttons oder Eingabefeldern.
Wichtig ist dabei, dass die Reihenfolge logisch ist. Ein sichtbarer Fokus (z.B. ein Rahmen oder eine farbliche Hervorhebung) hilft dabei, den Überblick zu behalten. So wissen Personen immer genau, welches Element gerade aktiv ist.
5. Sinnvolle Links und Beschriftungen verwenden
Links sollten immer klar benennen, wohin sie führen. Statt einem vagen "Hier klicken" oder "Mehr erfahren" ist es besser, aussagekräftige Beschriftungen zu verwenden, wie: "Weitere Tipps zur Barrierefreiheit lesen".
Das sorgt für mehr Transparenz und hilft auch Menschen, die Screenreader verwenden. Website-Baukasten-Systeme bieten hier oft praktische Vorlagen, die bereits barrierefreundliche Link- und Button-Formate enthalten. So lassen sich Links unkompliziert und sinnvoll integrieren.
6. Videos und Audios mit Untertiteln versehen
Videos und Audiodateien sind große Pluspunkte für eine Website, können aber schnell zum Hindernis werden. Für Menschen mit Hörproblemen sind Untertitel oder Transkripte unverzichtbar. Untertitel sollten synchron zum Geschehen eingeblendet werden und alle wichtigen Dialoge sowie Hintergrundgeräusche enthalten.
Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, bietet eine Audiodeskription an. Diese erklärt, was im Video zu sehen ist – etwa für Menschen mit Sehbehinderungen. So wird die Website inklusiver und eröffnet neuen Zielgruppen den Zugang zu den Inhalten. Gleichzeitig profitieren auch andere Nutzer:innen, etwa in Umgebungen, in denen Ton nicht genutzt werden kann.
7. Barrierefreie Formulare gestalten
Formulare sollten einfach, übersichtlich und klar strukturiert sein. Jedes Feld braucht eine verständliche Beschriftung, sodass sofort klar ist, was eingetragen werden muss. Fehlerhinweise sollten präzise sein und direkt erklären, was korrigiert werden muss.
Technisch können Formulare durch das HTML-Tag Label barrierefrei gestaltet werden. Dadurch wissen Screenreader, welchem Feld welche Beschriftung zugeordnet ist.
Ein weiterer Tipp: Weniger ist mehr. Zu viele Felder können schnell überfordern und führen dazu, dass Formulare abgebrochen werden.
8. Responsives Design berücksichtigen
Eine barrierefreie Website passt sich automatisch verschiedenen Bildschirmgrößen an. Egal, ob auf dem Smartphone, Tablet oder Desktop: Inhalte müssen gut lesbar und einfach navigierbar bleiben.
Dazu gehört auch, dass Texte und Bilder bei Bedarf vergrößert werden können, ohne das Layout zu zerstören. Touchscreen-Gesten sollten ebenfalls berücksichtigt werden, um die Bedienung noch einfacher zu gestalten.
Eine weitere wichtige Komponente ist das automatische Anpassen an unterschiedliche Orientierungseinstellungen der Geräte. Ob im Hoch- oder Querformat – die Inhalte sollten immer gut aussehen und keine wichtigen Informationen verlieren. Flexible Designs lassen die Website professioneller wirken und tragen entscheidend zur Bedienungsfreundlichkeit bei.
Kurz gesagt: Ein responsives Design sorgt dafür, dass die Website für alle zugänglich bleibt, egal welches Endgerät verwendet wird. Das macht nicht nur einen guten Eindruck, sondern zeigt, dass an wirklich alle Nutzer:innen gedacht wurde.
9. Automatische Inhalte vermeiden
Automatisch startende Videos, Musik oder Animationen können viele Menschen stören oder sogar beeinträchtigen. Inhalte sollten deshalb nur auf Wunsch abgespielt werden. Wenn Animationen unverzichtbar sind, ist es wichtig, eine Pausen- oder Deaktivierungsoption anzubieten.
Der Vorteil: Wer die Kontrolle behält, erlebt die Website stressfreier und kann sich auf die Inhalte konzentrieren, die wirklich relevant sind. Das macht es nicht nur einfacher, die Seite zu benutzen. Man verweilt auch länger auf der Webseite.
10. Regelmäßig testen und Feedback einholen
Eine barrierefreie Website ist nie „fertig“. Barrierefreiheit ist ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen erfordert. Verschiedene Tools ermöglichen es, Seiten auf Barrierefreiheit zu überprüfen und gezielt nach Lücken oder Schwachstellen zu suchen. Solche Prüfungen bilden eine wertvolle Grundlage, reichen allein aber oft nicht aus.
Zusätzlich ist echtes Feedback von Nutzer:innen unverzichtbar. Beta-Tests, kurze Umfragen oder gezielte Testgruppen geben wertvolle Einblicke in die tatsächliche Erfahrung und decken Bereiche auf, die weiter optimiert werden können. Dabei ist es wichtig, vor allem die Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen zu berücksichtigen, um die Website für alle zugänglich zu machen.
Ein ständiger Verbesserungsprozess sorgt nicht nur für mehr Bedienungsfreundlichkeit, sondern macht die Website auch langfristig zukunftssicher. So entsteht eine Umgebung, in der sich alle Nutzer:innen willkommen fühlen und die Inhalte problemlos genießen können.
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