Business Angels finden: so überzeugen Start-ups von einem Investment

Für die Finanzierung stehen Business Angels Start-ups als private Investoren zur Seite. Wertvoll sind neben dem Kapital Branchenkenntnisse und Kontakte, die die Angel Investoren in die Beteiligung einbringen. Wir zeigen, was ein Start-up mitbringen muss, damit ein Angel interessiert ist, wo Gründer Business Angels finden und wie der Einstieg erfolgreich verhandelt wird.

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Chefredakteur

Chefredakteur: René Klein
Für-Gründer.de Redaktion

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.

  | Voraussetzungen für ein Angel-Investment

Der Einstieg eines Business Angels hängt davon ab, ob das eigene Start-up grundlegende Voraussetzungen erfüllt, die es für ein Investment durch private Investoren interessant machen. Dazu zählen:

  • Innovatives und technologieorientiertes Produkt oder Angebot
  • Attraktive Größe des Zielmarkts und Skalierbarkeit der Geschäftsmodells
  • Das Start-up zeigt einen USP und relevante Wettbewerbsvorteile
  • Ein kompetentes und leidenschaftliches Gründerteam
  • Erste Traktion: überzeugendes Konzept, entwickelter Prototyp oder ggf. Proof of Concept
  • Attraktive Unternehmensbewertung und für den Investor passender Kapitalbedarf
  • Exit-Fähigkeit bzw. Exit-Szenarien können aufgezeigt werden

Business Angels investieren in vielfältigen Bereichen, wie z. B. IT & Software, Healthcare & Medizintechnik, Fintech, Food, eCommerce oder Mobilität. Der einzelne Angel Investor fokussiert sich in der Regel auf ausgesuchte Branchen. Der Grund ist, dass er Unternehmen, an denen er sich beteiligt, mit seinen Kontakten und Erfahrungen aus der Branche aktiv unterstützen möchte. Nur wenn dieser Fit gegeben ist, wird er über ein Investment nachdenken. Dies ist nicht als negative Bewertung für das jeweilige Start-up zu sehen. Vielmehr geht es darum, den für das eigene Start-up und die jeweilige Branche passenden Investor zu finden.

Abschließend gehören eine gute Finanz- und Liquiditätsplanung sowie ein sauberes juristisches Set-up zu den Grundvoraussetzungen für ein Angel Investment. Nähere Details zur juristischen Komponente haben wir im Punkt Due Diligence & Vertrag zusammengestellt.

Neben Kapital: 5 Dinge, die bei der Wahl eines Business Angels wichtig sind

#1 Portfolio und Trackrekord abfragen

Es gibt Business Angels, die mehr als 50 Investments gleichzeitig halten – diese verfolgen dann wohl eher den Spray-and-Pray-Ansatz. Ob man mit so einem Investor eure Ziele erreicht, diese Frage muss jeder sich selbst beantworten. Das gleiche gilt natürlich auch für einen Business Angel, der noch nie eine größere Anschlussfinanzierung begleitet hat.

In jedem Fall ist es aber ratsam, beim Sondierungsgespräch mit einem Business Angel nicht nur Fragen zu beantworten, sondern vielmehr selbst die richtigen Fragen zu stellen.

#2 Kapitalbedarf zu Ende denken

Überlegen Sie sorgfältig, wie hoch der Kapitalbedarf zukünftig sein wird. Wenn von vornherein klar ist, dass Sie nach der Produktentwicklung und Markteinführung bei einem skalierbaren Geschäftsmodell für eine mögliche Internationalisierung weiteres Kapital und anderes Know-how als zum Start benötigen, dann beziehen Sie diese Gedanken am Tag 1 mit ein. Möglicherweise wäre ein Business Angel, der das nötige Branchen-Know-how mitbringt, zwar auf den ersten Blick der richtige Angel für Sie. Aber wenn dieser keine Kontakte zur internationalen Venture Capital-Szene und keine Erfahrungen mit der Internationalisierung hat, dann ist dieser Business Angel nur bedingt für Sie geeignet.

#3 Mögliches Spannungsfeld zwischen Business Angel und VC beachten

Eine Kooperation zwischen Business Angel als Erstinvestor und VC als Kapitalbooster ist sicherlich möglich.

Klären Sie aber vor dem Onboarding des Business Angels ab, welchen Antrieb und Anlagehorizont dieser hat. Die Motivationen der privaten und institutionellen Investoren können sehr weit auseinandergehen.

Gerade VCs haben in der Regel einen klaren Zeithorizont für ihre Investments und werden schon im Erstgespräch das Thema Exit auf die Tagesordnung setzen. Also sprechen Sie mit den potenziellen Business Angels offen über mögliche spätere Investoren und vor allem über die Vertragsgestaltung hinsichtlich einer zukünftigen Bereinigung der Investorenbasis (Stichwort: Verwässerung). Im Idealfall bringt sich Ihr Business Angel direkt bei der späteren Kapitalsuche mit ein und zahlt einen M&A-Berater schon beim Erstvertrag.

#4 Know-how und Verfügbarkeit prüfen

Klären Sie, wie weit sich der potenzielle Business Angel beim Aufbau Ihres Start-ups beteiligen will und kann. Welche Kenntnisse aus Ihrer Branche kann er vorweisen und wie sieht seine generelle Verfügbarkeit aus – fristet er vielleicht sein Dasein auf dem Golfplatz oder auf einem Segelboot? Ist er für Ad hoc-Herausforderungen, die das tägliche Hamsterrad mit sich bringt, ansprechbar und für erforderliche Unterschriften/Verhandlungen mit neuen Investoren immer kurzfristig verfügbar (Stichwort: Information- und Zustimmungsrechte)?

#5 Klassische Themen für zukünftiges Konfliktpotenzial vermeiden

Sei es die Vertragsgestaltung im Allgemeinen (Verwässerung bei Kapitalerhöhung, Geheimhaltung auch nach dem Exit, Mitsprache- und Kontrollrechte) oder die Finanzierungsformen im Besonderen (Stichwort: Wandeldarlehen): die Zukunft birgt eine Menge Konfliktpotenzial zwischen den Gründern, Seed-Investoren (Business Angels) sowie institutionellen Investoren (VC Fonds). Kümmern Sie sich rechtzeitig um diese klassischen Themen. Ein Co-Investment mit einem öffentlichen Träger (wie dem HTGF) kann Kosten und Risiko reduzieren. Auf jeden Fall sollten Sie sich unbedingt mit diesen Themen auseinandersetzen, bevor Sie an einem so lohnenswerten Event wie bspw. dem Deutschen Business Angel Tag des BAND teilnehmen.

Tipp

Ein Business Angel investiert für eine begrenzte Zeit. Vor einer Beteiligungsentscheidung sind mögliche Exit-Strategien aufzuzeigen

Exit-Strategien für Start-ups

  | So investieren "Engel" in Start-ups

Business Angels zählen häufig zu den ersten professionellen Investoren eines Start-ups. Sie steigen in der frühen Phase der Unternehmensentwicklung ein – als Pre- oder Seed-Phase bezeichnet. Dies kann parallel zur Teilnahme an einem Acclerator- oder Inkubator-Programm erfolgen. Das Investitionsvolumen der meisten Business Angels liegt zwischen 50.000 € und 250.000 €. Dementsprechend realistisch sollte der Kapitalbedarf gestaltet sein, wenn sich Unternehmen auf die Angel-Suche begeben. Größere Beträge bis zu 1 Mio. € sind möglich, werden jedoch oft in Kooperation mit anderen Business Angels und / oder Venture Capital Gesellschaften realisiert (Pooling).

Die Form der Beteiligung ist meist eine offene Beteiligung. Das heißt, der Investor erwirbt Anteile am Unternehmen und die damit verbundenen Rechte & Pflichten. In der Praxis sieht diese Beteiligungsform wie folgt aus:

  • Die 3 Gründer halten vor der Finanzierung 100 % ihrer Start-up-GmbH. Sie haben das Stammkapital in Höhe von 25.000 Euro zu gleichen Teilen eingezahlt. Sie sind auf der Suche nach 100.000 € und überzeugen einen Business Angel vom Einstieg.
  • Beide Seiten einigen sich auf eine Unternehmensbewertung von 1 Mio. € – den Unterschied zwischen Pre- und Post-Money lassen wir an dieser Stelle außen vor.
  • Für 100.000 € erhält der Investor 10 % am Unternehmen. Dabei wird das Stammkapital von 25.000 € auf 27.778 € erhöht (2.778 Anteile sind gleich 10 %). Der restliche Teil des Investments von 100.000 € geht in die Kapitalrücklage (97.222 €).

Der Business Angel profitiert dabei von Ausschüttungen während seiner Beteiligung oder durch den Verkauf zu einem späteren Zeitpunkt (Exit). Der Zeithorizont seines Investments ist auf 4 bis 7 Jahre ausgerichtet. Im Zusammenhang mit dem Einstieg des Engels wird ein Beteiligungsvertrag aufgesetzt. Was dort neben der Beteiligungshöhe noch drin steht, findet sich unter Punkt 5.

Eine seltene Form der Beteiligung stellt die stille Beteiligung dar – bspw. über Mezzaninekapital oder ein Nachrangdarlehen. Dabei handelt es sich um eigenkapitalähnliche Instrumente, die aber keine Anteile am Unternehmen bedeuten.

Eine weiteres Instrument, um ein Investment einzugehen, ist das Wandeldarlehen. Alle Details zu dieser Finanzierungsform haben wir auf einer gesonderten Seite zum Wandeldarlehen zusammengestellt.

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Ein Business Angel hilft jungen Unternehmen mit Geld und Experten-Wissen beim Wachsen

  | Förderung: INVEST-Zuschuss & EAF

Es gibt Förderinstrumente, die Investments von Business Angels unterstützen. In Deutschland erfolgt die Förderung über das Bafa-Programm INVEST – Zuschuss für Wagniskapital.

Kern des Programms INVEST – Zuschuss für Wagniskapital ist, dass private Investoren, die sich mit Risikokapital an jungen, innovativen Unternehmen beteiligen, einen Zuschuss erhalten. Dieser beträgt 20 % der Beteiligungssumme und fließt direkt an den Business Angel zurück. Somit hat er weitere freie Mittel für andere Investments. Bei einem Exit ist unter bestimmten Konditionen zusätzlich ein Exit-Zuschuss im Rahmen von INVEST möglich. Start-ups können sich bei INVEST um die Förderfähigkeit bewerben. Erfüllen sie die Voraussetzungen, gilt die Förderfähigkeit für ein Jahr. Geht ein Investor innerhalb dieser Zeit eine Beteiligung an dem Unternehmen ein, bekommt dieser den Zuschuss. Das ist natürlich ein großes Plus bei der Investorensuche. Wir haben alle Details für den Antrag auf INVEST - Zuschuss für Wagniskapital zusammengefasst.

Europäische Fördermittel für Beteiligungen von Privatinvestoren werden über den European Angels Fund (unter dem European Investment Fund) zur Verfügung gestellt. Dieser geht Co-Investments mit den Business Angels ein, die sich erfolgreich für das Programm beworben haben. Start-ups können an dieser Stelle nicht selbst aktiv werden: mehr Details zum European Angels Fund.

  | Business Angel finden: Netzwerke und Co.

Als Start-up-Gründer einen Business Angel zu finden, ist nicht ganz einfach, da es kein „zentrales Business Angel Register“ gibt. In den vergangenen Jahren ist die Business Angel-Szene professioneller und sichtbarer geworden. Das hilft dabei, mit einem Business Angel in Kontakt zu treten. Für die Suche stehen folgende Kanäle zur Verfügung:

  1. Direktes Netzwerk: Empfehlungen. LinkedIn & Co.
  2. Business Angel Netzwerke
  3. Pitching-Events
  4. Business Angel Plattformen

Bevor wir die einzelnen Kanäle vorstellen, ist es wichtig, vorher die Voraussetzungen (siehe Punkt 1) zu klären und die eigenen Unterlagen (Pitch Deck, Businessplan und Finanzplanung) perfekt auszuarbeiten. Ansonsten ist die Anfrage schnell verbrannt und die Investorensuche endet, bevor sie begonnen hat. Schließlich ist die Angel-Szene untereinander gut vernetzt.

Kreativität ist für die Kapitalsuche ein Erfolgsfaktor, wie das nachfolgende Video eines Start-ups zeigt, das damals einen Angel-Investor auf sich aufmerksam machen wollte:

#1 Direktes Netzwerk: Empfehlungen, LinkedIn & Co.

Empfehlungen sind der Königsweg bei der Investorensuche. Von vielen Business Angels ist zu hören, dass sie Hinweisen von anderen Entrepreneuren folgen, die bereits erfolgreich Finanzierungsrunden abgeschlossen haben. Somit lohnt der Blick ins eigene Netzwerk: mit welchen Gründern ist man verknüpft, die bereits ein Investment erhalten haben? Auch aktiv im Netzwerk zu streuen, dass das eigene Start-up nach einem Investor sucht, kann zu Weiterempfehlungen und einem Türöffner führen.

In Zeiten von LinkedIn & Co. ist die direkte Ansprache erfolgsversprechend. Allerdings nicht mit standardisierten Massen-Nachrichten. Individuell, kurz, prägnant und aus Sicht des Angels mit hoher Relevanz sollten die Nachrichten formuliert sein, um Interesse zu wecken. Schließlich sind viele Entrepreneure in den Netzwerken unterwegs und versuchen, Aufmerksamkeit auf das eigene Start-up zu lenken. Dies gilt auch für Emails, die an potenzielle Investoren verschickt werden.

Wichtig: Bei der Suche nach dem Business Angel geht es nicht darum, einfach ein Investment zu finden. Der Business Angel sollte gut zum Start-up passen. Finden Sie heraus, welchen Investor Sie nicht an Bord haben wollen. Vertrauen und Sympathie muss in beide Richtungen gewährleistet sein.

#2 Business Angels Netzwerke

Das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) kann bei der Investorensuche behilflich sein. Dafür stellt das Netzwerk einen One Pager zum Download zur Verfügung. Start-ups, die den One-Pager ausfüllen und an das Business Angels Netzwerk Deutschland zurücksenden, haben die Chance, dass der One Pager an die angeschlossenen regionalen Business Angels Netzwerke und weitere Mitglieder aus dem Netzwerk verteilt wird. Um diesen Multiplikator-Effekt zu nutzen, gilt es folgende Dinge zu beachten:

  • der Gründer persönlich füllt den One-Pager aus
  • der One Pager ist vollständig, vor allem im Hinblick auf die Finanzkennzahlen
  • das Start-up setzt innovative und technologieorientierte Produkte um
  • der USP ist klar erkennbar
  • das Unternehmen befindet sich in einer frühen Phase

Dies spiegelt auch die unter Punkt 1 genannten Kriterien für die Voraussetzungen eines Business Angels-Investments wider.

Ziel des One-Pagers ist es, zu einem Matching Event der zahlreichen regionalen Business Angels-Netzwerke eingeladen zu werden. Bei den Matching-Events präsentieren in der Regel 4 bis 6 Start-ups. Der Pitch erfolgt somit in kleiner Runde vor interessierten Investoren, die sich bereits im Vorfeld mit den Informationen des One-Pagers beschäftigt haben. Auf die regionalen Business Angels-Netzwerke wie z. B. Business Angels Frankfurt Rhein Main, Business Angels Club Berlin-Brandenburg oder das Cyberforum in Baden-Württemberg können Start-ups natürlich auch direkt zugehen. Wir haben die wichtigsten und größten Netzwerke in Deutschland zusammengestellt.

Auf europäischer Ebene bietet das European Business Angels Network (EBAN) mit Sitz in Brüssel Unterstützung bei der Angel-Suche. Zum Leistungsspektrum gehören Pitch-Trainings und Beratungen bei Finanzierungsstrategien, Events zum Netzwerken zwischen Start-up und Investor sowie selbst organisierte Pitching-Events, bei denen Start-ups die Chance auf eine Präsentation vor Investoren haben.

#3 Pitching-Events

Fester Bestandteil vieler Start-up-Konferenzen sind Pitching-Sessions, auf denen sich Start-ups präsentieren können. Das Publikum besteht dabei nicht ausschließlich aus potenziellen Investoren, doch die eigene Geschichte möglichst weit in die Welt zu tragen, hat schon vielen Gründern bei der Investorensuche geholfen. Schlüssel dafür ist ein überzeugender Pitch. Wir haben Tipps für den perfekten Elevator Pitch inkl. Events sowie den Inhalt für das Pitch Deck zusammengetragen. Auch wenn man nicht selbst präsentiert, bieten die Pitching-Events die Möglichkeit, in den Pausen erfolgreich zu netzwerken und mit Investoren ins Gespräch zu kommen.

 

#4 Business Angels Plattformen

Als Weiterentwicklung des Crowd Investings haben sich Plattformen herausgebildet, die Start-ups online mit Privatinvestoren verknüpfen wollen. Dabei müssen sich Start-ups in einem ersten Schritt in eine Datenbank eintragen (teils gebührenpflichtig). Danach stellt die Business Angel Börse das Unternehmenskonzept einer Reihe von Investoren vor oder eine Online-Finanzierungsrunde startet, bei der Investoren einsteigen können. Zu Anbietern in diesem Bereich zählen z. B. Companisto, PrimeCrowd oder salsup.

Wer eine solche Plattform ins Auge fasst, sollte auf die Seriosität achten. Eine Mitgliedschaft im Business Angels Netzwerk Deutschland ist ein Indikator dafür. Prüfbar ist, ob bekannte Business Angels auf den Plattformen unterwegs sind. Ein Kontakt mit Start-ups, die dort eine Finanzierung abgeschlossen haben, lohnt ebenfalls.

Tipps für die Suche

Der deutsche Business Angels Markt ist groß, vielfältig und vor allem eins: nicht homogen. Umso wichtiger ist es, dass Sie folgende Punkte beachten:

  • Gute Vorbereitung – das A&O für das Gespräch. Bereiten Sie das Gespräch mit einem Business Angel gut vor. Nehmen Sie sich Zeit für die Ausarbeitung des Businessplans und kontaktieren Sie die Investoren erst, wenn Sie von Ihrem Aufritt 100 % überzeugt sind. 
  • Die Eintrittskarte:  Der One-Pager (Executive Summary). Die meisten Netzwerke verlangen einen One-Pager, der die wichtigsten Informationen zum Start-up beinhaltet (z. B. Markt, Produkt, USP, Management, etc.).
  • Dran bleiben – Initiative ergreifen! Haben Sie den One-Pager oder ein Pitch Deck abgeschickt, heißt die Devise dran bleiben! Rufen Sie an und erkundigen Sie sich nach dem Stand der Dinge. Damit zeigen Sie Eigeninitiative und wirken engagiert und professionell.
  • Mehrgleisig fahren! Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Sprechen Sie unterschiedliche Netzwerke an und nutzen Sie die verschieden Möglichkeiten, um mit einem Business Angel in Kontakt zu treten.
  • Im Gespräch mit dem Business Angel: Offen und ehrlich. Business Angels erwarten nicht, dass ein Unternehmen in der Startphase perfekt ist. Investoren erkennen schnell, ob ein Gründerteam es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Spielen Sie mit offenen Karten. Damit ein Business Angel optimal unterstützen kann, ist es wichtig, dass er mögliche Schwachstellen kennt.
  • Sich über den Business Angel informieren. Sprechen Sie zum Beispiel mit dem BAND und erkundigen Sie sich nach dem Business Angel. Holen Sie sich Referenzen bei Portfoliounternehmen ein. Wichtig ist auch, dass die Chemie zwischen beiden Parteien stimmt.

  | Due Diligence & Beteiligungsvertrag

Ist der Kontakt hergestellt und das Interesse über ein aussagekräftiges Pitch Deck geweckt, dann stehen die Details an. Im Rahmen einer Due Diligence schaut der Business Angel tiefer ins Start-up. Natürlich ist dabei oft noch nicht viel zu sehen. Umso wichtiger ist, dass die Unterlagen wie die Finanzplanung oder der Prototyp zusammen mit der Vision und dem Team überzeugen. Der Fokus der Due Diligence liegt dementsprechend auf:

  • dem Gründerteam (Leidenschaft, Leidensfähigkeit, Skillset)
  • Markt & Wettbewerb
  • Finanz- & Liquiditätsplanung
  • Technologie und rechtliche Aspekte (Patente)
  • Vertrieb (Wie sollen Kunden gewonnen werden, was kosten Kunden?)

Eng mit der Finanzplanung ist die Unternehmensbewertung verknüpft. Die Bewertungsfrage kann schnell zur Gretchenfrage werden. Überzogene Bewertungsvorstellungen der Gründer und Hockey Stick-Finanzpläne bedeuten häufig das Aus für die Gespräche. Business Angels haben meist einen guten Überblick über den Markt und können marktgerechte Unternehmensbewertungen ableiten. In den Verhandlungen gilt es, eine für beide Seiten faire Bewertung herzustellen. Offene und konstruktive Gespräche, die auch Feedback berücksichtigen, helfen dabei. Gleiches gilt für die Diskussion über die Gehälter der Gründer nach der Finanzierung.

Im Beteiligungsvertrag werden weitere Details festgehalten. Dazu zählen z. B. Meilensteine, Vesting-Regelungen oder Liquiditätspräferenzen.

  | Finanzierungsalternativen

Auch in der Frühphasen-Finanzierung gibt es mittlerweile eine ganze Reihe an Alternativen zu den privaten Investoren. Dazu zählen:

Um die erste Finanzierungsphase zu überspringen, kann Bootstrapping eine Strategie sein. Ziel ist, die Wachstumsphase aus eigener Kraft zu erreichen. Bei einer dann erfolgenden Finanzierungsrunde haben die Gründer noch alle Anteile und eine bessere Verhandlungsposition, da sie unternehmerischen Erfolg auch ohne Wachstumskapital unter Beweis gestellt haben.

  | Offene Fragen

Was ist ein Business Angel?

Business Angels sind vermögende und unternehmerisch denkende Personen, die sich mit Risiko- oder Wagniskapital, Know-how und ihrem Netzwerk in junge, meist innovative, wachstumsstarke Unternehmen einbringen. Für sein Kapital erhält er Anteile am Unternehmen und wird Miteigentümer. Business Angels setzen darauf, dass die erworbenen Unternehmensanteile aufgrund eines guten Geschäftsverlaufs erheblich an Wert gewinnen und sie diese nach ein paar Jahren ihre Anteile mit Gewinn verkaufen können.

Wie viele Business Angels gibt es in Deutschland?

Eine ganz genau Zahl der aktiven Business Angels in Deutschland gibt es nicht. Ein Studie aus dem Jahr 2014 schätzt die Anzahl auf rund 7.500. Davon ist nur ein kleiner Teil (1.400) in einem der Business Angels Netzwerke registriert.

Wie viel investieren Business Angels in Start-ups?

Im Durchschnitt liegen Beteiligungen von Business Angels bei 50.000 Euro. Die Beteiligungshöhe beträgt 10 bis 20 %. Typischerweise erfolgt eine offene Beteiligung, selten eine stille Beteiligung. Auch ein Wandeldarlehen ist möglich.

In welcher Phase investiert ein Business Angel?

Business Angels investieren überwiegend in die Seed- und/oder Start-up Phase eines jungen Unternehmens (Early Stage), damit sie an der Wertsteigerung des Unternehmens frühzeitig partizipieren und mit ihrem Know-how Einfluss auf die Unternehmensentwicklung nehmen (und gegebenenfalls gegensteuern) können.

Welche Investoren kommen nach dem Angel-Investor?

Auf Angel-Investments folgen in der Regel klassische VC-Investoren mit Finanzierungsrunden von 0,5 bis 1 Mio. Euro (A-Runde) oder ab 2 Mio. Euro (B-Runde).

Was ist der Unterschied zwischen Business Angels und Venture Capital?

Business Angels investieren in der Regel früher als klassische Venture Capital-Investoren. In dem Zusammenhang ist aber das Finanzierungsvolumen niedriger. Venture Capital-Gebern wird häufiger nachgesagt, dass sie als reine Finanzinvestoren unterwegs sind. Ein Business Angel hingegen engagiert sich aktiver im Unternehmensgeschehen und versucht, das Start-up operativ voranzubringen.

Wer sind bekannte Business Angels?

Business Angels sind häufig nicht in der Öffentlichkeit präsent. Das Business Angels Netzwerk Deutschland zeichnet jährlich den Business Angel des Jahres aus. Zu den Preisträgern gehören u. a. Nikolaus Bayer, Florian Huber, Christian Vollmann, Prof. Dr. Tobias Kollmann.

Prominentere Privatinvestoren sind bspw. Joko Winterscheidt, Frank Thelen, Ralf Dümmel (Höhle der Löwen), Carsten Maschmeyer.

Zudem sind erfolgreiche Entrepreneure, die erfolgreiche Exits hingelegt haben, als Business Angels für Start-up unterwegs. Dazu zählen bpsw. Christian Reber, Lea-Sophie Cramer oder Max Wittrock.

  | Unser Fazit

Business Angels unterscheiden sich zwar in Bezug auf  Investitionssumme, Branchenfokus und Unternehmensphase, jedoch sind für alle Business Angels folgende Punkte wichtig:

  • Geschäftsidee: Business Angels sind überwiegend an Unternehmen mit einer innovativen Geschäftsidee mit guten Wachstumsperspektiven interessiert. Idealerweise bietet das Unternehmen ein Produkt oder eine Dienstleistung, die dem Wettbewerb überlegen ist und nicht schnell imitiert werden kann.
  • Gründerteam: Die Qualifikation des Gründerteams ist meist das wichtigste Kriterium für die Beteiligungsentscheidung. Technische, kaufmännische und persönliche Fähigkeiten und der unbedingte Wille, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen, müssen vorhanden sein.
  • Business- und Finanzplanung: Weitere Anforderungen sind, dass der Businessplan sauber ausgearbeitet und die Ertragsperspektive realistisch ist sowie die Finanzierungsfragen lösbar sind (siehe Finanzplan).

Vor- und Nachteile
Business Angels-Finanzierungen sind für viele Start-ups die 1. Etappe in einer längeren Finanzierungsstrecke. Wir haben die Vor- und Nachteile zusammengefasst:

  • Vorteile: Fokus auf Pre-Seed- und Seed-Phase, Unterstützung durch Kapital & Know-how, relativ schlanker Investmentprozess, INVEST-Zuschuss fördert Beteiligungen
  • Nachteile: Abgabe von Unternehmensanteilen, Investorensuche braucht Zeit, niedrigere Investmentsumme ggü. VC, juristisches Setup für künftige Finanzierungen relevant, Trennung von Investor schwierig
Chefredakteur: René Klein

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.