1. Häufige Fragen zur Gründungsberatung
Der Begriff Gründungsberatung umfasst die kostenlosen Informationsangebote von IHK & Co. und die kostenpflichtige Beratung zur Existenzgründung durch spezialisierte Gründercoaches.
Zur kostenlosen Gründungsberatung gehören sämtliche Ratgeberangebote, vom YouTube Video zum Businessplan, bis zu kostenlosen Gründerinformationen von IHK, Arbeitsagentur und Wirtschaftsministerien.
Die individuelle Gründungsberatung durch einen Gründungsberater kostet Geld und wird von staatlichen Institutionen bezuschusst, um die Selbstständigkeit in Deutschland zu fördern. Gründung aus der Arbeitslosigkeit, Gründung mit Hilfe einer Gründungsfinanzierung sowie das Gründen in Form einer Unternehmensnachfolge sind die 3 unterschiedlichen Schwerpunkte der Gründungsberatung.
Der Gründungsberater hilft dabei, Geschäftsidee und Geschäftsmodell für die Unternehmensgründung zu verfeinern, den Businessplan zu erstellen, Fördermittel für die Gründung zu finden, den Finanzplan aufzusetzen und den Gründer zum Termin bei Banken oder Investoren zu begleiten.
Förderbanken, IHK, HWK oder das Institut für freie Berufe leisten häufig eine Erstberatung, die kostenlos ist. Gleiches gilt für die Arbeitsagentur im Falle der Gründung aus der Arbeitslosigkeit oder die Träger der Beratungsförderung auf Bundes- und Landesebene.
Kostenpflichtig hingegen ist die individuelle Gründungsberatung durch einen spezialisierten Coach bzw. Unternehmensberater.
Eine gute Gründungsberatung hat 4 wesentliche Vorteile:
- Das Geschäftskonzept wird verbessert.
- Positionierung und Alleinstellungsmerkmale werden klarer.
- Fördermittel werden zielgerichtet ausgewählt.
- Die Chancen auf eine Finanzierung sind besser.
Im Schnitt kostet eine Gründungsberatung zwischen 3.000 € und 8.000 €. Diese Beratung wird in der Regel mit mindestens 50% gefördert, manche Programme bieten sogar eine Förderung zu 100%.
Staatliche Zuschüsse zur Unternehmensberatung bieten deutschlandweit die BAFA sowie die meisten Bundesländer. Auf Landesebene gibt es in sehr vielen Bundesländern das Vorgründungscoaching für Unternehmen, die noch nicht angemeldet sind. Auf Bundesebene gibt es das BAFA-Programm "Förderung unternehmerischen Know-hows", das jungen Unternehmen bis zu 2 Jahren nach der Unternehmensanmeldung offen steht.
Gründungsberatung umfasst sämtliche betriebswirtschaftlichen Fragen, die bei Existenzgründung, Unternehmensgründung und beim Schritt in die Selbstständigkeit auftauchen:
- Entwicklung einer Geschäftsidee
- Wahl der Rechtsform
- Finanzierung und Fördermittel
- Recht, Steuern und Versicherungen
- Marketing
- Personal: Auswahl, Arbeitsvertrag und Führung
- Businessplan und Finanzplan
Eine individuelle Gründungsberatung durch einen Unternehmensberater ist sinnvoll. Der Gründungscoach hilft dabei, das eigene Konzept zu verfeinern und auf Dinge und Fallstricke hinzuweisen, die in keinem BWL-Lehrbuch stehen und die auch nicht über IHK-Workshops oder Gründer-Videos auf YouTube vermittelt werden.
Ein guter Ablauf vor der Wahl des Coaches sieht also so aus:
- Kostenlose Beratungsangebote zur Unternehmensgründung nutzen
- Teilnahme an kostenlosen Gründerworkshops
- Gründungsberater auswählen
- Beratungsförderung beantragen
Parallel dazu sollte der Gründer das eigene Geschäftsmodell entwickeln, beispielsweise mit einem Business Model Canvas. Und vor dem geplanten Beratereinsatz den Businessplan soweit es geht vorskizzieren oder eine Rohfassung schreiben.
2. Leistungen des Gründungsberaters
Der Gründungsberater hat seine Stärke beim Businessplan und bei der Gründungsfinanzierung. Außerdem bereitet er den Gründer auf das Bankgespräch vor. Zu Themen wie Rechtsform, Steuern oder Versicherungen gibt ein Gründungsberater allgemeine Hinweise, eine Rechtsberatung oder Steuerberatung kann und darf er aus berufsrechtlichen Gründen nicht leisten. Ein Gründer profitiert bei der Unternehmensgründung von einem Gründungsberater in vielerlei Hinsicht:
- Verfeinerung des Geschäftsmodells durch kritische Begutachtung
- Leistet Unterstützung bei sämtlichen Businessplan-Kapiteln
- Mit dem Berater vermeidet der Gründer wesentliche Fehler beim Businessplan
- Auswahl geeigneter Fördermittel
- Erstellung des Finanzierungskonzeptes
- Vorbereitung auf das Bankgespräch
- Begleitung des Gründers zum Bankgespräch
Mit Hilfe moderner Businessplansoftware kann ein Gründer theoretisch einen Businessplan ohne einen Berater erstellen. Die Praxis zeigt jedoch typische Schwächen und Fehler bei den Businessplänen, die ohne Berater erstellt wurden:
- Geschäftsmodell und Positionierung unklar
- Alleinstellungsmerkmale fehlen
- Markt- und Wettbewerbsanalyse dürftig
- SWOT-Analyse zu optimistisch
- Marketing-Konzept nicht überzeugend
Diese Fehler gefährden die Existenzgründung, weil Banken und Investoren Finanzierungen für Gründerunternehmen ablehnen, deren Businesspläne fehlerhaft sind. Der Gründungsberater hilft also dabei, dass Gründungswillige erfolgreicher gründen. Mit der erfolgreichen Finanzierung endet in der Regel die Zusammenarbeit mit dem Gründungsberater. Gleichwohl gibt es Unternehmensberater, die in bestimmten Fällen nach der Unternehmensgründung auch die Umsetzung des Businessplans begleiten.
Viele Gründungsberater haben sich unterschiedlich spezialisiert. Einige Beispiele sehen Sie hier:
- Spezialisierung auf eine bestimmte Branche, zum Beispiel Einzelhandel oder Handwerk
- Gründungsberatung für Franchisesysteme
- Spezialisierung auf Nachfolgeberatung
- Spezialisierung auf Gründung aus der Arbeitslosigkeit
Wer beispielsweise ein Restaurant gründet, sollte sich einen Berater suchen, der die Gastronomiebranche kennt.
Praxisbeispiel: Gründungsberatung Hi-Fi Servicedienst
Ausgangssituation:
Goran P., Fernsehtechniker, will in München mit einem Reparatur- und Servicedienst für Hi-Fi-Anlagen und Gebäudeautomatisierung in die Selbstständigkeit starten. Dazu braucht er eine Finanzierung. Er schreibt zunächst den Businessplan selbst und geht damit zur Deutschen Bank. Leider weist der Businessplan schwerwiegende Mängel auf, so dass die Finanzierung abgelehnt wird. Die Existenzgründung ist gefährdet.
Einschalten eines Gründungsberaters:
Nun wendet sich Goran P. an einen Gründungsberater. Der begutachtet den Businessplan und stellt fest, dass sämtliche Businessplankapitel nicht den Anforderungen eines kritischen Bankers genügen. Er macht ihm ein Angebot für eine Businessplanberatung und Finanzplanung inklusive Coaching für das Bankgespräch und Begleitung zum Banktermin. Diese Beratung soll 5.000 € kosten. Gleichzeitig beantragt der Unternehmensberater die BAFA-Förderung für die Beratungsstunden, weil Goran P. sein Gewerbe bereits angemeldet hat.
Erfolge der Beratung:
Die BAFA-Förderung wird bewilligt. Der Businessplan wird umgeschrieben, ein lückenloser Finanzplan kommt hinzu. Der Berater bereitet Goran P. intensiv auf das Bankgespräch vor und begleitet ihn zum Termin bei der Raiffeisenbank München. Im Bankgespräch gelingt es dem Gründer die Bank zu überzeugen. Er erhält die Finanzierung für seine Unternehmensgründung. Mit Hilfe des BAFA-Zuschuss zur Unternehmensberatung von 2.000 €, bezahlt Goran P. das Beraterhonorar von 5.000.
3. So finden Sie den besten Gründungsberater
Gute Gründungsberater vermitteln wir über unsere Beraterbörse. Sie haben alle Zulassungen von den jeweiligen Förderinstitutionen und verfügen über Erfahrung und Referenzen. Auch beim Gründungsberater gelten die allgemeinen Empfehlungen, wie Unternehmer einen Unternehmensberater auswählen.


Bei der Wahl des Gründungsberaters gelten die allgemeinen Regeln der Beraterauswahl. Die Auswahlschritte sind:
- Prüfung der Referenzen
- Leistungen abgleichen: Benötigen Sie beispielsweise einen Berater mit bestimmten Branchenkenntnissen?
- Chemie-Check: Stimmt die Chemie zwischen Gründer und Unternehmensberater?
- Prüfung des Angebots
Nach erfolgreicher Auswahl geht es ans Werk. Dabei wird die Beratungsförderung beantragt.
Hat der Gründer den Berater ausgewählt, sehen die nächsten Schritte wie folgt aus:
- Gemeinsam mit dem Berater formuliert der Gründer den Beratungs- und Coachingbedarf
- Antragstellung für den Beratungszuschuss
- Durchführung der Beratung
- Bezahlung der Berater-Rechnung
- Anforderung des Beratungszuschusses bei der zuständigen Stelle und Erhalt des Zuschusses
4. Kosten für die Gründungsberatung in Deutschland
Wir zeigen Gründern hier die wichtigsten staatlichen Programme zur Förderung der Gründungsberatung. Interessierte Gründungswillige erhalten hier stets einen Zuschuss zur Unternehmensberatung. Zu unterscheiden sind 2 Fälle:
- Vorgründungscoaching vor der Unternehmensanmeldung
- Gründerberatung nach Unternehmensanmeldung
Vorgründungscoaching vieler Bundesländer
Die Vorgründungscoachingsprogramme für die Unternehmensgründung unterstützen die Erstellung des Businessplanes, die Erstellung des Finanzierungskonzepts bis hin zum Bank- und Investorengespräch. Aber nicht alle Länder bieten ein solches Programm an. Beispielsweise haben Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein kein spezifisches Vorgründungscoaching. Gründer in diesen Bundesländern können dann beispielsweise auf das BAFA-Programm "Förderung unternehmerischen Know-hows" ausweichen. Im folgenden Abschnitt zeigen wir Ihnen in einem Kurzportrait alle Vorgründungscoachingsprogramme der einzelnen Bundesländer.
Der EXI-Gründungsgutschein ist ein Gründungszuschuss zur Existenzgründung in Baden-Württemberg. 80% der Beratungskosten übernimmt das Land Baden-Württemberg, den Rest bezahlt der Existenzgründer.
- Anzahl Beratungstage: 10
- Maximales Beraterhonorar: 8.000 €
- Maximale Beratungsförderung: 6.400 €
Beim Vorgründungscoaching des Freistaats Bayern erhält der Gründer einen Zuschuss von 70% der Beratungskosten für die Unternehmensgründung.
- Anzahl Beratungstage:10
- Maximales Beraterhonorar: 8.000 €
- Maximale Beratungsförderung: 5.600 €
Das Vorgründungscoaching in Berlin beginnt zunächst mit einem Orientierungsgespräch für den interessierten Existenzgründer. Anschließend durchlaufen die Kandidaten für die Förderung ein 4-tägiges Assessment-Seminar. Orientierungsgespräch und Seminar sind kostenlos. Danach kann jeder Gründer bis zu 30 Stunden Coaching für die Unternehmensgründung bei einem Coach seiner Wahl buchen. Dieses Seminar ist grundsätzlich kostenpflichtig, wird aber mit 100% bezuschusst. Die Taktung von Rechnungsstellung und Bezuschussung ist zeitlich eng abgestimmt, so dass der Existenzgründer keine finanziellen Belastungen hat.
- Anzahl Beratungsstunden: 30
- Maximales Beraterhonorar: 2.700 €
- Maximale Beratungsförderung: 2.700 €
Die Vorgründungscoaching-Programm in Brandenburg richtet sich an Gründer für innovative Unternehmensgründungen. Der Zuschuss ist gesplittet in maximal 4 Tage bis zur Unternehmensanmeldung und weitere 3 Tage nach der Unternehmensanmeldung. Die Zuschüsse sehen so aus:
Vorgründungsphase:
- Bezuschusste Beratertagwerke: 4
- Maximales Beraterhonorar pro Tagwerk: 800 €
- Zuschuss: 100%
Phase nach Unternehmensanmeldung:
- Bezuschusste Beratertagwerke: 3
- Maximales Beratungshonorar pro Tagwerk: 800 €
- Zuschuss pro Tagwerk: 200 €
Wichtig: die in den Beraterrechnungen ausgewiesene Umsatzsteuer trägt der Gründer.
Das Land Bremen fördert die Beratung für gewerbliche und freiberufliche Existenzgründungen. Gründungswillige erhalten einen Zuschuss von 80% der in Rechnung gestellten Beratungskosten.
- Anzahl Beratungstage: 4-5
- Maximales Beraterhonorar: 3.375 €
- Maximaler Zuschuss: 2.800 €
In Hessen werden Beratungen für die Existenzgründung mit über 50% gefördert:
- Anzahl der Beratungstage: 5
- Kosten pro Tagwerk: 705 €
- Maximale Beratungskosten: 3.525
- Maximale Fördersumme: 2.075 € (2.540 € in besonderen Förderregionen)
Das Beratungsprogramm Wirtschaft NRW (BPW) fördert 50% der Beratungskosten für die Selbstständigkeit bis zu einem Tagessatz von 800 €. Daneben gibt es zusätzliche Programme für Arbeitslose.
- Anzahl der Beratungstage: 4
- Maximales Beratungshonorar: 3.200 €
- Maximaler Beratungszuschuss: 1.600
Das Land Rheinland-Pfalz fördert gewerbliche und freiberufliche Existenzgründungen mit einem Beratungszuschuss von 50%.
- Anzahl geförderter Beratungstage: 6 Tage (9 Tage bei Betriebsübernahmen)
- Maximales Beraterhonorar: 4.800 € (7.200 € bei Betriebsübernahmen)
- Maximaler Zuschuss zur Beratung: 2.400 € (3.600 € bei Betriebsübernahmen)
Saarland bietet im Vorgründungscoaching eine Bezuschussung der Beratungskosten für die Selbstständigkeit von 70%.
- Anzahl geförderter Beratungstage: 10
- Maximales Beraterhonorar: 8.000 €
- Maximaler Beratungszuschuss: 5.600 €
Sachsen fördert Gründungsberatung mit Beratungspauschalen von 400 € pro Tagwerk.
- Maximale Anzahl der Beratungstage: 10
- Maximale Höhe des Beratungszuschusses: 4.000 €
Thüringen bietet eine Beratung für die Unternehmensgründung mit einem Zuschuss von 400 € pro Beratungstag.
- Maximale Anzahl Beratungstage: 20
- Maximaler Beratungszuschuss: 8.000 €
Gründerberatung unmittelbar nach der Gründung
Die Gewerbeanmeldung ist bereits gemacht oder der Freiberufler hat den Fragebogen steuerliche Beratung bereits abgegeben. Dann ist das Unternehmen offiziell gegründet und Vorgründungscoaching-Programme sind nicht mehr möglich. In so einem Fall bietet das Programm "Förderung unternehmerischen Know-hows" der BAFA eine gute Möglichkeit. Es steht Gründern bis zu 2 Jahren nach der Unternehmensgründung offen. Dies sind die Konditionen der BAFA-Förderung:
- Maximales Beratungshonorar: 4.000 €
- Anteiliger Fördersatz: 50% bis 80%
- Maximaler Beratungszuschuss: 2.000 € bis 3.200 €
5. Fazit: Gründungsberater systematisch auswählen
Gründungsberatung soll dem Existenzgründer zu einer erfolgreichen Selbstständigkeit verhelfen. Speziell, wenn betriebswirtschaftliche Kenntnisse fehlen, braucht der Gründer einen guten Gründungsberater. Dies gilt besonders dann, wenn der Gründer eine Finanzierung benötigt. Bevor er einen Gründungsberater engagiert, sollte der Selbstständige in Spe zuerst kostenlose Beratungsangebote wahrnehmen und das Geschäftskonzept erarbeiten. Bei der Suche sollte er die Förderangebote für Gründungsberatung nutzen. Wichtig ist ein systematisches Vorgehen bei der Beratersuche:
- Der Berater muss für eine bestimmte Beratungsförderung zugelassen sein.
- Er sollte zur Art der Gründung passen: Eine Nachfolgeberatung ist aufwendiger und komplexer als eine Erstgründungsberatung
- Der Berater sollte Erfahrung in der Branche haben. Das gilt auch für Gründungen als Franchisenehmer.
Ansonsten gelten die allgemeinen Empfehlungen zur Beraterauswahl: Referenzen einfordern, Fachkompetenz hinterfragen und prüfen, ob die Chemie zwischen Gründer und Berater passt.